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Champions League Performance Insights: Wie taktische Feinjustierungen Man Citys Erfolg gegen Borussia Dortmund prägten

Von den punktgenauen Pässen eines Verteidigers bis hin zu entscheidenden taktischen Nuancen – beim Blick auf das Duell von Manchester City und Borussia Dortmund fanden die Technischen Beobachter der UEFA Michael Carrick und Ole Gunnar Solskjær reichlich Stoff zur Analyse.

Manchester City-Trainer Pep Guardiola gibt seinen Spielern während des 4:1-Sieges gegen Borussia Dortmund am 4. Spieltag Anweisungen
Manchester City-Trainer Pep Guardiola gibt seinen Spielern während des 4:1-Sieges gegen Borussia Dortmund am 4. Spieltag Anweisungen UEFA via Getty Images

Für Fußballliebhaber ist die UEFA Champions League die große Bühne – nicht nur aufgrund individueller Brillanz, sondern auch für taktische Feinheiten, die auf diesem Niveau den Unterschied machen.

Vor dem 5. Spieltag hat die UEFA Game Insights Unit das Duell zwischen Manchester City und Borussia Dortmund unter die Lupe genommen – und genau solche Beispiele gefunden: von Nico Schlotterbecks herausragendem Passspiel über Citys clevere Mittelfeldstruktur bis hin zu Pep Guardiolas taktischen Anpassungen, die am Ende den Sieg sicherten.

Mit Unterstützung der Technischen Beobachter der UEFA Michael Carrick und Ole Gunnar Solskjær vertiefen wir hier die Analyse des 4:1-Erfolgs von Man City und gehen näher auf drei zentrale Themen ein.

Schlotterbecks Aufbauspiel aus der Defensive

City-Trainer Guardiola sagte nach dem Spiel, seine Mannschaft habe zu Beginn "nicht gewusst, wo wir waren", so stark sei Dortmund gestartet. Ein Blick auf die beiden Aktionskarten oben und unten – inklusive Pässen, Einwürfen und Flanken aus den ersten neun Minuten – veranschaulicht das. In dieser Phase spielte City in der gesamten gegnerischen Hälfte nur zwei Pässe.

In diesen ersten Minuten gab es viel, was das Team von Niko Kovač gut umsetzte: Dortmund presste entschlossen, spielte mutig und mit hoher Intensität, und setzte auf kluge Laufwege – besonders gut zu sehen bei Karim Adeyemi im Video unten.

Eine weitere auffällige Komponente dieser frühen Dominanz war Schlotterbecks Spielaufbau: intelligente, vertikale Zuspiele, die seine Übersicht und technische Klasse auf Champions-League-Niveau unterstreichen.

Champions League Tactical Insights: Schlotterbecks getarnte Pässe

Um genau solche Aktionen geht es in den drei Szenen des ersten Videos: Jede zeigt einen geschickt verschleierten Pass von Schlotterbeck – beginnend mit seinem Zuspiel auf Daniel Svensson in den ersten Sekunden, nachdem er zuvor mit seiner Körperhaltung einen Pass nach außen angedeutet hatte.

Das zweite Beispiel sticht sogar noch mehr heraus: Schlotterbeck lässt sich fallen und verschafft sich so Freiraum, ehe er den Ball erhält. Dann deutet er einen Pass nach links an – Citys Spieler orientieren sich sofort dorthin – bevor er im nächsten Moment einen vertikalen Ball auf Svensson spielt.

Carrick erklärte den Einfluss des Innenverteidigers so: "Schlotterbeck zeigte ein hervorragendes Bewusstsein für Optionen über den gesamten Platz – nicht nur in seiner unmittelbaren Umgebung. Wenn man diese Übersicht besitzt und sie auch nutzt, reduziert das den Druck, weil der Gegner weiß, dass man jeden Pass spielen kann – und ihn auch spielt."

Über die dritte Szene sagte Carrick: "Sein Bewusstsein für Adeyemi auf dem anderen Flügel, kombiniert mit seinem Täuschungsmanöver und der Ausführung, war besonders beeindruckend."

Citys Mittelfeldraute und das Überladen des Zentrums

Nach diesen schwierigen Anfangsminuten übernahm City mehr und mehr die Kontrolle. Für die Game Insights Unit lag einer der Schlüssel darin, wie City im Zentrum eine Überzahl schuf. Obwohl das Team im 4-3-3 startete, formten geschickte Läufe immer wieder eine Mittelfeldraute (3-1-3-3) – vier City-Spieler gegen nur zwei Dortmunder Mittelfeldakteure im 5-2-3 des BVB.

Im zweiten Video sind mehrere Situationen zu sehen, in denen Nico O’Reilly und Jeremy Doku aus der Linksverteidiger- bzw. Linksaußenposition ins Zentrum einrücken, um diese Vierergruppe zu bilden. Dadurch schaffte City ein Überzahlspiel und fand gezielt den Weg ins letzte Drittel.

"Die Spieler von City arbeiteten zusammen, um Räume zu schaffen."

Technischer Beobachter der UEFA Ole Gunnar Solskjær

Champions League Tactical Insights: Linkes Duo formt Citys Mittelfeldquartett

Für Solskjær war es "bemerkenswert, wie Citys Spieler zusammenarbeiteten, um Räume zu schaffen und ihre individuellen Qualitäten bestmöglich einzusetzen". Die zweite Szene, die Phil Fodens Führungstreffer einleitete, beschreibt er noch mal anschaulich:

Er verweist dabei auf die Anfangsaktion: "Tijjani Reijnders lässt sich tief fallen, in Richtung Nico González, aber nicht, um den Ball zu bekommen. Er scannt bereits in Richtung Foden. Durch seine Bewegung zieht er den Druck an – und genau dadurch kann Foden den Pass erhalten und sofort die Dortmunder Abwehr attackieren."

City stellt auf Fünferkette und gewinnt Stabilität

Der dritte und letzte Aspekt betrifft Guardiolas taktische Anpassung, die sicherstellte, dass sein Team das Spiel nach einer kurzen Dortmunder Drangphase sauber zu Ende spielte. Nach Waldemar Antons Treffer zum 1:3 geriet City kurzzeitig ins Wanken.

Champions League Tactical Insights: Dortmunds Überzahlspiel

"Sie stellten sechs Spieler nach vorne gegen unsere vier – und das waren alles sehr schnelle Leute", erklärte Guardiola. Die erste Video-Szene zeigt genau dieses Überladen, aufgenommen in der 76. Minute. Drei Minuten später reagierte Guardiola mit einem Dreifachwechsel – unter anderem kam Rúben Dias für Savinho, wodurch City auf eine Dreier-, später Fünferkette umstellte.

Champions League Tactical Insights: City behält im 5-4-1 die Kontrolle

"Nachdem Rúben reingekommen war, haben wir die Situation wieder kontrolliert", so Guardiola. Im finalen Video ist zu sehen, wie City im 5-4-1 immer vier Spieler in der letzten Linie behält – selbst dann, wenn ein Schienenspieler gegen einen Dortmunder Flügelspieler herausschiebt.

Carrick lobte: "Guardialos Umstellung auf eine Fünferkette war sehr wirksam, um Dortmunds Druck zu neutralisieren. Danach ließ City keine einzige weitere Torchance zu – ein hervorragendes Beispiel dafür, wie ein Trainer erkennt, was nötig ist, um wieder Kontrolle zu gewinnen."

Coaching-Reflexion – Michael Carrick über das Management der Schlussphase

Schon in dieser Champions-League-Saison hat die Game Insights Unit ein Muster beobachtet: Tore fallen häufig im Doppelpack – ein Treffer wird oft schnell von einem zweiten gefolgt, egal ob für oder gegen das entsprechende Team.

City verliert die Kontrolle – Saison 2024/25

Feyenoord (H) von 3:0 auf 3:3: Gegentore 75., 82., 89.
Paris Saint-Germain (A) von 2:0 auf 2:4: Gegentore 56., 60., 78., 90.+3
Real Madrid (H) von 2:1 auf 2:3: Gegentore 86., 90.+2

Aus City-Sicht hat es solche Einbrüche zuletzt mehrfach gegeben – wie die Beispiele oben zeigen. Anders als gegen Dortmund brachte Guardiola in diesen Spielen jedoch keinen dritten Innenverteidiger.

Wenn sogar ein Team mit Citys Erfahrung und Kaderbreite die Kontrolle verlieren kann – wie geht dann ein junger Trainer mit solchen Momenten um?

Carrick gibt folgende Ratschläge: "Bei der Wahl des Spieltagskaders empfehle ich, Auswechselspieler mitzunehmen, die das Spiel auf unterschiedliche Weise beeinflussen können und verschiedene Szenarien abdecken. Die Bank sollte so viele Optionen wie möglich bieten. Gleichzeitig hängt die Flexibilität eines Trainers immer auch von den verfügbaren Spielern ab. Man hat nicht immer jemanden für eine spezifische taktische Rolle – wie hier den zusätzlichen Innenverteidiger."

Er ergänzt: "Junge Trainer werden immer wieder mit Herausforderungen konfrontiert – unerwartete Verletzungen, überraschende Anpassungen des Gegners oder ein Spielverlauf, der alles verändert."

"Man muss immer im Blick behalten, was für die eigenen Spieler am besten funktioniert. Wie stark man umstellt, hängt zudem davon ab, wo man sich auf dem Spektrum zwischen Pragmatismus und Ideologie einordnet. Manche Trainer bleiben ihrem Weg treu, andere nehmen bereitwillig größere Eingriffe vor. Und wenn ein Spiel unbedingt gewonnen werden muss, beeinflusst das die Entscheidungsfindung ebenfalls."

Wechseln oder nicht: Drei Szenarien

• Spiel laufen lassen – keine Umstellung, wenn alles nach Plan läuft
• Offensiv reagieren – wechseln, wenn man zurückliegt
• Führung verteidigen – wechseln, um Stabilität zu sichern