Von der Playstation in den Pott
Montag, 2. August 2010
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Seinen Mitspielern war er bisher nur als Figur aus der Playstation bekannt, doch mit zwei Toren gegen den FC Bayern München eroberte Neuzugang Rául die Fanherzen beim FC Schalke 04 im Sturm.
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Zur UEFA EURO 2008, die Spanien gewonnen hat, durfte er nicht mitfahren. Auch beim jüngsten Triumph der Iberer in Südafrika war kein Platz im Kader für ihn. Doch für die Fans des FC Schalke 04 ist Rául González Blanco schon jetzt der Größte.
Ohnehin mutet es ein wenig märchenhaft an, dass der Spieler, der wie kaum einer sonst in der letzten Dekade für Real Madrid CF steht, ab dieser Saison für die Knappen in der Bundesliga die Schuhe schnüren wird. Den ersten richtigen Vorgeschmack bekamen die euphorischen Fans der Schalker beim Blitzturnier im eigenen Stadion. Am Samstag beim 2:1-Halbfinalsieg gegen den Hamburger SV deutete der 33-Jährige seine Gefährlichkeit an, trug sich jedoch nicht in die Torschützenliste ein.
Das holte er dann am Sonntag im Endspiel gegen den (personell doch arg dezimierten) FC Bayern München nach: Die Führung des Meisters egalisierte Rául mit einem Abstauber, bevor er mit einem anspruchsvollen Lupfer den 3:1-Endstand herstellte. "Das ist ein typisches Tor von mir, das ich in dieser Art schon oft gemacht habe. Ich widme diesen Treffer den Fans, die mich hier toll aufgenommen haben", erklärte der Spanier hernach.
"Ein geniales Tor", fand auch Trainer Felix Magath, der gleich gestreng bremste. "Man konnte sehen, dass unser Spiel nach vorne schon besser läuft als in der vergangenen Saison. Raúl ist aber noch nicht im Vollbesitz seiner Kräfte. Aber man hat gesehen, dass er auch mit konditionellem Rückstand einen guten Riecher vor dem Tor hat." Bayerns Coach Louis van Gaal, einst in Diensten des FC Barcelona, ist der Torschütze nur zu gut bekannt. "So ist Rául. Das Tor war fantastisch. Er hat auch früher für Real oft gegen uns getroffen."
Der Angesprochene, der auch beim deutschen Vizemeister die angestammte Nummer sieben tragen wird, fügte hinzu: "Nach dem Training ist es wichtig, den Rhythmus zu finden. Ich fühle mich gut und freue mich, dass ich mit meinen zwei Treffern der Mannschaft helfen konnte, das Finale zu gewinnen. Einen besseren Einstand kann man nicht haben."
Bei Real war der in Madrid Geborene auch aufgrund seiner Bescheidenheit bei Fans und Mitspielern gleichermaßen beliebt. "Er will keine Extrawürste", so Magath, "er will Erfolg mit allen anderen zusammen. Er stellt sich nicht in den Vordergrund und integriert sich ins Team. Solche Spieler findet man nur noch sehr selten." Der Spanier stellte dies auch gleich unter Beweis und meinte: "Die Mannschaftskollegen haben mich sehr gut aufgenommen und machen mir die Eingewöhnung sehr leicht. Ich freue mich sehr, in einer qualitativ so guten Mannschaft zu spielen." Solche Aussagen kommen von einem Weltstar, der mit Roberto Carlos, Luis Figo, Zinedine Zidane, Ronaldo, Ruud van Nistelrooy, Wesley Sneijder oder Cristiano Ronaldo Seite an Seite gewirkt hat.
Die Mitspieler betrachten das Ganze noch ein wenig ehrfürchtig. "Mit ihm zu spielen ist wie ein Traum, ich kannte ihn bislang nur von der Playstation", so Alexander Baumjohann. Fast 100 000 Fans wollten ihn bei der Saisoneröffnung in Augenschein nehmen, knapp 40 000 lagen ihm nun beim Blitzturnier schon zu Füßen. Der Stürmer von den Königlichen und die Königsblauen – da scheint sich schon jetzt eine Erfolgsgeschichte anzubahnen.