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Nationalverbände

Estland entwickelt sich beständig

Estland hat seit 1991 seine Fußballinfrastruktur Schritt für Schritt entwickelt.

Estland entwickelt sich beständig
Estland entwickelt sich beständig ©Getty Images

Als eines von vielen Ländern, das nach dem Zerfall der UdSSR erneut auf der europäischen Bühne auftauchte, hat Estland seit der Wiedererlangung der Unabhängigkeit 1991 Schritt für Schritt seine Fußballstrukturen weiter entwickelt. Obwohl das Land international bisher noch keinen richtigen Durchbruch schaffen konnte, hat die Nationalmannschaft in der Qualifikation zur UEFA EURO 2012 für eine faustdicke Überraschung gesorgt. Sie landete in der Gruppe vor Serbien, Slowenien und Nordirland und zog als Zweiter hinter Italien in die Play-offs ein.

Der Fußball fasste in Estland am Ende des 19. Jahrhunderts Fuß, nachdem er von britischen Seeleuten eingeführt worden war. Der Sport erfreute sich in kürzester Zeit großer Beliebtheit, und Narva und Tallinn stritten beide um die Ehre, die erste Stadt zu sein, in der Fußball gespielt wurde. Das erste dokumentierte Spiel fand am 6. Juni 1909 in Tallinn zwischen Meteoor und Merkuur, den zwei ersten Vereinen des Landes, statt.

Zu der Zeit, als der Estnische Fußballverband (EJL - Eesti Jalgpalli Liit) am 14. Dezember 1921 gegründete wurde, zählte man bereits 29 Vereine, und es gab eine nationale Liga. Früher sogar noch, am 20. Oktober 1920, schnupperte Estland das erste Mal bei einem Spiel gegen Finnland internationale Fußballluft. Die FIFA-Mitgliedschaft folgte 1923.

Auch wenn das erste Spiel mit einer 0:6-Niederlage endete, trotzte Estland schon im nächsten Spiel im Juli 1921 Schweden ein Unentschieden ab und feierte am 24. Juni 1923 in seinem sechsten Länderspiel in Kaunas gegen Litauen einen 5:0-Erfolg. Die estnische Nationalelf nahm dann am olympischen Fußballturnier 1924 in Paris teil, wo man in der ersten Runde gegen die USA verlor.

Bis 1939 nahm Estland regelmäßig an baltischen Fußballturnieren mit Lettland und Litauen teil, wobei man sich 1929, 1931 und 1938 den Titel holte. Die Nationalmannschaft nahm auch an der Qualifikation für die FIFA-Weltmeisterschaft 1934 und 1938 teil und gewann 1937 das erste Mal gegen Finnland. Mit der Angliederung an die Sowjetunion 1940 jedoch erlebte Estlands Entwicklung ein abruptes Ende. Der letzte offizielle Auftritt der Nationalmannschaft endete am 20. Juli 1940 mit einem 2:1-Erfolg über Lettland. Anschließend wurde der EJL aufgelöst.

Unter der Besatzung hatte Estland keine Chance, der UEFA beizutreten, als diese 1954 gegründet wurde. Dennoch wurde die estnische Fußballmeisterschaft während der Jahre der internationalen Isolation hinweg weiter ausgespielt. Der EJL wurde schließlich 1988 wieder gegründet, und 1991 konnte er wieder der FIFA beitreten.

Estland erreichte am 3. Juni 1992 in seinem ersten Länderspiel nach über einem halben Jahrhundert ein 1:1 gegen Slowenien. Im gleichen Jahr wurde das endlich unabhängige Land von der UEFA aufgenommen, anschließend nahmen die Nationalmannschaften und Vereine Estlands an beinahe allen von der UEFA organisierten Wettbewerben für Männer, Frauen und Jugendliche teil.

Als 1992 die estnische Liga, die Meisriliiga, wieder startete, taten sich der FC Flora und der FC Levadia Maardu als dominante Kräfte hervor, obwohl sich der FC Norma zu Anfang der 90er Jahre zwei Titel in Folge sichern konnte, ein Kunststück, das auch der FC Lantana schaffte. Estland hatte Probleme, sich nach der Unabhängigkeit international in Szene zu setzen, verbesserte sich aber stetig und erreichte in Europameisterschafts-Qualifikationsspielen anerkennenswerte Unentschieden gegen Schottland, Kroatien und Bulgarien.

Die zwei bekanntesten Spieler, die das Land hervorgebracht hat, sind Torhüter: Evald Tipner, der zwischen 1924 und 1939 für Sport Tallinn spielte, und Mart Poom, seit 1992 Stammspieler in der Nationalmannschaft, der Flora verließ, um sich in England einen Namen zu machen, ehe er 2009 zurücktrat. Martin Reim, der 157 Mal für die Nationalmannschaft spielte, war eine örtliche Berühmtheit, die niemals im Ausland spielte. Auch er hörte 2009 auf, vier Jahre zuvor hatte dies Marko Kristal, der es auf 143 Länderspiele gebracht hatte, bereits getan.

Auch einige andere herausragende Spieler haben im Ausland ihren Weg gemacht: Indrek Zelinski, Urmas Rooba, Kristen Viikmäe, Raio Piiroja, Sergei Terehhov, Joel Lindpere und Marek Lemsalu in Skandinavien, Ragnar Klavan und Andres Oper in den Niederlanden, und Sergei Pareiko in Russland. Betrachtet man den Aufwand, der im Land für die Jugendarbeit geleistet wird - unter anderem war man Gastgeber der UEFA-U19-Europameisterschaft 2012 -, wird man dieser Liste bald wohl noch einige Namen hinzufügen können, Estland blickt jedenfalls hoffnungsvoll in die Zukunft.

Estland machte auch in der Qualifikation zur UEFA EURO 2012 auf sich aufmerksam, als man Gruppenzweiter wurde, vor Serbien, Slowenien und Nordirland landete und sich damit erstmals für die Play-offs qualifizierte. Mit einer deutlichen Heimniederlage gegen die Republik Irland endeten die Hoffnungen auf die Endrunde, doch auswärts konnte man im Rückspiel immerhin ein Remis einfahren.

Die Entwicklung der Nationalmannschaft wurde stetig fortgesetzt. Magnus Pehrsson wurde im Dezember 2013 zum Trainer ernannt, allerdings verlief die Qualifikation zur UEFA EURO 2016 eher enttäuschend. Im September 2016 übernahm Martin Reim die Mannschaft, der mit FC Flora Tallinn zweimal die estnische Meisterschaft gewonnen hatte.

Im August 2018 wird Estland erstmals ein großes Fußballevent austragen: Den UEFA-Superpokal 2018 in der Lilleküla Arena von Tallinn. Außerdem findet in dem Land auch die UEFA-U17-Europameisterschaft 2020 statt.

Präsident

Aivar Pohlak

Aivar Pohlak
Aivar Pohlak©UEFA

Nationalität: Este
Geboren: 19. Oktober 1962
Präsident seit: 2007

• Aivar Pohlak, der seinen Abschluss am Polytechnischen Institut in Tallinn machte, schrieb Kinderbücher und unterrichtete die estnische Sprache sowie Literatur und Mathematik. Er machte es sich zur Aufgabe, den Fußball in Estland wieder aufleben zu lassen und gründete im Mai 1990 mit ein paar Freunden den Verein FC Flora.

• Pohlak war Trainer und Präsident zugleich und spielte noch kurze Zeit selbst als Stürmer in seinem Verein. 1992 war er Assistenztrainer der Nationalmannschaft von Estland, später spielte er noch für den FC Kuressaare. 2002 erhielt er eine Auszeichnung für seine Arbeit, etwas später fungierte er als Stadtrat.

• Seit 1993 ist er Mitglied des Estnischen Fußballverbands (EJL), 2003 wurde er Vizepräsident, vier Jahre später Präsident. Er sagte: "Wir wollen eine solide Basis für den Fußball in Estland legen. Wir wollen in der Lage sein, es mit allen Vereinen und Nationalmannschaften aufzunehmen, egal wie stark sie sind." Im März 2017 wurde er für eine neue vierjährige Amtszeit wiedergewählt. "Während meiner nächsten Amtszeit als Präsident werden wir den UEFA-Superpokal und die U17-Europameisterschaft 2020 ausrichten. Ich möchten das Image des estnischen Fußball gerne verbessern. Auf nationalem Niveau müssen wir die Qualität unserer Elite- und Jugendligen verbessern."

Generalsekretär

Anne Rei

Anne Rei
Anne Rei©UEFA

Nationalität: Estin
Geboren: 17. Juni 1969
Generalsekretärin seit: 2012

• Anne Rei, die aus der Leichtathletik kommt, arbeitet seit mehr als 20 Jahren im Fußballgeschäft. Sie war Wettkampfleiter bei der UEFA-U19-Europameisterschaft 2012 in Estland. Einige Monate später übernahm sie den Posten als Generalsekretärin des Estnischen Fußballverbands (EJL) und wurde damit Nachfolgerin von Tõnu Sirel, der mittlerweile EJL-Direktor ist.

• Seit 2006 hatte die ehemalige Managerin des FC Flora Tallinn einige wichtige Positionen inne, unter anderem als Mitglied des EJL-Vorstands, der EJL-Jugendabteilung und der EJL-Abteilung für Frauen- und Amateurfußball.

• Seit Januar 2013 ist Rei auch Mitglied der UEFA-Kommission für Frauenfußball.