Rüştü glaubt noch an Beşiktaş
Freitag, 9. Oktober 2009
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Der Saisonstart für Beşiktaş JK ist zwar in die Hose gegangen, doch Torhüter Rüştü Reçber erklärt auf uefa.com, warum man sein Team nicht voreilig abschreiben sollte.
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Der Saisonstart für Beşiktaş JK ist zwar ziemlich in die Hose gegangen, doch Torhüter Rüştü Reçber ist der festen Überzeugung, dass der türkische Meister in der UEFA Champions League und der Süper Lig noch voll durchstarten wird. In unserer Rubrik Q&A auf uefa.com stellte sich der 36-Jährige den Fragen unserer User und gestand dabei ein, dass er seine Handschuhe noch lange nicht an den Nagel hängen möchte.
Wie weit kann Beşiktaş in der UEFA Champions League kommen?
Tolga Künalp, 24, Berlin, Deutschland
Rüştü Reçber: Unser Ziel ist es, die K.o.-Runde zu erreichen, doch bis jetzt sind wir noch ohne Sieg, deshalb müssen wir eigentlich die restlichen Spiele gewinnen. Sollte das nicht möglich sein, müssen wir versuchen, zumindest die UEFA Europa League zu erreichen.
Woran fehlt es in dieser Saison bei Beşiktaş?
Berkan Öztürk
Rüştü: Wir haben in allen Spielen gut gespielt, aber konnten dies leider nicht in die gewünschten Resultate umsetzen.
Wie erklären Sie sich, dass Beşiktaş in den letzten fünf Spielen keine Tore erzielt hat?
Ferhat Demiroglu, 15, Solothurn, Schweiz
Rüştü: Im Fußball gibt es etwas, das man Glück nennt. Und dieses Glück war in den letzten Wochen nicht auf unserer Seite. Umso länger wir kein Tor erzielt haben, umso größer wurde der Druck auf uns und das Selbstvertrauen unserer Stürmer hat ziemlich gelitten.
Kann Beşiktaş seinen Titel in der Türkei noch verteidigen?
Damien Gorin
Rüştü: Wir haben einen exzellenten Kader und einen sehr erfahrenen Trainer. Das Blatt kann sich sehr schnell wieder wenden. Wir werden immer daran glauben, dass die Titelverteidigung noch möglich ist. Wir sind eine große Mannschaft. Wir geben nicht auf, so lange rechnerisch noch was möglich ist. Wir werden alles geben.
Wer war Ihr Lieblingstorhüter?
Conor McCabe, 16, Cork, Irland
Rüştü: Peter Schmeichel. Ich habe mir einen Traum erfüllt, als ich bei der EURO 96™ mit der Nationalmannschaft erstmals gegen ihn gespielt habe. Später habe ich ihn auch getroffen, als ich mit Fenerbahçe gegen Manchester United gespielt habe.
Was für ein Gefühl war es, als Sie nach zwölf Jahren von Fenerbahçe zum Erzrivalen Beşiktaş gewechselt sind?
Huseyin, 26, Frankreich
Rüştü: Unnötig zu sagen, dass es nicht leicht war. Aber die Umstände haben mir keine Wahl gelassen, ich hatte damals keine Alternative. Es war eine Entscheidung aus rein professioneller Perspektive. Deshalb bin ich nach zwölf Jahren gegangen. Aber ich spiele auch jetzt in einer großen Mannschaft.
Sie haben im Viertelfinale der UEFA EURO 2008™ den entscheidenden Elfmeter gegen Kroatien gehalten. Was ist Ihr Erfolgsgeheimnis bei wichtigen Elfmetern?
Abdurrahman Öztürk, 20, Schweiz
Rüştü: Wenn man die Elfmeter aus diesem Spiel analysiert, stellt man fest, dass drei der vier Strafstöße gegen uns in dieselbe Ecke gingen. Ich habe einen gehalten, zwei gingen daneben und nur einer traf. Wir hatten ihre Elfmeterschützen vor dem Spiel unter die Lupe genommen.
Wer, lässt man Volkan Demirel außen vor, wird der nächste Top-Torhüter aus der Türkei sein?
Oktay İsmailoğlu
Rüştü: Es fehlt uns im türkischen Fußball an erfahrenen Torhütern, aber wir haben brillante Keeper. Neben Volkan Demirel zum Beispiel Cenk Gönen, der bei Denizlispor spielt und ein sehr intelligenter Torwart ist. Sinan Bolat von Standard Liège steht auch schon im Kader der Nationalmannschaft. Ufuk Ceylan von Galatasaray und Serkan Kırıntılı von Ankaragücü sind weitere Kandidaten mit guten Anlagen. Aber um wirklich ein absoluter Klasse-Keeper zu sein, muss man im Europapokal spielen, um dort Erfahrungen zu sammeln.
Wie lange wollen Sie noch spielen?
atakan_sahan
Rüştü: Es ist nicht so einfach, in der Türkei zu spielen. Obwohl ich mich an die ganzen Kritiken und den Stress gewöhnt habe, ist es nicht immer leicht, all die Kritiken herunterzuschlucken. Einige tun richtig weh. Aber um Ihre Frage zu beantworten: wenn ich mich nicht ernsthaft verletze oder gesundheitliche Probleme bekomme, möchte ich zumindest noch drei Jahre weitermachen.
Käme für Sie nach Ihrem Rücktritt eine Karriere als Trainer infrage?
Ufuk Karakuş, Friedrichshafen, Deutschland
Rüştü: Im Moment glaube ich nicht, dass ich einmal Trainer werde. Ich möchte dem türkischen Fußball lieber als Sportdirektor oder in einer ähnlichen Funktion helfen. Ein Posten im türkischen Verband wäre eine andere Möglichkeit. All meine Pläne laufen in diese Richtung, aber man weiß ja nie, was alles passieren wird.
Sie haben selbst gegen einige der besten Spieler der Welt gespielt. Auch die Türkei hat Klasse-Spieler, aber was unterscheidet die großen Spieler in der Türkei von den Stars aus dem restlichen Europa?
Yavuz Tufan, 20, Melbourne, Australien
Rüştü: Der größte Unterschied liegt in der Jugendentwicklung. Ein Fußballer in der Türkei steht ab 15 Jahren schon unheimlich unter Druck, immer zu gewinnen. Dieser Druck - immer erfolgreich zu sein, keinen einzigen Fehler zu machen - erzeugt Stress. Ich denke, in anderen Ländern ist der Druck nicht ganz so groß. Dort denkt man nicht mehr groß drüber nach, was im letzten Spiel passiert ist. Wenn wir verlieren, grübeln wir noch drei oder vier Tage später darüber nach. Das ist ein großes Handicap für die türkischen Fußballer.
Was war das beste Spiel, in dem Sie je mitgemacht haben?
Peter Skala, 65, Bietigheim, Deutschland
Rüştü: Das WM-Halbfinale 2002 zwischen der Türkei und Brasilien. Wenn wir Brasilien geschlagen hätten, hätten wir das Endspiel erreicht. Das war für mich das absolute Highlight in meiner Karriere.
Hat die Türkei noch eine Chance, sich für die WM zu qualifizieren?
Atek, Türkei
Rüştü: Wir haben noch eine rechnerische Chance. Vor unserem Spiel am Samstag gegen Belgien trifft unser Konkurrent um Platz zwei, Bosnien-Herzegowina, auf Estland. Sollten die Esten nicht verlieren, haben wir noch eine Chance. Wenn nicht, ist unser Spiel eine reine Formalität und wir spielen nur noch um die Ehre.