Henrys Wut gibt ihm Kraft
Montag, 15. Mai 2006
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Arsenal-Stürmer Thierry Henry geht voll motiviert in das UEFA Champions League-Endspiel gegen Barcelona.
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Eigentlich sollte es für Thierry Henry schon Motivation genug sein, Arsenal FC zum ersten UEFA Champions League-Triumph in der Vereinsgeschichte zu führen. Doch der Franzose ist auf die Partie am Mittwoch im Pariser Stade de France besonders heiß.
In Paris aufgewachsen
Der Arsenal-Kapitän ist im Pariser Vorort Les Ulis im Bezirk Essone aufgewachsen. Die Erfahrungen in seiner Kindheit - und einige wichtige Tipps - haben ihn zu dem Spieler gemacht, der er heute ist. "Ich habe alles von meinem Vater", sagte er. "Die Art, wie ich spiele, meinen Ehrgeiz, mein Engagement, alles habe ich von ihm. Er hat mir immer gesagt, dass ich nie zufrieden sein soll, auch wenn ich viele Tore geschossen und gut gespielt habe. Ich spiele die Dinge immer herunter und denke schon an die nächste Partie. Das ist meine Philosophie, deshalb bin ich auch so weit gekommen und spiele so gut wie im Moment. Die Art, wie ich aufgewachsen bin, hat mir bei meiner Entwicklung geholfen. Der Ehrgeiz und die Wut - in einem richtigen Maß - treibt mich an."
Mit der Wut umgehen
Henry glaubt, dass sein Klub erst durch diese Wut so große Erfolge im Europapokal feiern konnte. Er erklärte: "Die Leute fürchten sich vor der Wut, aber manchmal muss man sie einfach haben. [Wayne] Rooney ist ein gutes Beispiel - man kann die Wut in seinen Augen sehen. Manchmal kritisieren mich die Leute für meinen Gesichtsausdruck auf dem Platz. Ich fürchte mich jedoch nicht vor der Wut, sondern benutze sie, um mich positiv zu motivieren. Manchmal brauche ich das, ohne diese Wut wäre ich nicht der gleiche Spieler. Ich habe keine Angst davor. Wenn etwas nicht so gelaufen ist, eine Situation im Spiel, rappele ich mich wieder auf und versuche es im nächsten Spiel besser zu machen."
Parallelen zu anderen Sportarten
Der 28-Jährige zieht Parallelen zu zwei anderen Sportarten, bei denen diese Wut ein unverzichtbarer Bestandteil ist. "Wenn ein Boxer diese Wut nicht mehr hat und so in den Ring geht, ist er tot. Ich liebe Basketball, und Michael Jordan war vielleicht der beste Spieler aller Zeiten, aber man hat ihn auf dem Platz niemals lachen sehen. Wenn man diesen Wut-Faktor nicht mehr hat, sollte man am Besten zu Hause bleiben."
Straßenkinder
Henry glaubt, dass alle großen Spieler diese Entschlossenheit haben, sie aber auf unterschiedlichen Wegen zeigen. Er meinte weiter: "Die Leute reden immer über den lachenden Ronaldinho. Ich kann ihnen aber versichern, dass er in seinem Inneren bestimmt nicht lacht. Wenn man in den Straßen spielt, bekommt man immer Probleme. Deshalb sage ich immer, dass es keine bessere Schule als die Straße gibt. Wenn ich Rooney und Ronaldinho sehe, sehe ich zwei Spieler, die von der Straße kommen. Man kann das nicht lernen, das muss man einfach haben."
Streben nach Perfektion
Der französische Nationalspieler räumt ein, dass ihn sein Streben nach Perfektion immer weiter antreibt. Er sagte: "Man kann niemals perfekt werden. Aber trotzdem versuche ich das immer weiter, weil man sich nur so weiter entwickeln kann. Niemand ist perfekt, aber es gibt einen enormen Unterschied zur Zufriedenheit. Wenn wir am Mittwoch gewinnen, bin ich zwar überglücklich, aber nicht zufrieden - wenn man zufrieden ist, entspannt man sich. Ich will glücklich sein und weiter machen." Der unbändige Wille von Henry könnte bei Arsenal aber durchaus zur Zufriedenheit führen - wenn schon nicht beim Kapitän, dann wenigstens beim Klub.