Mourinhos neue Herausforderung
Montag, 13. September 2010
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Frisch nach seinem beispiellosen Erfolg mit dem FC Internazionale Milano will José Mourinho als neuer Trainer von Real Madrid mit einem dritten Klub die UEFA Champions League gewinnen.
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Sein Spitzname ist mittlerweile so allgegenwärtig und wohl auch so angemessen, dass man leicht vergessen könnten, dass es José Mourinho selbst war, der sich nach dem Gewinn der UEFA Champions League mit dem FC Porto "the Special One" taufte.
Mourinho war unmittelbar nach Portos 3:0-Sieg gegen den AS Monaco im Finale in Gelsenkirchen als Krönung eines starken Laufs bei Chelsea FC angekommen. Unter diesen Umständen schien sein spezieller Anspruch gerechtfertigt. Mittlerweile hat der Portugiese den heißen Stuhl im Santiago Bernabéu bestiegen und übernimmt erneut als amtierender europäischer Champion einen Trainerposten bei einem neuen Klub.
Mit dem FC Internazionale Milano staubte er letzte Saison alle Trophäen ab. Am Ende stand mit Titel in der Serie A, der Coppa Italia sowie dem Gewinn der UEFA Champions League das Triple zu Buche. Mourinho hat sein goldenes Händchen bewiesen.
Deshalb ist es vernünftig, seinen Worten genau zuzuhören. Der 47-Jährige hat nach seiner Amtsübernahme als Nachfolger von Manuel Pellegrini bei Real Madrid CF klar gemacht, dass viel Arbeit auf seine neue Mannschaft wartet.
Die tiefgreifende Basisarbeit ist ihm beinahe genauso wichtig wie das Versprechen, Titel zu erobern. Dementsprechend nahm Mourinho die Euphorie, die nach der Auslosung der Gruppenphase ausbrach, zähneknirschend zur Kenntnis. Real trifft in der Gruppe G auf den AC Milan, den AFC Ajax und den AJ Auxerre.
"Ehrlich gesagt habe ich bei Auslosungen immer Pech", sagte er im Gespräch mit UEFA.com. "Ich bekomme immer den europäischen Champion als Gegner. Mit Chelsea mussten wir im ersten Jahr gegen Porto spielen. Im zweiten Jahr gegen Barcelona, danach gegen Liverpool. In meiner Zeit bei Inter trafen wir in der Gruppenphase auf Manchester United und im nächsten Jahr auf Barcelona. Ich hatte auf Inter als Gegner gehofft, damit meine Tradition weitergeht. Stattdessen haben wir Milan und Ajax bekommen. Diese Klubs haben viele europäische Titel gewonnen. Sie haben eine große Geschichte."
Mourinho hofft, Real bis zum Aufeinandertreffen mit Ajax am 15. September in Madrid seinen Stempel aufdrücken zu können. Kaká, Raúl Albiol und Fernando Gago werden diese Partie aufgrund von Verletzungen verpassen, hinter den Einsätzen von Lassana Diarra, Pepe und Cristiano Ronaldo steht ein Fragezeichen.
"Zuhause gegen Ajax und Milan zu spielen, kann auf die Fans und die Spieler motivierend wirken", meinte Mourinho. "Es ist etwas Besonderes, wenn Teams wie Ajax und Milan schon in der Gruppenphase im Santiago Bernabéu spielen. Im Gegensatz zu Mannschaften, die zum ersten Mal dabei sind. Zum Beispiel Teams aus Israel oder Zypern, die fußballerisch geringer einzuschätzen sind. Es ist eine Motivation und bedeutet gleichzeitig Verantwortung für alle. Es ist ein kurzer Wettbewerb, sechs Spiele in drei Monaten. Einen Ausrutscher kann man sich leisten, aber sicher nicht zwei. Dadurch entsteht sehr viel Druck. Besonders für eine neuformierte Mannschaft wie uns."
Typisch für Mourinho bereitet ihm das Heimspiel gegen Ajax mehr Sorgen als die Reise zum siebenfachen Turniersieger Milan. "Ajax hat seine eigene Kultur, Philosophie, Training und Spielweise", erklärte er. "Sie sind ein unangenehmer Gegner. Sie haben bekannte Spieler wie Luis Suárez, Maarten Stekelenburg und Gregory van der Wiel in der Mannschaft, die bei der Weltmeisterschaft dabei waren. Auch Spieler wie Urby Emanuelson und Eyong Enoh haben hohe Qualität. Sie werden uns das Leben schwer machen."
"Am vierten Spieltag werde ich zum ersten Mal seit dem Gewinn der Champions League wieder in Mailand sein", fuhr Mourinho fort. "Im San Siro habe ich in zwei Jahren kein einziges Spiel verloren. Hoffentlich bringt das Glück. Milan ist ein großer Rivale. Aber ich habe sie immer respektiert. Dasselbe gilt auch für sie."
"Ich kehre ins San Siro als Trainer von Real Madrid zurück, nicht als ehemaliger Trainer von Inter. Die Leute werden Dinge schreiben wie 'Die Inter-Fans werden ihn gegen Milan unterstützen.' Wer weiß? Ich bin ein Profi und möchte für Real das bestmögliche Ergebnis erreichen."
Seit Vicente del Bosque vor sieben Jahren vier Saisons in Folge im Amt war, ist Mourinho der zehnte Trainer in Madrid. Großer Druck vom Präsidium, den Medien und vor allem den Fans gehört bei Real zum Alltag. Der neue Mann auf der Kommandobrücke macht sich jedoch keine Sorgen: "Die Anhänger sind nicht dumm. Sie bekommen es sofort mit, wenn der Trainer absolut alles gibt."
Er fügte hinzu: "Eine meiner Qualitäten ist, dass ich über mich selbst nicht nachdenke. Ich brauche keinen Selbstschutz. Ich bin beim Fußball, um alles für den Klub zu geben. Manchmal finde ich mich in problematischen Situationen oder 'Vereinskriegen' wieder. Mir gefällt dieses Wort nicht, aber ich finde kein besseres. Deshalb trage ich jedes Mal das Vereinstrikot, wenn ich zu einem neuen Klub komme."
"Auch wenn ich nicht als Fan von Chelsea, Inter oder Real geboren wurde, wissen die Anhänger sofort, dass ich einer von ihnen bin. Dieser Umstand sowie positive Ergebnisse führen im Normalfall zu einem guten Verhältnis. Ich gebe alles und hoffe, dass gute Resultate folgen werden." Das ist normalerweise immer der Fall, und genau das macht José so speziell.