Das Anti-Doping-Programm der UEFA Q&A
Donnerstag, 26. November 2015
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Nach jüngsten Medienberichten über Doping im Fußball, gibt es hier eine detaillierte Erläuterung des Anti-Doping-Programms der UEFA.
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Es gab Kritik, dass der Fußball generell, aber vor allem auch die UEFA nicht genügend Doping-Tests durchführen. Was sagt die UEFA zu diesen Vorwürfen?
Im Fußball gibt es mehr Anti-Doping-Tests als in jeder anderen Sportart. 2014 gab es weit mehr Tests – 31 242 – im Fußball als in jeder anderen Sportart (WADA Anti-Doping-Testbilanz 2014). Die UEFA selbst führte insgesamt 2 318 Kontrollen durch. Das ist mehr als jede andere regionale Sport-Organisation.
Es gibt in den Medien den Vorwurf, dass die Spieler nicht genug getestet würden.
Die Tests der UEFA werden nicht isoliert durchgeführt. Im Gegenteil, die UEFA arbeitet eng mit den nationalen Anti-Doping-Agenturen in Europa zusammen, um Informationen auszutauschen und intelligente zielorientierte Tests sicherstellen zu können.
Die UEFA verfügt über ein dynamisches, facettenreiches und intelligentes Programm, dem die teilnehmenden Klubs, Spieler und sogar Trainer voll und ganz vertrauen können. Die UEFA wird niemals Doping akzeptieren und immer an vorderster Front dafür kämpfen, dass der Fußball dopingfrei bleibt.
Die UEFA arbeitet bei diesem Unterfangen eng mit der Welt-Anti-Doping-Agentur (WADA) zusammen und informiert diese Agentur regelmäßig über die Entwicklung der UEFA-Anti-Doping-Programme. Die WADA hat sich sehr zufrieden darüber geäußert, dass die UEFA aktiv die Zusammenarbeit mit allen Beteiligten, darunter den nationalen Anti-Doping-Agenturen, gefördert hat.
Es gibt Berichte, die UEFA würde die Klubs nur alle paar Jahre einmal zu Testzwecken besuchen?
Das ist einfach nicht richtig. Jeder Teilnehmer der diesjährigen UEFA Champions League wird nach den Spielen und während des Trainings intensiv getestet. Jede Saison gibt es außerhalb der Wettkämpfe rund 50 Tests bei den Klubs der UEFA Champions League, dabei werden jedes Mal zehn Spieler getestet.
Können sich die Spieler vor diesen Tests drücken?
Nein – die Meldepflicht der UEFA verlangt, dass alle teilnehmenden Teams der UEFA Champions League während und außerhalb des Trainings melden müssen, wo sich ihre Spieler befinden. Diese Meldepflicht beginnt mit dem Start der Gruppenphase der UEFA Champions League und endet mit einer entsprechenden Benachrichtigung durch die UEFA (am Tag nach dem Ausscheiden aus dem Wettbewerb).
Das Melde-Programm soll gewährleisten, dass alle Spieler für unangekündigte Doping-Kontrollen verfügbar sind. Unter den strengen, neuen Melde-Kriterien der WADA müssen uns alle Spieler, die nicht am Training ihres Klubs teilnehmen, innerhalb von einer Stunde für einen Doping-Test zur Verfügung stehen. So können die Spieler, falls notwendig, auch außerhalb der Wettbewerbe individuell getestet werden, zum Beispiel bei sich zuhause. Außerdem tauschen wir die Aufenthaltsorte der Mannschaften auch mit den nationalen Anti-Doping-Agenturen in ganz Europa aus, um so die Testmöglichkeiten auf nationaler Ebene zu verbessern.
Nicht vergessen sollte man auch, dass dieselben Spieler ja auch auf nationaler Ebene während und außerhalb ihrer Wettkämpfe getestet werden, dazu kommen noch die Kontrollen der FIFA bei WM-Qualifikationsspielen.
Diese Tests sollen auch eine abschreckende Wirkung erzielen, Mannschaften und Spieler wissen, dass sie jederzeit und überall getestet werden können. Der Informationsaustausch mit den nationalen Agenturen und die Einführung des neuen Biologischen Passes für Spieler garantieren eine enge Überwachung und die zielgenaue Testung von Klubs und Spielern.
Worum geht es beim Biologischen Pass?
Dieses Programm hilft dabei, ein biologisches Profil der Spieler zu erstellen. Der Athlete Biological Passport (ABP) überwacht ausgewählte Biomarker der Spieler über einen längeren Zeitraum und kann so indirekt die Doping-Effekte nachweisen sowie Informationen für gezielte Tests liefern. Die UEFA nutzt die ADAMS WADA Datenbank, um die Daten der ABP-Tests mit den teilnehmenden nationalen Anti-Doping-Agenturen auszutauschen.
Das Steroid-Profil-Programm soll die abschreckende Wirkung der UEFA-Test-Programme erhöhen, da es die bereits existierenden direkten Anti-Doping-Tests ergänzt. Hier sollte wirklich jedem klar sein, dass die von den herkömmlichen Doping-Tests nicht entdeckten Doping-Praktiken bei einem langfristig angelegten Profil nicht mehr zu verbergen sind.
Führt die UEFA denn genügend Bluttests durch? Ein Kritiker sagte einst: "Ein kleiner Bluttest dauert nur eine Minute".
Bluttests nehmen einen wichtigen Teil des Anti-Doping-Programms der UEFA ein. Die UEFA führt seit 2008 Bluttests durch, beginnend bei der EURO-Endrunde in Österreich und der Schweiz. In der Saison 2014/2015 führte die UEFA 2 388 Tests durch – 2 073 Urintests und 315 Bluttests. Dies ist inzwischen ein wichtiger Bestandteil unseres Standard-Test-Programms.
Man sollte jedoch auch erwähnen, dass die führenden Anti-Doping-Experten bestätigt haben, dass die meisten verbotenen Substanzen nach wie vor im Urin entdeckt werden und nicht im Blut. Direkte Bluttests erlauben das Aufspüren von einigen zusätzlichen Substanzen, können Urintests aber nicht ersetzen. Der GNK Dinamo Zagreb-Spieler Arijan Ademi wurde nach einem positiven Urintest beim Spiel der UEFA Champions League gegen Arsenal am ersten Spieltag dieser Saison für vier Jahre gesperrt.
Wie viele Dopingtests werden in der UEFA Champions League durchgeführt?
In der letzten Saison der UEFA Champions League wurden insgesamt 1 081 Proben genommen – 813 Urin- und 268 Blutproben. Inklusive der Play-offs führte die UEFA bei 56 Prozent aller Spiele Dopingtests durch, dabei werden jeweils zwei Spieler jeder Mannschaft getestet. So wurden 324 Urin- und 36 Bluttests durchgeführt. Ab dem Achtelfinale werden bei allen Spielen Tests durchgeführt. Zudem gab es bei allen 32 an der Gruppenphase teilnehmenden Teams auch außerhalb der Wettbewerbe Kontrollen von Spielern. Die UEFA-Doping-Kontrolloffiziere (DCOs) absolvierten 49 Besuche bei den Klubs und sammelten dabei 489 Urin- und 232 Blutproben ein.
Wie steht es mit den Dopingtests in der UEFA Europa League?
Letzte Saison wurde bei insgesamt 147 Spielen der UEFA Europa League kontrolliert, dabei wurden 588 Urin- und 31 Blutproben genommen.
Werden auch bei Jugendturnieren Spieler kontrolliert?
Die UEFA hat in anderen Wettbewerben 2014/15 insgesamt fast 700 Proben genommen, in Nationalmannschafts-, Frauen- und Futsal-Wettbewerben. 340 davon bei diversen Jugend-Wettbewerben.
Wird die UEFA ihr Anti-Doping-Programm bei der UEFA EURO 2016 verschärfen?
Das Anti-Doping-Programm für die UEFA EURO 2016 beinhaltet auch extensive Tests im Vorfeld der Endrunde bei allen 24 Mannschaften. Die Teams müssen ständig ihre Aufenthaltsorte mitteilen, die wir dann mit den nationalen Anti-Doping-Agenturen der teilnehmenden Nationen austauschen. Während der Endrunde wird es bei allen 51 Spielen Doping-Kontrollen geben, dabei werden über 200 Spieler getestet werden. Bei allen erwähnten Tests müssen die Spieler Blut-, Urin und Serumproben abgeben.
Welche Strafen drohen den erwischten Spielern?
Die UEFA hält sich an die Strafen für Doping-Vergehen, wie sie im Welt-Anti-Doping-Code festgehalten sind. Diese beinhalten eine vierjährige Sperre bei einem erstmaligen ernsten Dopingverstoß. Wie bereits erwähnt, verhängte die UEFA-Kontroll-, Ethik und Disziplinarkammer eine vierjährige Sperre gegen Dinamo Zagrebs Arijan Ademi, der nach dem Spiel in der UEFA Champions League gegen Arsenal positiv auf das anabole Steroid Stanozolol getestet worden war.
Ist es denn fair, nur die Spieler, nicht aber die Mannschaften zu bestrafen?
Die Bestimmungen der UEFA-Anti-Doping-Regularien für Mannschaften stimmen im Fall eines Doping-Vergehens in vollem Umfang mit dem Artikel 11 des WADA Codes überein: "Wenn mehr als ein Spieler einer Mannschaft eines Dopingvergehens überführt wird, muss im Laufe der Veranstaltung die ganze Mannschaft getestet werden. Sollten mehr als zwei Teammitglieder während dieser Veranstaltung gegen die Anti-Doping-Regularien verstoßen haben, kann das Team disqualifiziert oder mit anderen Disziplinarstrafen belegt werden."
Was unternimmt die UEFA, um Spieler über die Gefahren des Dopings aufzuklären?
Bei UEFA-Wettbewerben wird Aufklärungsmaterial an alle Spieler verteilt, um ihr Bewusstsein in Anti-Doping-Fragen zu schärfen und sie über die Anti-Doping-Regularien und -Abläufe der UEFA aufzuklären, damit sie dort keine Fehler begehen.
Zusätzlich gibt es noch ein Aufklärungs-Programm, das eigens für jugendliche Spieler entworfen wurde. Während der Endrunden aller UEFA-Jugendturniere gibt es Anti-Doping-Informationsveranstaltungen und zusätzliche Programme, die diese wichtige Botschaft transportieren sollen.
Bewahrt die UEFA die genommenen Dopingproben auf und, wenn ja, warum?
In der Saison 2015/16 wird die UEFA ein langfristiges Speicher-Programm für Dopingproben vorstellen, um so die abschreckende Wirkung von Dopingproben zu erhöhen. Die UEFA wird dann in der Lage sein, alte Proben nochmals zu untersuchen, falls es neue Informationen oder neue Analyse-Techniken geben sollte.