Spurs glänzen, Inter wackelt, Zahavis Traumtor

Neuland
Ein halbes Dutzend Mannschaften nahm erstmals an der Gruppenphase teil und machte sehr unterschiedliche Erfahrungen. Tottenham Hotspur FC etwa gewann seine Gruppe A vor Titelverteidiger FC Internazionale Milano, während MŠK Žilina die Gruppe F ohne Punkte und mit 19 Gegentoren beendete. Hapoel Tel-Aviv FC und Bursaspor wurden ebenfalls Gruppenletzter, während der FC Twente und der SC Braga sich mit einem Platz in der UEFA Europa League trösten dürfen. Die Letztgenannten brachten es auf respektable neun Punkte. "Glückwunsch an die Spieler", sagte Bragas Trainer Domingos Paciência. "Wir sind stolz auf das, was wir in unserer ersten Saison erreicht haben."

Entertainment: Tottenham Hotspur FC
Das beste Entertainment lieferte wohl Tottenham ab. Die Neulinge erzielten nur zwei Tore weniger als Manchester United FC, das einst mit 20 Treffern die Bestmarke für die Gruppenphase aufgestellt hatte. Die Londoner sorgten für einen neuen Rekord: In jedem der sechs Spiele gelangen ihnen mindestens zwei Tore. Die Abwehr musste elf Tore hinnehmen - vier davon im San Siro, als man mit 0:4 gegen Inter zurücklag, bevor mit einem Hattrick von Gareth Bale fast noch die Sensation gelang. Der walisische Flügelflitzer war ein wichtiger Bestandteil für den Erfolg der Spurs und konnte nun sein Talent auf dieser Bühne zeigen.

Jung und Alt: Charis Mavrias und Sander Boschker
Man kann nie zu alt oder zu jung sein, um sich in diesem Wettbewerb zu beweisen, wie zwei Spieler zeigen, die sage und schreibe 24 Jahre auseinander liegen. Charis Mavrias war gerade einmal geboren, als Celestine Babayaro im November 1994 mit 16 Jahren und 87 Tagen zum jüngsten Spieler der UEFA Champions League wurde. 16 Jahre später allerdings avancierte Mavrias im torlosen Unentschieden von Panathinaikos FC mit dem FC Rubin Kazan zum zweitjüngsten Spieler. Sander Boschker, Torhüter vom FC Twente, dagegen verpasste den Titel des ältesten Debütanten um nur 61 Tage beim 3:3 gegen Tottenham. 40 Jahre und 48 Tage war er in diesem Spiel alt - dummerweise kassierte er dabei ein Eigentor durch Peter Wisgerhof.

Fantasy Fußballer: Samuel Eto'o
Nachdem er in der letzten Saison mit Inter alles zu gewinn, was es zu gewinnen gab, durfte er diese Spielzeit wieder die gegnerischen Defensivreihen schwindlig spielen. In der Gruppenphase traf er sieben Mal und ist damit der beste Torschütze dieses Wettbewerbs -unter anderem gelang ihm ein Hattrick gegen den SV Werder Bremen. Der ehemalige Angreifer des FC Barcelona ist damit auch der beste Spieler im UEFA Champions League Fantasy Football. Bale, Mario Gomez, Karim Benzema und André-Pierre Gignac konnten ebenfalls einen Hattrick erzielen.

Was für ein Tor: Eran Zahavi gegen Olympique Lyonnais
Hapoel Tel-Aviv wird mit vielen Erinnerungen aus dem Wettbewerb ausscheiden, aber keine davon wird so deutlich zurückbleiben wie der Fallrückzieher von Zahavi am letzten Spieltag beim 2:2 in Lyon. Salim Toama lupfte den Ball von links vor das Tor, und Zahavi positionierte sich richtig und setzte das Spielgerät dann mit dem Rücken zum Tor ins lange Eck. "Wir haben ein Tor erzielt, das sicher zu den schönsten in der UEFA Champions League gehört", sagte Hapoels Trainer Eli Gutman. Natürlich wurde dieser Treffer auch für Play of the Day am 6. Spieltag nominiert. "Eran Zahavi, wer sonst?"

Jekyll und Hyde: FC Schalke 04
Schalkes seltsame Formschwankungen haben auch international für Aufmerksamkeit gesorgt: In der Bundesliga bewegt man sich am Rande der Abstiegsplätze, in der Königsklasse sicherte man sich den Gruppensieg. So richtig greifen die Rädchen nach den vielen Sommertransfers immer noch nicht ineinander, obwohl der 2:0-Sieg gegen den FC Bayern München am letzten Wochenende viel Rückenwind gegeben hat und man in der Gruppe B den letztjährigen Halbfinalisten Lyon und SL Benfica hinter sich zurückließ. "Am Anfang der Saison hatten wir einige Probleme, aber so langsam kommen wir in Form", erklärte Trainer Felix Magath nach dem 2:1-Sieg in Lissabon.

Wackelnder Titelverteidiger: FC Internazionale Milano
21 Jahre ist es her, dass der AC Milan der letzte Klub war, der die europäische Krone verteidigen konnte. Inter hat wenig aufblitzen lassen, das davon ausgehen lässt, dass sie es ihrem Erzrivalen nachtun könnten. Nicht nur wurden sie in ihrer Gruppe Zweiter hinter dem Debütanten Tottenham, sondern holten auswärts in der Gruppenphase nur einen einzigen Punkt und gingen letzte Woche mit 0:3 bei Werder Bremen unter - gleichbedeutend mit der höchsten Auswärtsniederlage jemals für die Italiener in der Königsklasse. "Wir sind voller Vertrauen darauf, dass unsere Saison bald am Wendepunkt angelangt ist", sagte Trainer Rafael Benítez, dessen Mannschaft jetzt schon zwei Tore mehr kassiert hat als in der ganzen letzten Saison.

Tolle Spiele
Wie dieses Spiel im San Siro zeigte, dürfen die Fans sich oft auch schon in der Gruppenphase über epische Begegnungen freuen, über die man noch lange reden wird. So war es auch am 5. Spieltag im Stadio Olimpico, als AS Roma nach einem 0:2-Halbzeitrückstand gegen den FC Bayern München noch 3:2 siegte und damit den Grundstein zum Weiterkommen legte, indem Francesco Totti sechs Minuten vor dem Ende einen Elfmeter verwandelte. Außerdem tat es Lyon den Spurs nach, als sie 3:4 bei Benfica verloren und das Spiel fast noch drehten; Pedro León sorgte für das Weiterkommen von Real Madrid CF mit seinem späten 2:2-Ausgleich beim AC Milan und der FC København erreichte zu Hause ein denkwürdiges 1:1 gegen den FC Barcelona.

Immer weitermachen: FC København
Der FC København wird eine von 16 Mannschaften sein, die am kommenden Freitag bei der Auslosung ihren Gegner kennenlernen werden - vorausgesetzt, dass man sich bis dahin von der Feierei erholt hat. "Morgen haben wir unsere Weihnachtsfeier mit der Mannschaft, also werden wir heute Abend vielleicht nur ein paar Bier trinken, aber ich denke nicht, dass irgendjemand in den nächsten Stunden schlafen kann", sagte Kapitän William Kvist, nachdem das Weiterkommen sicher war. Die Dänen sind noch niemals zuvor so weit gekommen, was auch für den FC Shakhtar Donetsk gilt, während der erste Sieger der UEFA Champions League, Marseille, seit 1999/2000 nicht mehr in diese Runde vorstoßen konnte. Real Madrid dagegen ist da ein erfahrener Veteran - zum 14. Mal in Folge konnte man die Gruppenphase erfolgreich hinter sich bringen.