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Finalschiedsrichter: Marciniaks außergewöhnliche Reise

U21-EURO-Endspielschiedsrichter Szymon Marciniak hat UEFA.com erzählt, wie er als hitziger Mittelfeldspieler im polnischen Fußball zu einem der vielversprechendsten Schiedsrichter Europas avancierte.

Szymon Marciniak leitet das Endspiel der U21-EURO
Szymon Marciniak leitet das Endspiel der U21-EURO ©Getty Images

Szymon Marciniak war einst ein hitziger junger Mittelfeldspieler beim polnischen Erstligisten Wisla Plock und war, in seinen eigenen Worten, "ein schwieriger Spieler für Schiedsrichter".

Die Zeiten haben sich für den 34-Jährigen jedoch geändert, der am Dienstag erstmals in einem europäischen Finale stehen wird, wenn er das Endspiel der U21-EURO zwischen Schweden und Portugal leitet.

Der nächste Schritt auf der Karriereleiter für Marciniak, der 2014 das polnische Pokalfinale pfiff, ehe er in der abgelaufenen Saison erstmals in der UEFA Champions League ran durfte. Vor dem Endspiel in Prag setzte er sich mit UEFA.com zusammen, um über seine Transformation von einem "verrückten" Fußballer hin zu einem vielversprechenden Schiedsrichter zu sprechen.

UEFA.com: Wie hilft es Ihnen, selbst ein Fußballer gewesen zu sein?

Szymon Marciniak: Es hilft natürlich, früher selbst gespielt zu haben. Ich war ein Führungsspieler im zentralen Mittelfeld und ich war ein verrückter Spieler, um ehrlich zu sein. Wenn Sie mich vor vielen Jahren gefragt hätten, ob ich Schiedsrichter werden will, dann hätte ich geantwortet: 'Absolut nicht'. Ich war ein schwieriger Spieler für Schiedsrichter. Das macht es für mich jetzt viel einfacher, eine gute Beziehung zu den Störenfrieden auf dem Platz aufzubauen, weil ich genau gleich drauf war. Es hilft mir jetzt, wenn es darum geht, was ich in gewissen Situationen sagen oder tun sollte – manchmal mache ich einfach gar nichts, weil ich weiß, wie frustriert ein Spieler sein kann, deshalb ist es besser, nichts zu sagen und kurz darauf einen Witz zu machen oder etwas Lustiges zu sagen.

UEFA.com: Wie sind Sie dann Schiedsrichter geworden?

Marciniak: Ich habe 2002 angefangen. Zu Beginn habe ich immer noch gespielt, in der vierten Liga, aber ich wusste, dass es schwierig werden würde, ein großer Spieler zu werden. Als Schiedsrichter bin ich relativ schnell aufgestiegen, weil sie für frühere Spieler einen besonderen Karriereweg eingeführt hatten – viele Schiedsrichter hatten aufgehört und sie brauchten junge Schiedsrichter, deshalb war es für mich eine große Chance.

UEFA.com: Was waren ihre ersten Schritte als internationaler Schiedsrichter?

Marciniak: Meine Karriere startete mit dem UEFA-CORE-Programm. Ein Schiedsrichter aus Polen wurde eingeladen, das war glücklicherweise ich. Mit David Elleray zusammenzuarbeiten, war das Wichtigste für mich – er war der wichtigste Mensch für meine Karriere, und wir sind auch jetzt noch in Kontakt. Als ich bei CORE [Centre of Refereeing Excellence] anfing, dachte ich, ich könnte ein Spiel leiten, aber wenn man bei einem UEFA-Wettbewerb dabei ist, ist es eine ganz andere Welt.

UEFA.com: Sie haben in der abgelaufenen Saison erstmals in der UEFA Champions League gepfiffen und leiten jetzt ein europäisches Endspiel. Wie bewerten Sie Ihre Entwicklung?

Marciniak: Als ich vor vielen Jahren gesagt habe, dass ich irgendwann ein WM-Finale leiten werde, lachten mich viele Schiedsrichter aus, aber als ich letztes Jahr mein Debüt in der Champions League bei Juventus gegen Malmö feierte, sagten die Leute: 'Vielleicht hat er keine Witze gemacht'. Es war ein brillantes Jahr – mein Debüt in der Champions League ist ein Spiel, an das ich mich immer erinnern werde. Es war so eine gewaltige Erfahrung, insgesamt war ich in der Champions League dreimal im Einsatz sowie viermal in der Europa League. Jetzt kommt das U21-Finale, was ein großer Schritt ist. Dieses Jahr ist wirklich wichtig, aber wir dürfen nicht vergessen, dass nächstes Jahr erneut ein großes Turnier ansteht – jeder Schiedsrichter träumt von der EURO 2016 in Frankreich, und das ist auch mein Ziel.

UEFA.com: Wie schätzen Sie Ihre Erfahrungen bei der U21-EURO ein?

Marciniak: Diese internationalen Partien haben etwas Besonderes; jede macht einen noch erfahrener. Die Schiedsrichterleistungen bei diesem Turnier waren bislang sehr gut – niemand hat über die Schiedsrichter gesprochen, was bedeutet, dass sie gut waren. Ich hatte keine Schwierigkeiten, ich habe es nur genossen, meine Erfahrung genutzt und es hat funktioniert.

UEFA.com: Und wie haben Sie sich gefühlt, als Sie für dieses Spiel ausgewählt wurden?

Marciniak: Ich war stolz auf mich und mein Team – es geht nicht nur um mich, wir sind als Team stark. Wir unterstützen uns gegenseitig sehr viel, das muss ich hervorheben.

UEFA.com: Es gibt nicht so viele Schiedsrichter, die das Auftaktspiel und das Finale geleitet haben, oder?

Marciniak: Ich kenne einen Schiedsrichter. Das war Paweł Raczkowski, der hier unser erster zusätzlicher Schiedsrichter ist und letzten Monat bei der U17-Endrunde gepfiffen hat. Er hat das Turnier eröffnet und beendet. Wir haben gewitzelt, dass ich wegen ihm nicht das Finale bekommen würde, aber es ist großartig, beide Partien zu pfeifen, weil es so selten vorkommt.