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Schiedsrichter bereiten sich auf den Frühling vor

Die europäischen Spitzenschiedsrichterinnen und  schiedsrichter haben sich bei einem UEFA-Kurs in Lissabon auf die zweite Saisonhälfte sowie auf die Einführung von Videoschiedsrichterassistenten (VSA) in der UEFA Champions League vorbereitet.

Schiedsrichter bei einer Trainingseinheit in Lissabon.
Schiedsrichter bei einer Trainingseinheit in Lissabon. ©Sportsfile

Die Elite der europäischen Unparteiischen erwartet eine anspruchsvolle zweite Saisonhälfte, doch die UEFA ist zuversichtlich, dass ihre Schiedsrichterinnen und Schiedsrichter diese für ihre Zunft so ereignisreiche Zeit gut bewältigen werden.

Die 122 Schiedsrichterinnen und Schiedsrichter, von denen 46 neu im internationalen Geschäft sind, haben eine Woche beim jährlich stattfindenden UEFA-Winter-Schiedsrichterkurs verbracht, um sich auf ihre in den kommenden Monaten bevorstehenden Einsätze in den Klub- und Nationalmannschaftswettbewerben der UEFA vorzubereiten.

Schiedsrichter bei einer Diskussionsrunde.
Schiedsrichter bei einer Diskussionsrunde.©Sportsfile

Für die männlichen Schiedsrichter, die am Fortgeschrittenenkurs teilnahmen, standen in den vier Tagen in Portugal zusätzlich die Schulung und die letzten Feinabstimmungen für die anstehende Einführung von Videoschiedsrichterassistenten (VSA) ab der Achtelfinalrunde der UEFA Champions League, die am 12. Februar beginnt, auf dem Programm.

Die VSA wurden im letzten Jahr von den Regelhütern vom International Football Association Board (IFAB) nach einer Testphase in mehreren großen Wettbewerben in die offiziellen Fußball-Spielregeln aufgenommen. Der Videoassistent überprüft Entscheidungen des Schiedsrichters in bestimmten Schlüsselsituationen eines Spiels und verwendet dafür Videomaterial und ein Headset zur Kommunikation.

Analyse einer Spielszene auf den Bildschirmen im Rahmen der VSA-Schulung.
Analyse einer Spielszene auf den Bildschirmen im Rahmen der VSA-Schulung.©Sportsfile

Das UEFA-Exekutivkomitee beschloss im vergangenen September, VSA in UEFA-Wettbewerben einzusetzen; im Dezember folgte dann der Beschluss, in der K.-o.-Phase der diesjährigen UEFA Champions League damit zu beginnen. Daneben werden Videoassistenten beim Endspiel der UEFA Europa League in Baku im Mai sowie in der Endphase der UEFA Nations League in Portugal und der U21-Europameisterschaftsendrunde in Italien im Juni zum Einsatz kommen. 

Eine VSA-Simulation.
Eine VSA-Simulation.©Sportsfile

Die Schiedsrichter absolvierten spezifische praktische Trainingseinheiten und Simulationen mit Videomaterial von Spielen, bei denen sie sich insbesondere in der Überprüfung von Spielszenen üben konnten. Die Kursmodule, in denen anhand von Videoclips Vorfälle aus der jüngsten Vergangenheit der UEFA-Wettbewerbe besprochen wurden, beinhalteten auch Diskussionen über potenzielle VSA-Situationen.  „Der Videoassistent wird den Schiedsrichtern eine große Stütze sein“, prophezeite der Oberste UEFA-Schiedsrichterverantwortliche, Roberto Rosetti. „Es ist ein großer Schritt im europäischen Schiedsrichterwesen, und wir sind gut vorbereitet.“ 

Neben der VSA-Schulung wurde den Schiedsrichtern der Rat mit auf den Weg gegeben, in ihrer bedeutsamen Funktion auf dem Platz entschieden zu handeln und standhaft zu sein. Zudem wurde die Notwendigkeit betont, Spieler vor schwerwiegenden Verletzungen durch überharte Fouls zu schützen – ebenso wie das Image des Fußballs bei Protesten oder Rudelbildung gegen einen Unparteiischen.

Der oberste Schiedsrichterverantwortliche der UEFA, Roberto Rosetti.
Der oberste Schiedsrichterverantwortliche der UEFA, Roberto Rosetti.©Sportsfile

„Wir brauchen keine netten oder beliebten Schiedsrichter“, so Rosetti. „Was wir brauchen, sind starke Persönlichkeiten mit professioneller Einstellung, die mutige Entscheidungen treffen und als Vorbilder für andere Unparteiische in ganz Europa taugen.“

Die „Neuen“ auf dem internationalen Parkett wurden derweil umfassend über die Erwartungen der UEFA in Kenntnis gesetzt. „Sie sollten stolz sein, denn dies ist eine sehr wichtige Phase für Sie“, unterstrich Rosetti. „Seien Sie Sie selbst; versuchen Sie, jeden Tag ein bisschen besser zu werden; versuchen Sie nicht, andere zu kopieren, und genießen Sie den Moment.“

Esther Staubli und Felix Brych geben den neuen Unparteiischen der UEFA wertvolle Tipps.
Esther Staubli und Felix Brych geben den neuen Unparteiischen der UEFA wertvolle Tipps.©Sportsfile

Die Neu-Internationalen hörten ferner motivierende Ansprachen von zwei Spielleitern, die es bis ganz nach oben geschafft haben: der Deutsche Felix Brych und die Schweizerin Esther Staubli. Die beiden hatten insbesondere einige gute Ratschläge hinsichtlich der bedeutenden Rolle parat, die den Unparteiischen als Botschafter der UEFA und des europäischen Fußballs zukommt.

Einen weiteren Schwerpunkt in Lissabon bildete das Fitnesstraining. Vor allem die Newcomer wurden auf ihre Sprintfähigkeiten hin getestet und mussten den Yo-Yo-Intervalltest absolvieren, um ihre Kondition unter Beweis zu stellen. „Arbeiten Sie an sich – wir sind da, um Ihnen zu helfen“, rief Fitnessexperte Werner Helsen ihnen zu. 

Schiedsrichterinnen beim Training.
Schiedsrichterinnen beim Training.©Sportsfile

Auch die Bedeutung einheitlicher, konsistenter Entscheidungen wurde den neuen Schiedsrichterinnen und Schiedsrichtern in Erinnerung gerufen, während sie mit den Standards vertraut gemacht wurden, die die UEFA in ihrer hoffentlich langen und erfolgreichen Karriere von ihnen erwartet.

Die Woche endete dank dem Besuch von Ehrengast Beatrice Vio mit einem besonderen Highlight. Die 21-jährige Italienerin, der im Alter von elf Jahren infolge einer Hirnhautentzündung beide Beine unterhalb der Knie sowie beide Unterarme amputiert werden mussten, hat diverse Welt- und Europameisterschaften sowie paralympische Medaillen im Rollstuhl-Fechten gewonnen und erhielt von den Unparteiischen in Lissabon stehenden Applaus für ihre ergreifende Geschichte über Mut und Entschlossenheit bei der Überwindung von Schwierigkeiten und über sportliche Erfolge. 

Beatrice Vio war ein inspirierender Ehrengast.
Beatrice Vio war ein inspirierender Ehrengast.©UEFA

 „Wenn Sie Schiedsrichterin oder Schiedsrichter sind, dann tun Sie dies, weil Sie diese Aufgabe lieben“, sagte sie den Unparteiischen. „Glauben Sie an sich selbst und glauben Sie daran, dass Sie das Richtige tun.“