Die Messlatte anheben: Endspielforum in London im Rahmen der UEFA Women’s EURO setzt Standards für künftigen Erfolg
Mittwoch, 3. August 2022
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Podium diskutiert das Vermächtnis der Frauen-EM-Endrunde und eine noch strahlendere Zukunft für den Frauenfußball.
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Am Sonntag nahmen Hunderte Gäste im Vorfeld des Endspiels der Women’s EURO 2022 an einer prestigeträchtigen Veranstaltung teil.
Führende Persönlichkeiten aus dem Fußball, ehemalige Spielerinnen und Spieler, Sponsoren sowie Expertinnen und Experten des Frauenfußballs waren als Gäste bei diesem einmaligen Event der UEFA zugegen, bei dem die Zukunft des Frauenfußballs in Europa und darüber hinaus im Mittelpunkt stand; die Mitgliedsverbände wurden ermutigt, auf den bereits erzielten Fortschritten aufzubauen und den Frauenfußball gemeinsam auf eine neue Ebene zu heben.
Neben einer Reihe bekannter Persönlichkeiten sprachen auch UEFA-Präsident Aleksander Čeferin und die UEFA-Bereichsleiterin Frauenfußball, Nadine Keßler, über die Bilanz des letzten Monats und die Maßstäbe, die für den anhaltenden Erfolg gesetzt wurden.
„Es war und bleibt ein beeindruckendes Turnier“, sagte Aleksander Čeferin. „Die Erwartungen waren hoch, aber um ehrlich zu sein, übertrafen die Zahlen unsere Hoffnungen, auch wenn sie nicht der alleinige Maßstab sind. Die Spiele waren fantastisch und die technischen Fertigkeiten unglaublich. Es steckte viel harte Arbeit und Engagement hinter diesem Turnier und wir mussten einfach daran glauben. Das Wichtigste ist, dass man daran glaubt, was man tut. Wir wussten von Anfang an, dass wir die Standards deutlich anheben können würden.“
Mit Blick auf die Zukunft forderte Čeferin noch mehr Unterstützung für den Frauenßball, damit dieser auf eine neue Ebene gehoben werden kann.
„Der Frauenfußball muss seine Entwicklung auf dieselbe Art und Weise fortsetzen wie der Männerfußball“, so Čeferin weiter. „Wir müssen ihn auf technischer Ebene weiterentwickeln und entsprechende Investitionen tätigen. Es läuft auf dasselbe hinaus. Einige Akteure – Sponsoren, Broadcaster und alle anderen – sollten endlich einsehen, dass es sich lohnt, in den Frauenfußball zu investieren.“
Aleksander Čeferin lobte auch die Arbeit von Nadine Keßler und das UEFA-Team, die den Frauenfußball voranbringen und zu einer solch erfolgreichen Frauen-EM-Endrunde beigetragen haben. 2013 ist Keßler mit dem deutschen Team Europameisterin geworden und gibt zu, dass das Leben als Spielerin doch ein wenig unkomplizierter ist.
„Ich muss zugeben, dass es sich auf spielerischer Ebene doch manchmal einfacher angefühlt hat als im organisatorischen Bereich“, sagte Keßler mit einem Lachen. „Es war Wahnsinn! Wir sind unglaublich glücklich, vor allem, weil wir vom ersten bis zum letzten Spiel fantastischen Fußball gesehen haben, der die Menschen wirklich begeistert hat. Was wir auf europäischer Ebene vor allem mitnehmen, ist, dass es für alle besser wird. Wenn es um die Einstellung und die Herangehensweise zum Frauenfußball geht, muss niemand mehr überzeugt werden.“
Große Erfolge nutzen
Die Veranstaltung fand unmittelbar vor dem Höhepunkt der UEFA Women’s EURO statt, die bereits viele Rekorde gebrochen hat.
Die 30 Spiele bis zum Finale haben diverse Zuschauer- und Ticketrekorde eingestellt; für das Finale wurde ein ausverkauftes Wembley-Stadion erwartet und Hunderttausende Fans kamen zu den Fanpartys in den englischen Austragungsstädten, während Millionen Menschen weltweit das Geschehen am Bildschirm verfolgten.
Yet as the name suggests, this Raise the Bar forum was not just to celebrate what has already been achieved – it was to acknowledge what still needs to come in the development and evolution of women's football.
Aber wie der Titel des Forums, „Die Messlatte anheben“, bereits suggeriert, ging es nicht nur darum, das Erreichte zu feiern, sondern anzuerkennen, was im Rahmen der Weiterentwicklung des Frauenfußballs in Zukunft noch getan werden muss.
Baroness Sue Campbell, Direktorin Frauenfußball beim Englischen Fußballverband (FA), erläuterte, wie die FA eine ganze Generation junger Mädchen inspirieren möchte, Fußball zu spielen:
„Die Kraft des Fußballs ist enorm, wenn es darum geht, gewisse Ungleichheiten zu bekämpfen, die in einigen Gesellschaften schon seit langem bestehen. Der Fußball verändert die Einstellung zu Mädchen und Frauen in der Gesellschaft, nicht nur im Fußball. Der gesellschaftliche Zweck dessen, was wir hier in England versucht haben, ist genauso wichtig wie das sportliche Ziel der Teams, zu gewinnen. Ich denke, mit der Art, wie wir den Fußball vor Ort und auf der internationalen Bühne umsetzen, können wir das Leben von Mädchen und Frauen in der Gesellschaft verbessern.“
Răzvan Burleanu, Präsident des Rumänischen Fußballverbands, bot einen Einblick in den Frauenfußball in seinem Land in den letzten Jahren.
„Vor neun Jahren spielten gerade einmal 300 Mädchen in Rumänien Fußball. Jetzt sind es über 60 000. Die Sichtbarkeit ist sehr wichtig und was die UEFA auf strategischer Ebene getan hat, um den Frauenfußball zu fördern, ist genau der Weg, den wir in einem Land wie Rumänien gehen müssen. Die Mädchen in Rumänien sind begeistert vom Geschehen in England in diesem Monat. Das ist für uns das Wichtigste. Es war ein wirklich inspirierendes Turnier.“
Lise Klaveness, Präsidentin des Norwegischen Fußballverbands, sprach leidenschaftlich über die Bedeutung einer stärkeren Vertretung von Frauen im Fußball.
„Es ist sehr wichtig, prinzipienbasiert und ethisch zu führen, wenn man die Vision umfassender Gleichstellung hat“, so Klaveness. „Es sollte nicht so sein, dass mit Töchtern und Söhnen unterschiedlich umgegangen wird. Diesen Ansatz sollten wir bei allen Entscheidungen verfolgen. Ich möchte die UEFA zu der fantastischen Arbeit in den letzten zehn Jahren beglückwünschen, aber jetzt müssen wir noch mehr tun – wir sollten angespornt werden, die Breitenfußballaktivitäten für Frauen und Mädchen auszuweiten. Alle anderen müssen einfach mitziehen. Ich konzentriere mich eindeutig darauf, dies in Norwegen umzusetzen und unterstütze auch andere Länder dabei.“
Einfluss, Innovationen und Visionen
Vier Referentinnen, die sich unterschiedlichen Themen aus dem Fußball widmeten, sprachen auch mit der Gastgeberin, Sportmoderatorin und Journalistin Jacqui Oatley.
Die Visionärin: Sonia Bompastor
Sonia Bompastor ist die erste Frau, die die UEFA Women’s Champions League als Spielerin und Trainerin gewonnen hat, nachdem sie im letzten Jahr Olympique Lyon in ihrer ersten Saison an der Seitenlinie zum Titel geführt hat. Während ihrer Spielerkarriere hatte sie diesen Titel zweimal mit Olympique Lyon gewonnen und über 150 Länderspieleinsätze für Frankreich verbucht. Sie ist Mutter von vier Kindern und erklärt, wie ihr Klub seine Spielerinnen und das Personal unterstützt.
„Wir haben zwei Spielerinnen im Team, die ein Baby haben. Es ist nicht leicht für sie, weil sich der Körper verändert, aber das Wichtigste ist, dass sie das Gefühl haben, der Klub ist für sie da. Im Jahr 2022 sollte man als Frau nicht mehr zwischen Privat- und Berufsleben wählen müssen. Man muss eine Entscheidung treffen und erwarten können, dass der Klub die Unterstützung bietet, die man braucht, und er alles so einfach wie möglich macht. [Vereinspräsident] Jean-Michel Aulas hat mich gefragt, was ich bräuchte, um beides zu tun, und er hat uns finanziell unterstützt, um die entsprechende Kinderbetreuung zu organisieren. Ich habe zu mir gesagt, dass ich hart arbeiten muss, um ihm zu zeigen, dass es funktioniert und dass es sich lohnt.“
Die Innovatorin: Kara Nortman
Kara Nortman ist die Mitbegründerin von Angel City, dem ersten mehrheitlich in weiblicher Eigentümerschaft operierenden Verein auf Profiebene in den USA. Sie ist geschäftsführende Gesellschafterin bei Upfront Ventures, ein Unternehmen, das andere Unternehmen bei der Geschäfts- und Personalentwicklung unterstützt. Darüber hinaus ist sie Gründungsmitglied von „All Raise“, einer Bewegung, die sich für Vielfalt bei Unternehmensgründungen und -finanzierungen einsetzt.
„Als wir uns überlegt haben, diesen Klub zu gründen, haben wir versucht, zu zeigen, was im Frauenfußball möglich ist. Wenn man mich fragt, ist alles möglich – es geht darum, die Welt, in der wir leben wollen, zu gestalten. Jetzt können Mädchen und Jungen davon träumen, Profisportlerinnen und -sportler zu werden. Die Leute fragen mich immer wieder, warum ich Angel City gegründet habe. Es sind drei Gründe: Erstens wollte ich zeigen, dass die besten Fußballerinnen weltweit genug Geld verdienen sollten, um ihren Lebensunterhalt zu bestreiten. Zweitens wollte ich zeigen, dass wir Stadien füllen können. Alle haben gesagt, es sei unmöglich. Aber es geht, und es kann genauso unterhaltsam sein wie jeder andere Sport in der Welt. Drittens wollte ich zeigen, dass wir Einnahmen erwirtschaften und genauso wertvoll sein können wie der FC Liverpool oder die Dallas Cowboys. Ich bin davon überzeugt, dass es stimmt.“
Die Influencerin: Alex Scott
Alex Scott absolvierte bis zu ihrem Rücktritt im Jahr 2017 insgesamt 140 Länderspieleinsätze für England; 2007 hatte sie im UEFA-Frauenpokal den entscheidenden Treffer für Arsenal Women gegen die Schwedinnen von Umeå IK erzielt. Seither ist sie eines der bekanntesten Gesichter im britischen Fernsehen, wo sie als Moderatorin und Expertin auftritt und sich gegen Cybermobbing einsetzt. Sie sprach über die Schaffung von Chancen, damit so viele Menschen wie möglich Spaß am Fußball haben können.
„Wenn ich mir das Wort ,Vielfalt‘ anschaue, geht es um Möglichkeiten für alle. Ein Mädchen sollte unabhängig von seinem Hintergrund oder seiner Abstammung die Gelegenheit oder den Traum haben können, Moderatorin, Trainerin oder Nationalspielerin zu werden. Alle sollten träumen können. So hat es für mich angefangen. Ich habe zutiefst gehofft und davon geträumt, eines Tages in Wembley zu spielen. Und jetzt ist es wahr geworden.
Es geht um genau diese Veränderung – es gibt Wege und Turniere nur für Mädchen. Man spielt nicht nur, weil der ältere Bruder spielt. Man spielt, weil man Spaß am Fußball hat und sieht, welche Möglichkeiten es gibt.“
Die Inspiratorin Tanya Joseph
Die ehemalige Journalistin und Pressesprecherin Tanya Joseph ist die Gründerin der mehrfach ausgezeichneten britischen Kampagne „This Girl Can“, in deren Rahmen 2,8 Millionen Frauen im Vereinigten Königreich angeregt wurden, aktiv zu werden und regelmäßig zu trainieren. Sie sprach über den Kontakt zu Frauen und darüber sicherzustellen, dass diese sich wohlfühlen, wenn sie Sport treiben.
„Man sollte keine Angst vor Kommentaren haben müssen. Man ist nicht allein. Frauen sind alle unterschiedlich und haben verschiedene Fähigkeiten. Es ist ganz egal, ob man irgendetwas besonders gut macht oder nicht. Es geht darum, dass man eine Frau ist und sich etwas zutraut.“
Während sich der Vorhang für die Women’s EURO 2022 schließt, öffnen sich neue Türen für den Frauenfußball in Europa. Dieses fantastische Turnier ist erst der Anfang.
Alle Reden und die Podiumsdiskussion in voller Länge sind in den kommenden Tagen auf dem offiziellen YouTube-Kanal der UEFA abrufbar.