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Die Kraft der Vielfalt im Fußball

Bei einer Podiumsdiskussion im Rahmen der #EqualGame-Konferenz in London haben prominente Akteure aus der Welt des Fußballs die große Bedeutung von Vielfalt im Fußball betont.

Yaya Touré, Roberto Martínez, Rachel Yankey, Bibiana Steinhaus und Jason Roberts bei der Podiumsdiskussion unter dem Motto „Stimmen vom Spielfeld“.
Yaya Touré, Roberto Martínez, Rachel Yankey, Bibiana Steinhaus und Jason Roberts bei der Podiumsdiskussion unter dem Motto „Stimmen vom Spielfeld“. ©Thomas Lovelock

Führende Persönlichkeiten aus dem Männer- und Frauenfußball haben am Mittwoch bei der #EqualGame-Konferenz in London gemeinsam eine wichtige Botschaft über die Macht der Vielfalt im Fußball vermittelt.

An der Podiumsdiskussion im Wembley-Stadion mit dem Titel „Stimmen vom Spielfeld“ nahmen der ehemalige ivorische Nationalspieler Yaya Touré, der unter anderem für den FC Barcelona und Manchester City spielte, der belgische Nationaltrainer Roberto Martínez, die ehemalige englische Nationalspielerin und heutige Trainerin der London Bees Rachel Yankey, Bibiana Steinhaus, die erste Schiedsrichterin in der Deutschen Bundesliga sowie der CONCACAF-Direktor für Entwicklung Jason Roberts teil.

„Ich liebe die Vielfalt des Fußballs“
Bibiana Steinhaus gab im Zusammenhang mit der Geschlechterfrage beeindruckende Einblicke in ihre Erfahrungen in der Bundesliga und wie sie sich als Schiedsrichterin durchsetzen konnte: „Entscheidend sind Führungsstärke, das Treffen von Entscheidungen, effiziente Kommunikation, emotionale Intelligenz, der Umgang mit den Spielern und ihren Makeln – weshalb sollte das eine Frau nicht genauso können wie ein Mann? Aus meiner Erfahrung kann ich wirklich sagen, dass es den Spielern und Trainern egal ist. Es braucht die bestmögliche Person in dieser Funktion – das Geschlecht spielt dabei keine Rolle. Ich liebe die Vielfalt des Fußballs, denn eine der Stärken des Fußballs ist die Vielfalt auf dem Platz – und neben dem Rasen würde ich mir auch noch mehr davon wünschen. Wenn es um Entscheidungsprozesse geht, müssen alle Facetten unseres wunderbaren Sports berücksichtigt werden.“

Der belgische Nationaltrainer Roberto Martínez (Mitte) bringt sich in die Debatte ein.
Der belgische Nationaltrainer Roberto Martínez (Mitte) bringt sich in die Debatte ein.©Thomas Lovelock

Roberto Martínez erklärte, wie Fußballteams von Vielfalt – d.h. Spielern aus verschiedenen Kulturen und Ländern – profitieren können, und schilderte seine Erfahrungen mit den multikulturell geprägten Umkleidekabinen in der englischen Premier League und zuletzt in der belgischen Nationalelf: „Vielfalt hat ohne Zweifel eine starke Wirkung. Bei Belgien haben wir eine unglaublich vielfältige Truppe, wir haben drei offizielle Sprachen, und es funktioniert. Es gibt keine offenen Fragen – es funktioniert, weil sich jeder bewusst ist, dass die Spieler von unterschiedlicher Herkunft sind und es dies zu respektieren gilt.“

Rachel Yankey sprach über die Notwendigkeit von Respekt auf allen Ebenen des Fußballs und hielt fest, dass den Topspielern diesbezüglich eine wichtige Vorbildfunktion zukomme: „Ich war im Breitenfußball tätig, und einige Verhaltensweisen sind haarsträubend. Wenn Sie denken, dass die Schiedsrichter auf Topniveau schlecht behandelt werden, sollten Sie einen Blick auf den Breitenfußball werfen, es ist furchtbar. Es muss eine Veränderung an der Spitze stattfinden, von der die Basis profitieren kann.“

Aufruf zum Wandel
Jason Roberts schilderte auf eindrucksvolle Weise die Geschichte seines Onkels Cyrille Regis, der in den 1970er- und 1980er-Jahren als einer der wenigen schwarzen Fußballer in England rassistischen Beschimpfungen ausgesetzt war: „Er musste das wöchentlich über sich ergehen lassen.“ Roberts beklagte ferner die weiterhin geringen Chancen auf Führungspositionen im englischen Fußball für Menschen mit BAME-Hintergrund (schwarze, asiatische und ethnische Minderheiten). „Wir müssen wirklich bei den Entscheidungsprozessen und Chancen für Trainer und Manager im Hinblick auf solche Positionen in Führung und Verwaltung ansetzen. BAME-Minderheiten machen über 30 % der Spieler aus, doch in unseren vier englischen Ligen haben sie nur 4 % der Trainer- und Managementpositionen inne. Ihre Möglichkeiten für eine Fortsetzung der Karriere im Fußball sind beschränkt.“

Dieser Punkt wurde auch von Yaya Touré betont, der auf die ersten Schritte seines Bruders Kolo als Assistent von Brendan Rogers bei Leicester City verwies, die jüngsten Diskriminierungsvorfälle in Fußballstadien jedoch als beunruhigendes Warnsignal deutete. Er habe keine Fortschritte erkennen können, so Touré, der für „Vielfalt an der Spitze“ und eine „intensivere Kommunikation“ warb, auch unter Teamkollegen von Spielern, die Opfer von Beschimpfungen werden.

Ein faszinierendes Gespräch zwischen führenden Akteuren des Fußballs.
Ein faszinierendes Gespräch zwischen führenden Akteuren des Fußballs.©Thomas Lovelock

„Wir werden es schaffen“
Die Diskussion ging mit einem positiven Ausblick zu Ende, als Jason Roberts auf die klaren Stellungnahmen mehrerer junger englischer Spieler als Antwort auf die jüngsten Angriffe zu sprechen kam. „Die Spieler haben mittlerweile ihre eigenen Medienkanäle. Sie warten nicht mehr darauf, von einem Reporter angesprochen zu werden. Die Medien haben meiner Meinung nach zu wenig getan, und jetzt hinterfragen sie sich. Im Fußball hinterfragt man sich. Wir alle hinterfragen uns. Was können wir tun? Jede Person in diesem Raum kann sich fragen, ob sie Vielfalt fördert. Das können wir heute tun, und daneben müssen wir uns fragen, welche Maßnahmen getroffen werden können, um sicherzustellen, dass wir allen Menschen unabhängig von Geschlecht, Behinderungen, Rasse, Hautfarbe und Glauben eine Chance geben? Das kann heute getan werden, und deshalb blicke ich optimistisch in die Zukunft. Es liegt viel Arbeit vor uns, aber wir werden es schaffen.“