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Überfußballer Messi unter der Lupe

Aufgrund seiner Übersicht auf dem Platz scheint es manchmal fast, als hätte Lionel Messi Augen im Hinterkopf. Champions versucht herauszufinden, ob es eine wissenschaftliche Erklärung für seinen sechsten Sinn gibt.

Lionel Messi kann laut Wissenschaftlern besonders viele Informationen aus einem einzigen Blick ziehen
Lionel Messi kann laut Wissenschaftlern besonders viele Informationen aus einem einzigen Blick ziehen ©Getty Images

Den kompletten Artikel finden Sie in der neuesten Ausgabe von Champions, dem offiziellen Magazin der UEFA Champions League.

Es gibt wenige Einzelaktionen im Fußball, die derzeit so sehenswert sind wie die Dribblings oder Pässe von Lionel Messi. Manchmal scheint es fast so, als würde er das Spiel ganz anders wahrnehmen als die anderen Akteure auf dem Rasen.

Sportwissenschaftler in Deutschland und der Niederlände haben sich einmal intensiver mit dem Thema beschäftigt. "Wir haben uns dafür interessiert, welche Mechanismen den Höchstleistungen im Sport zugrunde liegen", erklärt Prof. Dr. Norbert Hagemann von der Universität Kassel. "Fußballer sind auf einer großen Fläche aktiv und müssen enorm viele Leute auf dem Platz wahrnehmen. Wir waren überzeugt, dass der beste Spieler mehr Leute gleichzeitig wahrnehmen kann als die anderen."

Um diese Theorie zu testen, haben die Wissenschaftler das Verhalten von Amateurfußballern bei unterschiedlichsten Situationen untersucht, allerdings standen die Ergebnisse am Ende tatsächlich im Widerspruch zu der Theorie.

"Allgemein konnten wir nicht feststellen, dass bessere Spieler einen größeren Sichtbereich haben", so Hagemann. "Sie bekommen ihre Informationen nicht von einem größeren Blickwinkel. Allerdings haben wir herausgefunden, dass sie ihren Blick länger fixieren. Es ist zu vermuten, dass solche Unterschiede bei "Blick-Strategien" hilfreich bei effizienter Informationsbeschaffung sind."

Während die besten Spieler also nicht unbedingt einen größeren Blickwinkel als durchschnittliche Spieler haben, können Sie mehr Informationen durch einen einzigen Blick aufnehmen. Diese Feststellung unterstützt die "Brocken-Theorie", welche auf der Entdeckung basiert, dass sich die besten Schachspieler ein Brett in fünf oder sechs Teilen merken können, und nicht als ganzes aus 32 Teilen.

Daniel Kahneman, ein mit dem Nobelpreis ausgezeichneter Psychologe, hat seine eigene Interpretation dieses Phänomens. Anhand der Erfahrung von Feuerwehrmännern, die oftmals spüren können, wenn ein Haus kurz vor der Explosion steht, glaubt er, dass sie etwas entwickeln, was er "Experten-Intuition" nennt. Dabei handelt es sich um eine instinktive Methode zur Lösung eines speziellen Problems. Könnte man damit Messis außergewöhnliche Fähigkeiten beschreiben?

Spieler, die nicht so begabt wie Messi sind, könnten in Sachen "Blick-Fixierung" trainiert werden, aber Hagemann ist nicht davon überzeugt, dass sich dadurch automatisch auch die Leistung steigert. "Der weniger begabte Spieler muss die Spielstruktur, die Bewegungsmuster und so weiter lernen. Sie müssen also eine Wissensbasis aufbauen, mit dem sie relevante Informationen in der richtigen Situation auch erkennen. Wenn man weniger begabte Spieler trainieren will, wäre es hilfreicher, die Aufmerksamkeit auf die relevanten Eigenschaften des Spiels zu richten. Die Blick-Fixierung ist ein Nebenprodukt des Verständnisses, wo man gegenwärtig sein muss."

Ob man dies nun als Wissensbasis oder "Experten-Intuition" bezeichnet, diese Eigenschaft verhilft es talentierten Fußballern, bevorstehende Ereignisse besser zu antizipieren. Je größer die Wissensbasis, desto besser ist meistens auch der Spieler.

"Wenn der beste Fußballer bereits weiß, was als nächstes passiert, dann wird er auch wissen, auf was und wo er seine Aufmerksamkeit richten muss. "Spieler wie Messi sind großartig darin, Entscheidungen zu treffen. Sie haben bei der Antizipation Fähigkeiten, mit denen sie komplexe Probleme auf bestmögliche Art und Weise lösen können."