Historische Ernennung von Stéphanie Frappart als Superpokal-Schiedsrichterin
Dienstag, 13. August 2019
Artikel-Zusammenfassung
Beim Superpokal am Mittwoch in Istanbul wird die Französin Stéphanie Frappart die erste Schiedsrichterin sein, die ein bedeutendes Europapokalspiel der Männer leitet.
Top-Medien-Inhalte des Artikels
Artikel-Aufbau
Was für ein Jahr für Stéphanie Frappart…
Wenn die französische Unparteiische später auf 2019 zurückblicken wird, dann wird sie an ein Jahr zurückdenken, in dem sich die harte Arbeit und die Opfer, die sie auf dem Weg nach ganz oben gebracht hat, auf ganz besondere Weise ausgezahlt haben und das ihr einen Eintrag in die Geschichtsbücher gesichert hat, als sie am Mittwoch, 14. August den UEFA-Superpokal zwischen Liverpool und Chelsea in Istanbul leitete.
Zum ersten Mal wird eine Schiedsrichterin eine bedeutende Partie in einem UEFA-Wettbewerb der Männer leiten.
Die 35-jährige Stéphanie Frappard hat bereits in ihrer Heimat Geschichte geschrieben und ist ein leuchtendes Vorbild dafür, was eine Schiedsrichterin erreichen kann. Im April war sie die erste Frau, die mit SC Amiens gegen RC Straßburg eine Begegnung der französischen Ligue 1 leitete. Nachdem sie viele Jahre Erfahrung in der französischen Ligue 2 gesammelt hatte, wurde sie für die Saison 2019/20 endgültig in den Pool der Ligue-1-Schiedsrichter aufgenommen.
Im Sommer erreichte Frappart mit ihrer Ernennung als Schiedsrichterin für das WM-Finale der Frauen zwischen den USA und den Niederlanden im Juli in Lyon einen weiteren wichtigen Meilenstein. Jetzt freut sie sich auf ihre zentrale Rolle beim Auftakt zur neuen UEFA-Klubwettbewerbssaison diese Woche.
Frappart wird dabei einem hauptsächlich aus Frauen bestehenden Refereeteam vorstehen. Als Schiedsrichterassistentinnen werden Manuela Nicolosi (Frankreich) und Michelle O‘Neuill (Republik Irland) fungieren, während als Vierter Offizieller der Türke Cüneyt Çakır im Einsatz steht.
„Ich bin sehr glücklich. Es war wirklich eine Überraschung“, sagte Frappart, die aus dem Departement Val-d'Oise in der Nähe von Paris stammt. „Ich hätte nicht erwartet, für den Superpokal ernannt zu werden – es ist eine große Ehre für mich und für alle Schiedsrichterinnen. Ich hoffe, dass ich ein Vorbild für andere Schiedsrichterinnen und für alle Mädchen bin, die einmal Referee werden wollen.“
Der Vorsitzende der UEFA-Schiedsrichterkommission Roberto Rosetti hat absolut keinen Zweifel an Frapparts Qualitäten: „Stéphanie Frappart hat über Jahre hinweg gezeigt, dass sie eine der besten Schiedsrichterinnen ist, nicht nur in Europa, sondern auch weltweit. Sie verfügt über das Rüstzeug, auf der großen Bühne zu bestehen, wie sie beim diesjährigen Frauen-WM-Finale bereits unter Beweis gestellt hat. Ich hoffe, dass sie mit dem Spiel in Istanbul ihren Erfahrungsschatz noch erweitern kann, jetzt, da sie sich auf dem Höhepunkt ihrer Schiedsrichterkarriere befindet.“
Stéphanie Frappart erinnert sich noch genau an den Tag in Lyon vor zwei Monaten, als sie das Finale der Frauen-WM leiten durfte. „Es war fantastisch, vor allem auch, weil das Turnier in Frankreich stattgefunden hat“, erinnert sie sich. „Das Stadion war aus Anlass des Endspiels, in dem sich zwei hervorragende Teams gegenüberstanden, ausverkauft. Es war ein ganz besonderer Augenblick und ich bin sicher, dass der Frauenfußball mit dieser Partie und der gesamten WM neue Fans gewonnen hat. Das Turnier hat gezeigt, wie sich der Frauenfußball technisch, taktisch und physisch weiterentwickelt hat.“
Frappart hat mit 13 Jahren erstmals eine Partie geleitet. „Ich habe Fußball gespielt, aber ich wollte auch mehr über die Spielregeln lernen, also habe ich angefangen, Spiele zu leiten. Bis ich 20 Jahre alt war, habe ich gespielt und gepfiffen, dann musste ich mich entscheiden. Damals war der Frauenfußball noch nicht so weit entwickelt und ich hatte das Gefühl, dass es für mich besser wäre, als Schiedsrichterin weiterzumachen.“
Seither hat Stéphanie Frappart hart dafür gearbeitet, an die Spitze zu kommen. „Ich habe mir nie wirklich besondere Ziele gesteckt“, so Frappart. „Ich habe mich im Grunde von Spiel zu Spiel weiterentwickelt. Ich hatte kein besonderes Vorbild, aber ich habe vielen Unparteiischen zugesehen und sie haben mich alle irgendwie beeinflusst. Ich habe auch gute Ratschläge von vielen Leuten im Französischen Fußballverband bekommen.“
Das geschichtsträchtige Aufgebot als Schiedsrichterin in der Ligue 1 in Amiens letztes Frühjahr war wichtig für Frappart, obwohl es nach ihrer Aussage keine besondere Herausforderung gewesen sei, da sie bereits seit fünf Jahren in der Ligue 2 im Einsatz gestanden hatte. Jetzt gehöre sie in den Pool der Ligue-1-Referees und wolle ihr Bestes geben und erfolgreich sein.
Der große Outdoor-Fan Frappart wird sich mit gewohnter Sorgfalt auf den Superpokal vorbereiten. „Ich denke, wir haben als Team die Gelegenheit, den Moment vor und nach dem Spiel zu genießen, aber das Wichtigste ist, zur rechten Zeit voll konzentriert im Spiel zu sein“, erklärt Frappart.
„Wir können die beiden Mannschaften im Vorfeld analysieren. Es ist entscheidend und eine große Hilfe für uns, zu lernen, wie die Teams spielen.“ Die Management-Fähigkeiten, mit denen die Unparteiischen an die Spitze gelangen, werden dem Refereeteam ebenfalls helfen, mit den Situationen auf dem Platz umzugehen. „Ich glaube, es ist entscheidend, dass die Unparteiischen von den Spielern auf dem Platz respektiert werden und mit dem Druck umgehen können“, so Frappart weiter.
UEFA-Präsident Aleksander Čeferin lobte die geschichtsträchtige Ernennung von Stéphanie Frappart für den Superpokal: „Als europäischer Dachverband legen wir größten Wert darauf, dass sich der Frauenfußball auf allen Ebenen entwickelt. Ich hoffe, Millionen von Mädchen und Frauen in ganz Europa lassen sich von den Fähigkeiten und der Hingabe, welche Stéphanie Frappart auszeichnen, inspirieren. Sie sollen sehen, dass aus jedem Traum Wirklichkeit werden kann.“
Auf Stéphanie Frappart und ihr Team wartet ein denkwürdiger Abend in Istanbul. Was ist ihr Ratschlag für alle Mädchen und Frauen, welche die Partie verfolgen werden mit dem Traum, es ihr gleichzutun? „Man muss natürlich eine Leidenschaft für den Fußball haben, wenn man Schiedsrichterin werden will. Aber wenn dies der Fall ist, dann sollte man es einfach versuchen!“