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Magdeburg feiert Jubiläum

Vor 30 Jahren schrieb der 1.FC Magdeburg Fußballgeschichte.

Von Thomas Zeh

Am 8. Mai 1974 sorgte der 1. FC Magdeburg für eine der größten Überraschungen in der Geschichte des Pokals der Pokalsieger. Durch einen 2:0-Sieg über den AC Milan in Rotterdam gewann der Verein als erster und einziger ostdeutscher Klub einen großen Europapokal.

Nur noch viertklassig
30 Jahre später hat Milan gerade seinen 17. Scudetto gewonnen, während Magdeburg in der vierthöchsten deutschen Spielklasse, der Oberliga, seinem Dasein fristet. "Mein Herz blutet, wenn ich sehe, was mit dem Verein seit der deutschen Wiedervereinigung passiert ist", sagt Martin Hoffmann, der mit dem Verein fast alles erlebt hat.

Gute Erinnerungen an Rotterdam
Hoffmann hat seine gesamte Karriere als Spieler bei dem Klub verbracht und auch als Späher, Chef- und Assistenztrainer für den Verein gearbeitet. Seinen größten Erfolg feierte er im Alter von 19 Jahren, als seine Mannschaft im De Kuip-Stadion gegen Milan gewann. "Wir starteten in der ersten Runde in Rotterdam gegen NAC Breda in den Wettbewerb und spielten zum Schluss wieder in dem Stadion, in dem für uns alles anfing", sagte Hoffmann gegenüber uefa.com.

Nichts zu verlieren
Die junge Mannschaft von Heinz Krügel hatte gegen das Spitzenteam aus der Serie A nichts zu verlieren, und auch wenn Giovanni Trapattonis Truppe als großer Favorit in die Partie ging, so erholte sie sich nicht mehr von Lanzis Eigentor kurz vor der Halbzeit. Als Wolfgang Seguin nach 73 Minuten auf 2:0 für Magdeburg erhöhte, hatte Milan keine Antwort mehr parat. "Ich denke, sie haben erwartet, dass wir uns nur hinten reinstellen, aber wir haben sie mit unserer Spielweise überrascht, und je länger das Spiel lief, um so mehr Chancen hatten wir", erinnert sich Hoffmann.

Ostdeutsche Erfolge
Die von Helmut Schön trainierte Bundesrepublik Deutschland war zwar in den 70er Jahren eine Macht im Weltfußball, doch Hoffmann - der 66 Länderspiele für die DDR absolvierte - beharrt darauf, dass auch auf der anderen Seite der Berliner Mauer eine große Mannschaft spielte. "Die 70er Jahre waren auch eine goldene Ära für den ostdeutschen Fußball, und auf unseren Erfolg im Pokal der Pokalsieger folgte im gleichen Jahr die erste Teilnahme der DDR an einer FIFA-Weltmeisterschaft [bei der sie gegen den späteren Weltmeister Bundesrepublik Deutschland mit 1:0 gewannen] und zwei Jahre später der Gewinn der Goldmedaille bei den Olympischen Spielen in Montreal", sagte Hoffmann.

Probleme nach der Wiedervereinigung
Auch nach den 70er Jahren war Magdeburg eine Fußballmacht und gewann drei Meistertitel sowie sieben Pokale, bis die deutsche Wiedervereinigung für ein abruptes Ende des unabhängigen ostdeutschen Ligasystems sorgte. Urplötzlich zog es die besten Spieler Richtung Westen, und Magdeburg tat sich in den neuen Verhältnissen sehr schwer. "Dass wir uns nicht für die 2. Bundesliga qualifizieren konnten, war der Anfang vom Ende der goldenen Vereinsära", erklärte Hoffmann.

Fans bleiben treu
Anders als die DDR-Spitzenklubs BFC Dynamo Berlin und 1. FC Lokomotive Leipzig schaffte es Magdeburg, nach der Wiedervereinigung über Wasser zu bleiben, auch wenn sie sich nun schwer tun. Hoffmann meinte: "Wir ziehen immer noch ein paar tausend Fans an, auch wenn wir in einem heruntergekommenen Stadion in der vierten Liga spielen. Aber ich fürchte, dass auch diese Anhänger das Interesse verlieren, wenn wir nicht bald die Rückkehr in den Profifußball schaffen."

Neues Stadion
Der Verein ist immer noch für seine exzellente Jugendarbeit bekannt, und ein Silberstreif am Horizont wäre es sicherlich, wenn Magdeburg es schafft, rechtzeitig zur FIFA-Weltmeisterschaft 2006 ein 25.000 Zuschauer fassendes Stadion zu bauen, dass dann als Trainingsgelände genutzt werden soll.

Einlagespiel
In der Zwischenzeit wird es am 8. Mai im Ernst-Grube-Stadion ein Spiel zwischen dem Magdeburger Erfolgsteam von 1974 und der DDR-Nationalmannschaft von damals geben, um das 30-jährige Jubiläum der jeweiligen Erfolge zu feiern. Hoffmann hofft, dass damit ein Signal gesetzt wird - nämlich, dass es mit dem Fußball in Magdeburg wieder aufwärts geht.