Carroll schenkt Milan den Sieg

Von Simon Hart aus dem Old Trafford

Hernán Crespos Tor elf Minuten vor dem Ende bescherte dem AC Milan den ersten Europapokalsieg in England überhaupt und ließ die Chancen von Manchester United FC auf das Erreichen des Viertelfinals in der UEFA Champions League deutlich sinken.

Carrolls Patzer
Crespo, der nach seinem unglücklichen Intermezzo bei Chelsea FC erstmals wieder in England spielte, sorgte mit seinem Treffer für den Höhepunkt einer faszinierenden Partie. Vorausgegangen war allerdings ein grober Patzer von ManU-Keeper Roy Carroll, der einen harmlosen Schuss von Clarence Seedorf von der Brust nach vorne abprallen ließ.

Erinnerungen an das Finale 2002/2003
Bis zu diesem Zeitpunkt sah es so aus, als ob es, wie beim letzten Besuch von Milan in diesem Stadion, erneut ein torloses Remis geben würde. Damals siegten die Mailänder im Endspiel der Champions League nach Elfmeterschießen gegen Juventus FC.

Stam draußen
Vor dem Anpfiff wurde viel über zwei Rückkehrer gesprochen. Zum einen über Ruud van Nistelrooij, der nach dreimonatiger Verletzungspause wieder fit war, zum anderen über Jaap Stam, der erstmals im Milan-Trikot bei seinem ehemaligen Klub auflaufen sollte. Doch während der ManU-Stürmer zunächst auf der Bank Platz nehmen durfte, zog sich Stam beim Aufwärmen eine Zerrung zu und musste in letzter Sekunde passen.

Cafu hilft aus
Cafu kam für ihn als rechter Verteidiger ins Spiel, der ursprünglich dort vorgesehene Kakha Kaladze wechselte auf die linke Abwehrseite. In der Innenverteidigung standen erwartungsgemäß Paolo Maldini und Alessandro Nesta. Im Schneefall von Manchester hatten die Milan-Spieler zunächst alle Hände voll zu tun, sich warm zu halten, doch sobald das Spiel begann, wurde nicht nur den Fans auf den Rängen schnell richtig warm.

Seedorf an die Latte
Seedorf traf für die Rossoneri schon in der achten Minute per Freistoß die Oberkante der Latte und überhaupt hatte der Spitzenreiter der Serie A die Partie anfangs gut im Griff. Die technisch beschlagenen Italiener ließen die ungestüm anrennenden Briten immer wieder ins Leere laufen und hielten den Ball lange in den eigenen Reihen.

Scholes vorbei
Doch auch ManU hatte gute Szenen zu verzeichnen. Nach zehn Minuten setzte sich Quinton Fortune auf dem linken Flügel wunderbar durch und brachte den Ball flach in die Mitte zu Paul Scholes. Der ließ allerdings seine gewohnte Präzision vermissen und jagte das Leder aus zehn Metern in den Nachthimmel über dem Old Trafford. Nach einer halben Stunde brachte Nesta Ryan Giggs an der Strafraumkante zu Fall und sah die Gelbe Karte, den fälligen Freistoß setzte der schwache Wayne Rooney aber in die Mauer.

Fortunes Chance
Dann hatten die Fans nach 36 Minuten schon den Torschrei auf den Lippen. Cristiano Ronaldo setzte mit einem Geistesblitz nach herrlichem Solo Fortune in Szene, doch der Südafrikaner rutschte alleine vor Dida aus und schaufelte den Ball am herausstürzenden Milan-Torhüter, aber auch am Tor vorbei.

Van Nistelrooij kommt
In der zweiten Hälfte wurde Milan frecher und drängte ManU in die eigene Hälfte zurück. Fast wäre den Engländern jedoch bei einem Konter die Führung gelungen, als Giggs zu einem Solo ansetzte, aber mit seiner Flanke keinen Abnehmer fand. Dann hatten die Heimfans endlich Grund zum Jubel, als Trainer Sir Alex Ferguson ihre "Ruud, Ruud”-Sprechchöre erhörte und nach gut einer Stunde den Niederländer für Ronaldo brachte, damit er neben Rooney und Giggs stürmen sollte.

Crespo im Pech
Rooney hatte kurz danach noch eine Möglichkeit, die bessere Gelegenheit hatte aber Crespo auf der anderen Seite. Doch beim Schuss des Argentiniers konnte Wes Brown in letzter Sekunde klären.

Milan stärker
15 Minuten vor Schluss vergab der Angreifer erneut eine Chance, doch kurz darauf machte er es besser und schob den Ball nach Carrolls Aussetzer aus fünf Metern über die Linie. ManU hatte noch zwei Gelegenheiten durch den eingewechselten Louis Saha und Van Nistelrooij, doch Milan bestimmte nun eindeutig das Spielgeschehen und kann dem Rückspiel in 14 Tagen in aller Ruhe entgegensehen.