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Bayern: Aller guten Dinge sind drei

Die Bayern haben diese Saison viele Maßstäbe gesetzt, aber auch ein drittes verlorenes Endspiel in den letzten vier Jahren wäre Rekord. Um dies zu verhindern, kann man von 2010 und 2012 einiges lernen.

Der traumatische Abend des 19. Mai 2012 hat den Bayern so viel Motivation gegeben, dass sie jetzt erneut im Endspiel stehen
Der traumatische Abend des 19. Mai 2012 hat den Bayern so viel Motivation gegeben, dass sie jetzt erneut im Endspiel stehen ©AFP/Getty Images

Eine Niederlage im Endspiel der UEFA Champions League tut weh. Die Spieler und Fans vom FC Bayern München mussten diese schmerzhafte Erfahrung in den letzten drei Jahren nicht ein, sondern gleich zwei Mal machen. Es ist zwar kaum vorstellbar, dass eine Pleite im dritten Finale der letzten vier Jahre gegen Borussia Dortmund so tiefe Wunden hinterlassen würde, wie es nach dem "Finale Dahoam" 2012 der Fall war, in der Summe könnte jedoch ein verheerendes Bild entstehen. Um das Worst-Case-Szenario zu verhindern, kann man aus den beiden Niederlagen gegen den FC Internazionale Milano und Chelsea FC einige Lehren ziehen.

Der größte Faktor, zu diesem Schluss kam im Sommer auch die Vereinsführung, ist sicherlich die Breite des Kaders. Gegen Inter und Chelsea gab es auf der Bank nur limitierte Möglichkeiten, dieses Mal wird Trainer Jupp Heynckes Alternativen wie Xherdan Shaqiri, Claudio Pizarro und Mario Gomez in der Hinterhand haben. Sollte eine Variante zur Absicherung gefragt sein, könnte er einen Luiz Gustavo bringen, der ohne seine Gelbsperre letztes Jahr garantiert in der Startaufstellung gestanden hätte. Dabei hat sich sein Leistungsstand nicht verschlechtert, er ist nur deshalb zweite Wahl, weil man die Qualität nochmals enorm gesteigert und sich dadurch wesentlich bessere Voraussetzungen als in den vergangenen Jahren geschaffen hat.

Taktisch gesehen ist die Nachbetrachtung des Jahres 2010 nicht uninteressant. Bayern machte gegen Inter das Spiel, lief aber in Konter und war nicht in der Lage, den Rückstand umzubiegen. Die Gefahr, auch gegen Dortmund ein Kontertor zu kassieren, besteht sicherlich immer. Ebenso wie es damals nicht gelang, einen Diego Milito über 90 Minuten auszuschalten, wird die Defensive der Münchner auch Robert Lewandowski nicht über die komplette Partie vom Spielfluss der Dortmunder abtrennen können. Doch das Bayern-Spiel ist im Vergleich zu 2010 wesentlich flexibler, unberechenbarer und zielstrebiger geworden, so könnte man mit einem vermeintlichen Rückstand viel besser umgehen als damals.

Das Endspiel im Santiago Bernabéu dient nur noch bedingt als Lehrmaterial, insbesondere im Vergleich mit dem Finale Dahoam in der Fußball Arena München. Denken die Fans der Roten an den 19. Mai 2012, läuft es ihnen eiskalt den Rücken herunter, bei den Spielern ist es schon etwas anders. Zwar gibt Bastian Schweinsteiger zu: "Natürlich denkt man darüber oft nach, denn es war ja auch ein Heimspiel für uns. Man versucht es abzuhaken, aber dies gelingt nicht richtig." Dann aber folgt der entscheidende Satz: "Es ist jedoch auch eine große Motivation für diese Champions-League-Saison."

Viel mehr gibt es über den traumatischen Abend gegen Chelsea gar nicht zu sagen. Wenn man aus dieser Final-Niederlage etwas mitgenommen hat, ist es der große Ansporn, es in dieser Saison erneut zu probieren.

Ex-Bayern-Torwart Oliver Kahn, der nach einer extrem bitteren Endspiel-Niederlage 1999 ähnliche Schlüsse zog, um zwei Jahre später mit einer beeindruckenden Willensleistung den Henkelpott zu holen, argumentiert sogar, dass die Bayern bei einem Sieg gegen Chelsea heute womöglich nicht wieder im Finale stehen würden: "Ein Verein, der die Champions League gewonnen hat, tendiert stark dazu, erst einmal durchzuschnaufen, was ja menschlich ist. Dies führt dazu, dass der ein oder andere Spieler auch die nächste Saison noch durchfeiert." Die Bayern haben jedoch nicht gefeiert. Schon gar nicht nach dem Chelsea-Spiel, aber auch nach den siegreichen Partien gegen Juventus oder den FC Barcelona wurde der Sekt noch nicht aus dem Keller geholt. Die enorme Konzentration und die ständig neue Fokussierung ist ein wesentlicher Grund dafür, warum es bei den Bayern diese Saison keine Formschwächen gab.

So bitter sie auch waren, vielleicht sind die beiden Niederlagen 2010 und 2012 für den FC Bayern sogar der entscheidende Vorteil im Duell mit Dortmund. Die Saison des deutschen Rekordmeisters war zu dominant, um vor dem Showdown im Wembley von einem "Duell auf Augenhöhe" zu sprechen, haushoher Favorit ist die Heynckes-Elf aber auch nicht. Weil in einem Finale bekanntlich Nuancen entscheiden, könnte der richtige Umgang mit der nervlichen Anspannung und dem extrem aufgeblasenen Drumherum den Ausschlag geben. Bastian Schweinsteiger, Philipp Lahm und Co. haben sich damit schon zwei Mal befasst, während ihre jüngeren Gegenüber İlkay Gündoğan und Marco Reus vielleicht noch gar keine richtige Vorstellung haben, was in der Finalwoche alles auf sie zukommt.

Natürlich könnte man den Spieß dieser Argumentation genauso gut umdrehen und behaupten, dass die Bayern aufgrund ihrer Erfahrungen mit dem Trubel und dem Druck des Endspiels zu sehr nachdenken, was alles schief laufen könnte, während die BVB-Akteure die Sache weitaus unbefangener angehen können. Alle Eventualitäten und Theorien, genauso wie die Erinnerungen an die verlorenen Finals 2010 und 2012 seitens der Bayern, sie werden am Samstag, 25. Mai um 19.45 Ortszeit völlig belanglos sein. Dann übernimmt die Unvorhersehbarkeit des Fußballs, und das ist auch gut so.

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