Bierhoff entscheidet das Finale der EURO '96
Montag, 6. Oktober 2003
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Tschechische Republik - Deutschland 1:2 n.V.
Oliver Bierhoff kam von der Bank und führte Deutschland zum Gewinn der EURO '96, so wie es die Frau von Berti Vigts vorhergesagt hatte.
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Oliver Bierhoff kam von der Bank und führte das verletzungsgeplagte Deutschland zum Titel bei der EURO '96, dabei hatte die Truppe von Berti Vogts im Finale gegen die Tschechische Republik bei der Einwechslung noch zurückgelegen, doch in der Verlängerung gelang der Treffer zum 2:1.
21 Minuten vor Ende der regulären Spielzeit wurde Bierhoff eingewechselt, Deutschland lief nach dem verwandelten Elfmeter von Patrik Berger nach einer Stunde einem Rückstand hinterher. Der Stürmer von Udinese Calcio brauchte nicht lange für den Ausgleich, sodass die Partie in die Verlängerung ging, wo in der 95. Minute das erste Golden Goal der Geschichte fiel.
Mit diesem Spiel schlossen sich einige Kreise. 20 Jahren zuvor hatte die deutsche Mannschaft im Finale des gleichen Wettbewerbs gegen die Tschechoslowakei verloren, die damals ein genauso unbeschriebenes Blatt war wie heute die Tschechische Republik.
1992 waren die Deutschen im Finale von einer anderen vermeintlich kleinen Mannschaft geschlagen worden, und bei der FIFA-Weltmeisterschaft 1966 hatten sie, ebenfalls in Wembley, aufgrund eines umstrittenen Tores verloren. Jetzt war es an der Zeit, zurückzuschlagen.
Die Voraussetzungen waren nicht gerade viel versprechend. Während die Tschechen Patrik Berger sowie drei der gesperrten Spieler wieder einsetzen konnten, war die Verletztenliste der deutschen Mannschaft so lang geworden, dass Jürgen Klinsmann sich entschied, trotz seiner Wadenverletzung zu spielen und die Mannschaft außerdem die Erlaubnis erhielt, ihren Kader um zwei weitere Spieler aufzustocken.
Die erste Halbzeit verlief weitgehend ereignislos. Die Deutschen machten Druck, die Tschechen standen in der Abwehr und konterten von hinten. Pavel Kuka konnte sich befreien, sein Schuss war jedoch genau auf den Tormann gerichtet. Stefan Kuntz vergab zwei Möglichkeiten, und der Rest der Halbzeit war in jeder Hinsicht ein Geduldspiel.
Die Tschechen gingen mit einem umstrittenen Elfmeter in Führung, nachdem Matthias Sammer den gewitzten Karel Poborský zu Fall gebracht hatte. Berger lochte den Ball ein, und es sah so aus, als sollte der Name der Tschechischen Republik bald auf dem Pokal stehen. Aber dann wechselte Vogts Bierhoff ein, und der stellte sofort seine Fähigkeiten in der Luft unter Beweis.
Der Ball war nach einem von Christian Ziege weit rechts ausgeführten Freistoß lange Zeit in der Luft, Torhüter Petr Kouba lief jedoch nicht heraus und gab Bierhoff so die Möglichkeit, hochzusteigen und den Ball über ihn hinweg ins Tor zu köpfen. Vladimir Šmicer, der zwei Tage zuvor nach Hause gefahren war, um zu heiraten, konnte sein in der letzten Minute gegen Russland erzieltes Tor fast wiederholen, aber Andreas Köpke rettete mit einem Hechtsprung.
Und endlich, nach all den Verlängerungen, die es in diesem Turnier bereits gegeben hatte, sollte ein Spiel durch ein Golden Goal entschieden werden.
Bierhoff stand mit dem Rücken zum Tor an der Strafraumgrenze, drehte sich und feuerte einen Schuss mit dem linken Fuß ab. Der Ball wurde auf seinem Weg zu Kouba von Michal Horňák abgefälscht. Der Torhüter gab der deutschen Mannschaft etwas Hilfestellung, der Ball schlüpfte ihm durch die Finger und tropfte vom langen Pfosten ins Tor.
Das war das plötzliche Ende für den gänzlich unerwarteten Durchmarsch der tschechischen Mannschaft.
Aufstellungen
Tschechische Republik: Kouba; Suchopárek, Kadlec (K), Horňák; Nĕmec, Rada, Bejbl, Berger, Nedvĕd, Poborský (88. Šmicer); Kuka
Bank: Nĕmeček, Drulák. Frýdek, Kubík. Srníček, Kotůlek, Novotný, Kerbr, Maier
Trainer: Dušan Uhrin
Deutschland: Köpke; Ziege, Helmer, Sammer, Babbel, Strunz; Hässler, Eilts (46. Bode), Scholl (69. Bierhoff); Klinsmann (K), Kuntz
Bank: Kahn, Schneider, Reck
Trainer: Berti Vogts
Schiedsrichter: Pierluigi Pairetto (Italien)
Spieler des Spiels: Karel Poborský (Tschechische Republik)