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Thun ist nicht zu bremsen

Nach dem Sieg über Dynamo Kyiv will der FC Thun jetzt unbedingt in die Champions League-Gruppenphase.

Von Marco Keller aus Bern

Trotz des 2:2-Unentschiedens letzte Woche in der Ukraine haben nur wenige daran geglaubt, dass der FC Thun tatsächlich den FC Dynamo Kyiv aus der UEFA Champions League werfen könnte. Doch gestern Abend straften die Schweizer im Stade de Suisse all ihre Kritiker Lügen.

"Ein Superspiel"
Trainer Urs Schönenberger ließ die Journalisten nach dem 1:0-Sieg seiner Mannschaft - durch den die sich für die dritte Qualifikationsrunde qualifizieren konnte - lange warten. Thun kämpft nun mit Malmö FF um einen Platz in der Gruppenphase, doch das ist erst nächste Woche. Letzte Nacht wollte Schönenberger den Moment einfach nur genießen. Er saugte die Gratulationen regelrecht auf und feierte mit den Fans und seinen Spielern. "Wir haben ein Superspiel abgeliefert", sagte ein sehr emotionaler Schönenberger. "Wir waren sehr geduldig, haben auf unsere Chancen gewartet und absolut diszipliniert gespielt."

"Haben hart gearbeitet"
Bei der Auslosung wurde Thun nur wenig Beachtung geschenkt. Dynamo konnte in der letztjährigen Gruppenphase den AS Roma und Bayer 04 Leverkusen besiegen und erreichte gegen Real Madrid CF immerhin ein Unentschieden. Deshalb wurden die Ukrainer als eine Nummer zu groß angesehen. Thuns bisherige Europapokalerfahrung beschränkte sich auf gerade einmal zwei Teilnahmen am UEFA Intertoto Cup. Doch Schönenberger, der schon als Spieler ein Kämpfer war, ließ sich davon nicht beeindrucken. "Wir wussten, dass wir zwei herausragende Spiele abliefern mussten, um weiterzukommen", erklärte er. "Aber wir haben in der Vorbereitung hart gearbeitet und wussten, dass wir es schaffen können."

Fans waren der Schlüssel
Die Spieler, der Trainer und alle Beteiligten wurden für ihre Bemühungen schließlich belohnt - wie auch die Fans. Fast 26.000 waren ins Stade de Suisse gekommen, und mit ihrer lautstarken Unterstützung trugen sie dazu bei, dass in dem neu gebauten Stadion ein Stück Fußball-Geschichte geschrieben wurde. "Mit dieser Unterstützung war es für uns ja schon fast Pflicht, in die nächste Runde einzuziehen", meinte der langjährige Kapitän Andres Gerber. "Das war unglaublich."

Liebling aller Schweizer
Gestern Abend standen nicht nur die Fans des Teams aus dem Berner Oberland hinter Thun, sondern alle Schweizer. Thun hat sich nach einem rasanten Aufstieg aus den unteren Ligen als eine der Topadressen im Schweizer Fußball etabliert. Ihre Entwicklung ist vergleichbar mit dem italienischen Klub AC Chievo Verona, der ebenfalls von Jahr zu Jahr neue Anhänger gewinnen konnte.

Übertroffene Erwartungen
2002 begann die Erfolgsgeschichte mit dem Aufstieg in die erste Liga. Seitdem hat Thun die Erwartungen jedes Jahr übertroffen. Unter Trainer Hanspeter Latour entwickelte Thun ein exzellentes Späher-System. Sie investierten sowohl in die Jugend als auch in Spieler, die bei anderen Teams ihr volles Potenzial noch nicht ausspielen konnten. Beispielsweise Milaim Rama hat Thun einiges zu verdanken. Er spielte in der siebten Liga, bevor Latour ihn entdeckte, förderte und bis in die Nationalmannschaft brachte.

Abgang von Latour
Als Latour im Dezember zum Grasshopper-Club wechselte, dachte man, Thuns Erfolge würden jetzt ausbleiben. Doch unter Schönenberger hat sich die Mannschaft kontinuierlich weiterentwickelt und wurde in der letzten Saison Zweiter in der Schweizer Meisterschaft, nur knapp geschlagen vom FC Basel 1893.

"Gute Chance"
In diesem Sommer haben einige Schlüsselspieler den Klub verlassen. Und sogleich kamen wieder Stimmen auf, dass das Thuner Wunder jetzt vorbei sei. Doch letzte Nacht hat die Mannschaft das Gegenteil bewiesen. Thun orientiert sich immer nach vorne, niemals zurück. Gerber stellte klar: "Wer sich gegen Dynamo Kyiv durchsetzt, hat auch gegen Malmö eine gute Chance. Und auch wenn wir verlieren sollten, stehen wir immerhin im UEFA-Pokal." Niemand wird den FC Thun wohl künftig unterschätzen.

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