Trauer im Sherwood Forest

Von Peter Sterling

Nottingham Forest FC ist der erste Gewinner des Pokal der europäischen Meistervereine, der in die dritte Liga abgestiegen ist.

Zwei Pokalsiege
Forest, Sieger im Pokal der Landesmeister 1979 und 1980, kassierte am Samstag gegen Queens Park Rangers FC eine 1:2-Niederlage und muss nun in der kommenden Saison drittklassig spielen - erstmals seit 54 Jahren.

Rasanter Aufstieg
Vor 25 Jahren erstürmte Forest scheinbar unaufhaltsam den Fußball-Gipfel Europas. Im Januar 1975 übernahm Trainer Brian Clough den Klub, der - damals wie heute - gegen den Abstieg aus der zweiten Liga kämpfte.

Europapokal-Triumphe
Damals schaffte Clough den Klassenerhalt, stieg 1977 in die erste Liga (die damalige First Division) auf und feierte mit seinem Team 1978 die erste Meisterschaft der Vereinsgeschichte. In den folgenden zwei Jahren dominierte Forest die namhaftere Konkurrenz in Europa und holte sich am 30. Mai 1979 in München durch einen Kopfballtreffer von Trevor Francis - dem ersten Spieler Englands, der eine Million Pfund Ablöse kostete - den Pokal der europäischen Meistervereine gegen Malmö FF.

Langsamer Abstieg
Ein Jahr später gelang gegen den Hamburger SV in Madrid die Titelverteidigung, wieder durch ein 1:0, und obwohl Clough und Forest danach nie wieder an alte Erfolge anknüpfen konnten, blieb das Team für die nächsten 15 Jahre eine ernstzunehmende Größe in England. Doch zu Beginn der 90er Jahre begann der langsame Abstieg, Cloughs Einfluss schwand und Forest sackte in der Tabelle immer weiter ab. Die goldene Ära des Erfolgstrainers fand 1993 mit dem Abstieg aus der Premier League ein trauriges Ende.

Letztes Aufbäumen
Clough zog sich aufs Altenteil zurück und Forest konnte sich nach dem Wiederaufstieg unter seinem ehemaligen Europapokalsieger Frank Clark ab 1994 nur für drei Jahre in der Eliteliga halten. Ein letztes Aufbäumen in der Premier League endete 1998/99 mit dem dritten Abstieg innerhalb von sieben Jahren.

Raue Zeiten
Die letzten sechs Jahre wurden vom Kampf gegen den Bankrott und von zahlreichen Trainern, die sich in Nottingham die Klinke in die Hand gaben, bestimmt. Ron Atkinson, David Platt, Paul Hart, Joe Kinnear und momentan Gary Megson haben alle vergeblich versucht, an alte Tage anzuknüpfen, angesichts leerer Kassen und zunehmend frustrierter Fans hätte es schon eines Robin Hoods aus dem nahe gelegenen Sherwood Forest bedurft, um den Klub noch zu retten.

Tod einer Legende
Bezeichnenderweise symbolisierten in dieser Saison zwei Ereignisse den Abstieg des einstigen Europapokalsiegers. Im August verbesserte Arsenal FC die bisherige Bestmarke von Forest, das von November 1977 bis November 1978 42 Spiele in Folge ungeschlagen geblieben war, dann starb im folgenden Monat der in der Stadt hoch geschätzte Clough im Alter von 69 Jahren an Krebs.

Schwarze Zukunft
Angesichts der prekären finanziellen und sportlichen Lage hätte es schon eines Mannes wie Clough bedurft, um noch eine realistische Hoffnung auf bessere Tage zu haben. Doch so traurig der Gedanke ist, dass Forest in absehbarer Zeit keinen Europapokaltitel mehr holen wird, wesentlich schockierender dürfte für die Fans die Aussicht auf eine trostlose Zukunft in der dritten Liga sein