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Breitner beantwortet Twitter-Fragen

Paul Breitner, der mit Deutschland in den 1970ern Welt- und Europameister wurde, nahm sich die Zeit, um auf Tweets von UEFA.com-Usern zu antworten und blickte dabei zurück auf seine Karriere.

Paul Breitner weiß, wie es ist, wenn man eine Europameisterschaft gewinnt
Paul Breitner weiß, wie es ist, wenn man eine Europameisterschaft gewinnt ©Sportsfile

Paul Breitner hat sich die Zeit genommen, um Twitter-Fragen der User von UEFA.com zu beantworten. Der frühere deutsche Nationalspieler, der in seiner aktiven Zeit unter anderem beim FC Bayern München und Real Madrid CF unter Vertrag stand, gewann in seiner Karriere unter anderem den Titel bei der UEFA-Europameisterschaft 1972 und der FIFA-Weltmeisterschaft zwei Jahre später.

@seifeldinelalfy: Haben Sie im Rückblick auf Ihre Karriere so etwas wie ein Lieblingsspiel? 

Paul Breitner: Es gibt ein Lieblingsspiel, und zwar ein Viertelfinal-Rückspiel im Europapokal der Landesmeister in der Saison 1975/76 gegen den damaligen englischen Meister Derby County. Da haben wir im Hinspiel in England mit 1:4 verloren und im Rückspiel nach Verlängerung mit 5:1 gewonnen. Das war mich das Spiel, an das ich, was die Atmosphäre, die Stimmung und alles, was ein Fußballspiel ausmacht, die schönste Erinnerung habe.

Das hat natürlich nichts damit zu tun, dass der schönste Sieg logischerweise der Finalsieg in einer Weltmeisterschaft ist. Nur wir hatten damals im altehrwürdigen Bernabeu-Stadion vor dem Umbau für die WM 1982 so 160 000 bis 170 000 Zuschauer drin, und es war einfach gigantisch.

@to8ay: An welche Tore in Ihrer Karriere können Sie sich besonders gut erinnern?

Breitner: Es gibt ein Tor, das war das wichtigste in meinem Leben, an das kann ich mich überhaupt nicht erinnern, das war der Elfmeter im WM-Finale 1974. In diesem Finale fehlen mir zwei Minuten, da gibt es einen Filmriss. Für mich endet diese Szene damit, dass der Schiedsrichter Elfmeter pfeift, und der Film geht weiter ungefähr zwei Minuten später, als der Schiedsrichter das Spiel wieder angepfiffen hat. Ich habe den Elfmeter mittlerweile natürlich hunderte Male gesehen, nur ich habe keine Erinnerungen daran.

@EyeBlinks: Welche Position haben Sie lieber gespielt, auf der linken Abwehrseite oder im Mittelfeld?

Breitner: Das ist ganz einfach. Ich war ja bis zum Februar oder März 1971 Lichtjahre davon weg, irgendwann einmal Verteidiger spielen zu sollen oder zu wollen oder zu können. Ich war als Kind, als Jugendlicher auch noch in den ersten Wochen und Monaten beim FC Bayern, als ich 1970 dort begann, offensiver Mittelfeldspieler. Ich bin ja nur von der einen Minute auf die andere Verteidiger geworden, weil wir vor einem Spiel im März 1971 in Hannover drei oder vier Ausfälle in der Abwehr hatten und mich unser damaliger Trainer Udo Lattek am Morgen vor dem Spiel fragte, ob ich nicht als Verteidiger aushelfen könnte. Als ich fragte, auf welcher Seite, dann meinte er am liebsten links, und ich sagte 'ja von mir aus, dann spiele ich halt links, ist mir doch egal'.

Dann habe ich eben zum ersten Mal in meinem Leben Verteidiger gespielt und das anscheinend so gut, dass ich von dem Moment an beim FC Bayern linker Verteidiger war und drei Monate später mein erstes Länderspiel als linker Verteidiger gemacht habe. Aber als ich 1974 nach der WM zu Real Madrid gewechselt bin, war ich dort sofort wieder Mittelfeldspieler. Dann war dieses Intermezzo des Verteidigers Paul Breitner Gott sei Dank vorbei. Denn wenn mich jemand Mal im Ernst gefragt hätte, 'willst Du Mal Verteidiger spielen', dann hätte ich gesagt 'niemals, Du spinnst'. Nur war damals eine Situation, da gab es kein Überlegen, da musste ich dem Trainer und der Mannschaft helfen, und dann war ich eben Verteidiger.

@chrisberry86: Was war das schönste Stadion, in dem Sie jemals gespielt haben?

Breitner: Das Münchner Olympiastadion. Und es ist für mich nach wie vor das schönste Stadion auf der Welt. Da muss man differenzieren. Wir leben heute in einer Zeit der Arenen, die für den Komfort unserer heutigen Zeit gebaut wurden, die sind elektrisierend und faszinierend in ihrer Art wie sie aussehen, nur das mit Abstand schönste Stadion, eingebettet in einen wunderbaren Olympiapark, ist das Münchner Olympiastadion. Jedes Mal, wenn ich die Möglichkeit habe, in diesem Stadion etwas zu tun, dann ist das für mich wieder ein Hochgenuss.

@FCBFI_Malang: Was glauben Sie, wie geht das Spiel gegen Italien aus?

Breitner: Es gibt doch für einen Deutschen, einen Fan einer bestimmten Mannschaft, doch gar keinen Tipp, wie das Spiel ausgehen wird, es gibt immer nur ein Wunschkonzert. Oder glauben Sie allen Ernstes, dass ein deutscher Fußballfan – mich inklusive – jetzt sagen wird, wir glauben, dass wir verlieren? Und kein Tifosi wird gegen seine Mannschaft tippen. So gibt es bei mir seit über 40 Jahren auf diese Frage immer die gleiche Antwort – das Ergebnis ist mir völlig egal, Hauptsache wir gewinnen.

@val3riob: Glauben Sie, dass Andrea Pirlo ein Kandidat für den Goldenen Ball als bester Spieler des Turniers ist?

Breitner: Wenn Italien Europameister wird, wird er den Goldenen Ball bekommen. Der Superstar einer WM oder EM wird nur der Spieler, der im Finale steht und dieses gewinnt. Keiner wird Superstar werden, keiner wird den Goldenen Bal gewinnen, wenn er im Viertel- oder Halbfinale ausscheidet, egal wie er heißt. Ein Beispiel aus eigener Erfahrung: Hätte Holland 1974 das Finale gegen uns gewonnen, dann wäre der Superstar dieser WM Johan Cruyff gewesen.