Der Abend der grausamen Kleinigkeiten
Dienstag, 3. Mai 2016
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Der FC Bayern liefert ein mitreißendes Rückspiel ab, doch der Teufel steckt im Detail. "Eigentlich hat alles gepasst", meinte Thomas Müller. "Wir haben super gespielt, aber was im Fußball manchmal passiert, ist einfach verrückt."
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Wenn eine richtig gute Leistung eben doch nicht gut genug ist und wenn ein Sieg trotzdem eine Niederlage bedeutet, dann darf mit dem viel besungenen Fußballgott gehadert werden.
Scheiterte der FC Bayern in den letzen zwei Halbfinals jeweils an einem formstärkeren Gegner, platzte der Traum vom Endspiel der UEFA Champions League dieses Mal eher wegen ärgerlichen Nuancen.
Gegen die vielleicht beste Defensivmannschaft der spanischen Liga brannte der FC Bayern ein Feuerwerk ab, brachte aber nur zwei Treffer auf die Anzeigetafel. Am Ende war es einer zu wenig, um den letzten Schritt nach Mailand zu machen.
Robert Lewandowski wird noch eine Weile mit seinen verpassten Möglichkeiten in der ersten Halbzeit hadern und auch Thomas Müller wird sein verschossener Elfer wohl einiges an Schlaf kosten. "Wir hatten genug Torchancen und wenn man die nicht nutzt, muss man zu Null spielen", meinte Philipp Lahm.
Das Verhalten im Spiel gegen den Ball war eigentlich auch makellos, doch dann kam diese verflixte 54. Minute. Und dieser eine Fehler im Spielaufbau. Anschließend machte David Alaba keine gute Figur beim Pass von Fernando Torres auf Antoine Griezmann und schon war es passiert. Sekunden und Zentimeter, die auf der Zielgeraden der Saison über grenzenlosen Jubel und riesengroße Enttäuschung entscheiden.
Oder um es in den Worten von Thomas Müller wiederzugeben: "Wir haben super gespielt, aber was im Fußball manchmal passiert, ist einfach verrückt. Deswegen lieben wir den Fußball auch, aber heute hassen wir den Fußball."
Bei allem Respekt vor Atlético und deren tolle Saison: Nach der besten Leistung im Jahr 2016 hätte der FC Bayern den Finaleinzug mindestens genauso verdient gehabt. Aber die Spanier hatten nicht nur eine routinierte Defensive, die in vielen brenzligen Situationen doch noch ein Bein dazwischen bekam. Sie hatten nicht nur einen bärenstarken Torwart Jan Oblak, der neben dem Elfmeter weitere Glanztaten ablieferte.
Nein, Atlético konnte sich auch noch auf einen anderen, vielleicht noch wichtigeren Faktor verlassen, der sich in der Vergangenheit oft beim FC Bayern wohl gefühlt hatte: "Bei unseren Finaleinzügen hatten wir auch das Glück in den richtigen Momenten", erklärt Lahm. "Im Hinspiel und heute war das Glück nicht auf unserer Seite."
Wenn es Leute gibt, die meinen, man kann das Glück auch erzwingen: Leidenschaftlicher hätte die Elf von Pep Guardiola kaum spielen können. "Eigentlich hat alles gepasst", resümierte ein sichtlich angezählter Müller. "Wir haben ein Feuerwerk abgebrannt, die Fans waren unglaublich. Aber so ist halt Sch***dreck Trumpf."