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Hans Bangerter: ein bewegtes Leben

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Ein Rückblick auf die Laufbahn und das Vermächtnis des ehemaligen UEFA-Generalsekretärs Hans Bangerter, der im Alter von 98 Jahren verstorben ist.

Hans Bangerter war von 1960 bis 1988 UEFA-Generalsekretär.
Hans Bangerter war von 1960 bis 1988 UEFA-Generalsekretär. UEFA-Division Kommunikation und Öffentliche Angelegenheiten
UEFA trauert um ehemaligen Generalsekretär Hans Bangerter

Im Januar 1960 trat Hans Bangerter seinen Posten als UEFA-Generalsekretär an; mit zwei Sekretärinnen teilte er sich damals ein Büro im Untergeschoss eines Wohnhauses in der Schweizer Bundesstadt Bern.

Nachdem er fast drei Jahrzehnte lang unermüdlich im Dienste des Dachverbands und des europäischen Fußballs stand, endete mit seiner Pensionierung im Dezember 1988 seine Zeit an der Spitze der UEFA-Administration. Dabei hatte er sich großen Respekt verschafft und ist nicht nur als wichtiger Protagonist bei der Weiterentwicklung der UEFA, sondern auch als Impulsgeber für Ideen, Maßnahmen und Innovationen aufgetreten, der die Entwicklung des Fußballs auf dem ganzen Kontinent geprägt hat.

Hans Bangerter, der als Generalsekretär auf den Franzosen Pierre Delaunay folgte, stieß in einer Zeit zur UEFA, als die Organisation noch jung war und sich zunächst etablieren musste. Im Laufe der Jahre trug er zum Wachstum und Wohlergehen des Verbands bei und durfte am Ende seiner Amtszeit auf ein äußerst bewegtes und erfülltes Berufsleben zurückblicken, denn er war es, der den Weg für die Entwicklung der Organisation in ihren Anfängen in vielerlei Hinsicht ebnete.

Neuanfang in Bern

Hans Bangerter war Ehrenmitglied der UEFA.
Hans Bangerter war Ehrenmitglied der UEFA. Getty Images

Hans Bangerter, der im schweizerischen Studen in der Nähe von Bern geboren wurde, trat sein Amt bei der UEFA an, als diese ihren Sitz in die Schweiz verlegte, nachdem sie seit ihrer Gründung im Jahr 1954 auf dem Gelände des Französischen Fußballverbands in Paris untergebracht war.

Von 1962 bis 1974 nutzte die UEFA Büroräume im Schweizer Haus des Sports in Bern. Als Bangerter seinen wohlverdienten Ruhestand antrat, war der europäische Dachverband in ein eigenes Bürogebäude gezogen, das sich seinerzeit in der Jupiterstrasse im Berner Vorort Wittigkofen befand und Platz für die mittlerweile rund 30 Mitarbeitenden bot.

Vordenker und Wegbereiter

Hans Bangerter (rechts) mit dem Franzosen Jacques Georges, einem der vier UEFA-Präsidenten während seiner Amtszeit als Generalsekretär.
Hans Bangerter (rechts) mit dem Franzosen Jacques Georges, einem der vier UEFA-Präsidenten während seiner Amtszeit als Generalsekretär.UEFA Comms & Public Affairs

Als UEFA-Generalsekretär trug Hans Bangerter wesentlich dazu bei, den Dachverband aufzubauen und dessen Rolle zu konsolidieren. Er diente unter vier UEFA-Präsidenten – Ebbe Schwartz (Dänemark), Gustav Wiederkehr (Schweiz), Artemio Franchi (Italien) und Jacques Georges (Frankreich) – und war eng in die Arbeit des UEFA-Exekutivkomitees sowie weiterer Kommissionen und Gremien eingebunden. So erlangte er ein fundiertes Wissen und die für seine Funktion nötige Expertise. Zudem verfolge Bangerter unzählige Spiele und nahm an Kursen, Konferenzen und gesellschaftlichen Veranstaltungen in ganz Europa teil.

Um eine effiziente Administration für den europäischen Fußball aufzubauen, waren verschiedene Eigenschaften gefragt, die Bangerter allesamt an den Tag legte: Geduld, Können, diplomatisches Geschick, Führungsstärke, ein bisschen Glück und insbesondere der Wille, sich voll und ganz einem langfristigen Anliegen zu verschreiben.

Er wurde oft als „Gentleman des Fußballs“ bezeichnet und galt lange Zeit als Inbegriff der UEFA. Er trieb die Entwicklung der noch jungen Konföderation voran, deren Aktivitäten auf ein immer größeres Interesse seitens der Medien und der Öffentlichkeit stießen. Trotz allem legte er nie gesteigerten Wert auf das Rampenlicht, obwohl die Öffentlichkeitsarbeit in diesen Jahren zusehends an Bedeutung gewann.

Die Gunst der Stunde

Hans Bangerter (2.v.r.) bei der Auslosungszeremonie für die Endrunde der Fußball-Europameisterschaft 1984.
Hans Bangerter (2.v.r.) bei der Auslosungszeremonie für die Endrunde der Fußball-Europameisterschaft 1984.Icon Sport via Getty Images

Hans Bangerter nutzte die Chance, die sich ihm bei der UEFA bot. Seit 1953 war er als stellvertretender FIFA-Generalsekretär tätig. Nach dem Rücktritt von Pierre Delaunay wurde ihm 1959 der Posten des UEFA-Generalsekretärs angeboten.

Als Bangerter sein Amt antrat, richtete die UEFA bereits regelmäßig Wettbewerbe aus, obschon diese noch in den Kinderschuhen steckten. In seinen Jahren als Generalsekretär fungierte die UEFA nicht nur als Anlaufstelle für rein sportliche Fragen, sondern entwickelte sich darüber hinaus zu einem Forum für diverse rechtliche und politische Belange im Zusammenhang mit dem Fußball.

Ein Koordinator und Vermittler

Hans Bangerter (2.v.r.) leitet 1967 eine UEFA-Konferenz der Präsidenten und Generalsekretäre der Nationalverbände.
Hans Bangerter (2.v.r.) leitet 1967 eine UEFA-Konferenz der Präsidenten und Generalsekretäre der Nationalverbände.UEFA archives

An der Spitze der UEFA-Administration verstand sich Hans Bangerter als Koordinator und Vermittler. Insbesondere interessierte er sich für die Frage der Fernsehrechte und der Berichterstattung im Zusammenhang mit Fußballspielen. Ferner ergänzte er das Regelwerk des europäischen Fußballs um zwei wesentliche Elemente, welche die europäischen Klubwettbewerbe und den Fußball im Allgemeinen prägten.

Die Entstehung des europäischen Spielkalenders – Hans Bangerter

Die Einführung eines Spielkalenders für europäische Wettbewerbe ist ein besonderer Verdienst von Hans Bangerter. Bis zu diesem Zeitpunkt wurde der Spielkalender kaum koordiniert. Die Einführung des „Europa-Cup-Mittwochs“ vereinfachte nicht nur die Organisation, sondern trug auch dazu bei, unter der Woche ein mit einem Samstag- oder Sonntagnachmittag vergleichbares Interesse für das sportliche Geschehen zu schaffen.

Zudem fand er mit der Auswärtstorregel eine Lösung, wie bei einem Unentschieden nach Hin- und Rückspiel vorzugehen ist, was bei einem bereits damals dicht gedrängten Spielkalender dazu geführt hatte, dass Playoff-Begegnungen ausgetragen werden mussten. Im Zuge dieser den gesamten Fußball prägenden und in europäischen Wettbewerben bis zur Saison 2020/21 geltenden Bestimmung fielen auswärts erzielte Tore bei der Ermittlung des Gewinners schwerer ins Gewicht.

Hans Bangerter wird für seinen Einfallsreichtum in Erinnerung bleiben. In einer Vorschau auf die 1970er-Jahre, die im März 1970 im Offiziellen Bulletin der UEFA veröffentlicht wurde, schlug er beispielsweise vor: „Wäre es nicht denkbar, in unmittelbarer Stadionnähe einen Kindergarten einzurichten, damit selbst Paare mit kleinen Kindern das Spiel gemeinsam verfolgen können? Wie viele junge Hausfrauen könnten so für den Fußball begeistert werden!“

Generalsekretär außer Dienst

Hans Bangerter (rechts) mit dem ehemaligen UEFA-Vizepräsidenten Egidius Braun beim UEFA-Kongress 2016 in Budapest.
Hans Bangerter (rechts) mit dem ehemaligen UEFA-Vizepräsidenten Egidius Braun beim UEFA-Kongress 2016 in Budapest.Getty Images

Hans Bangerter entschloss sich im Alter von 64 Jahren, sein Amt aufzugeben und gab beim UEFA-Kongress 1988 in München bekannt, dass er zum Jahresende in den Ruhestand treten werde.

1992 fand in Schweden die erste EM-Endrunde statt, an deren Durchführung er selbst nicht aktiv beteiligt war, und noch im selben Jahr würdigte die Vollversammlung des europäischen Fußballs den Beitrag des Schweizers zur Entwicklung der UEFA, indem sie ihn zum Ehrenmitglied ernannte.

Auch während seines Ruhestands bekundete er ein reges Interesse an der Arbeit der UEFA und pflegte seine Kontakte zu ehemaligen Funktionären und Kommissionsmitgliedern aus ganz Europa. Bei wichtigen Veranstaltungen des Dachverbands war ein oft und gern gesehener Gast.

Die UEFA und der gesamte europäische Fußball sind Hans Bangerter zu großem Dank verpflichtet, da er wesentlich dazu beigetragen hat, dass der Verband in seinen Anfängen an Statur gewann.