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Fußballspezifisches Training ist unumgänglich

Trainerausbilder

Delegierte aus 17 UEFA-Mitgliedsverbänden trafen sich in Baku, um darüber zu diskutieren, welche speziellen Ansprüche das Fitnesstraining für Fußballer erfüllen müsse.

Ein Delegierter auf dem Seminar in Baku
Ein Delegierter auf dem Seminar in Baku ©AFFA

Das dritte Pilot-Seminar Fitness im Fußball begann am Montag in Baku. Delegierte aus 17 UEFA-Mitgliedsverbänden trafen sich, um darüber zu diskutieren, welche speziellen Ansprüche das Fitnesstraining für Fußballer erfüllen müsse.

Das Seminar in der aserbaidschanischen Hauptstadt ist die dritte Veranstaltung dieser Art nach Oslo (März 2013) und Istanbul (August 2013). In seiner Eröffnungsansprache erklärte Frank Ludolph, Chef der UEFA-Abteilung für technische Ausbildung, dass die Veranstaltung zwei Ziele habe. Zum einen den Dialog zwischen Trainerausbildern, Fitnessexperten, Technikern und Wissenschaftlern anzuregen; zum anderen, die Position des Fußballs klar zu verdeutlichen.

Im Mittelpunkt des Tages stand eine Präsentation von Andreas Morisbak, Berater des Norwegischen Fußballverbandes (NFF) und Sigmund Apold-Aasen. Dabei erläuterte Morisbak, der auch als UEFA-Ausbilder tätig ist, die Philosophie des europäischen Fußballdachverbandes. Er erklärte, wie wichtig der UEFA bestimmte Ausbildungs- und Trainingsrichtlinien sind und wie der Verband versuche, Trainer dazu zu bewegen, diese Richtlinien in ihre tägliche Arbeit auf dem Fußballplatz zu integrieren.

Besonders interessant sei die Beziehung zwischen Fitness und der Entwicklung der fußballerischen Qualitäten: eine bessere Fußball-Fitness bringe fußballerische Fähigkeiten besser zum Tragen und verhindere viele Verletzungen. Andererseits bringe eine bessere langfristige Entwicklung der Spieler auch bessere Qualitäten und eine bessere Fitness mit sich.

Apold-Aasen, Direktor der Physiologie im Norwegischen Centre of Football Excellence, sagte: "Wir wollen keine besseren Athleten entwickeln, sondern bessere Fußballer." Er sprach außerdem über das Konzept der High-Stability Performance und über Untersuchungen darüber, wie spezielles Fitness-Training besser ins Mannschaftstraining integriert werden könne.

Ein Beispiel aus der norwegischen Ölindustrie zitierend, sagte er: "Um Höchstleistungen zu erreichen, ist es wichtig, ein gemeinsames Verständnis für die Herausforderung sowie das angestrebte Ziel zu schaffen." Weiter gab er den Delegierten mit auf den Weg: "Hinterfragen Sie auch die beste Übung, um sie noch weiter zu verbessern."

Da es sich bei der Veranstaltung in Baku bereits um das dritte Seminar dieser Art handelt, haben sich bereits zahlreiche Trainer und Trainerausbilder aus UEFA-Mitgliedsverbänden mit ausgewogenem, Fußball spezifischem Fitnesstraining auseinandergesetzt und überlegt, wie man dieses eminent wichtige Thema in die Trainerausbildung integrieren kann. Im Gegenzug wurden die Delegierten aufgefordert, so interaktiv wie möglich zu handeln, auch damit der Jira-Ausschuss der UEFA seine europaweite Untersuchung über Fußball spezifische Fitness fortführen kann.

Paul Balsom, Fitnessexperte der UEFA und Performance Manager der Schwedischen Nationalmannschaft, forderte alle anwesenden Delegierten auf, aktiv an der Umfrage zu Fußball-Fitness teilzunehmen; zusammen mit Apold-Aasen leitete er auch eine Diskussionsrunde, in der die Delegierten sich darüber austauschten, wie man Fußball spezifische Fitnessübungen in den Trainingsplan der jeweiligen Nationalmannschaften integrieren könne.

Elkhan Mammadov, Generalsekretär des Aserbaidschanischen Fußballverbandes (AFFA), unterstrich die Bedeutung des Erfahrungsaustausches zwischen den einzelnen Verbänden. "Für jeden Nationalverband ist dies eine ganz wichtige Erfahrung und eine großartige Art, Wissen auszutauschen."

 

Die kleineren Verbände äußerten den Wunsch, Spezialisten aus fremden Verbänden hinzuzuziehen, um das Niveau der eigenen Trainerausbildung zu verbessern. In den kleineren Ländern verfügt höchstens die Hälfte aller Erstligisten über einen eigenen Fitnesscoach, zudem fehlt es heute oft schon den Kindern an der nötigen sportlichen Bewegung, der Grundlage späterer Fitness.

Die Delegierten aus Andorra, Belarus, Belgien, Estland, Färöer-Inseln, Georgien, Gibraltar, Kasachstan, Lettland, Liechtenstein, Litauen, Luxemburg, Moldau, Russland, San Marino und der Ukraine erhielten ein Dokument zur Fitness-Ausbildung namens Philosophy & Questions, über Themen, die noch tiefer analysiert werden sollen. Die Aktivitäten der nächsten Tage drehen sich um die körperlichen Anforderungen des Fußballs, Verletzungen und Prävention auf Profi- und Jugend-Niveau sowie die langfristige Entwicklung der Spieler.

Letzter Punkt auf der Agenda am Montag war eine Podiumsdiskussion zwischen Frank Ludolph und Berti Vogts, dem aserbaidschanischen Nationaltrainer. Mit Blick auf seine eigene Spielerkarriere beim VfL Borussia Mönchengladbach, erklärte der 67-Jährige, dass "Fußballtraining komplett anders ablaufen muss als Leichtathletiktraining: die Fitness muss Fußball spezifisch sein".

Er erinnerte auch daran, wie man in Mönchengladbach in den 1970er Jahren dank zahlreicher Innovationen "in vielen Bereichen den Bayern einen Schritt voraus" gewesen sei. Heute sei es ganz normal, dass das Betreuerteam in großen Klubs und der Nationalmannschaft auch Ärzte, Physiotherapeuten, Masseure, Trainerassistenten, Fitnesstrainer und Psychologen beinhalte. "Fußballspieler sind heute viel mehr Profi als zu meinen Zeiten", gestand Vogts ein, der bei der EURO '96 den bislang letzten Titel für die DFB-Elf gewonnen hat.

"Ich bin überzeugt davon, dass jedes Profiteam einen qualifizierten Fußball-Fitnesstrainer braucht, denn Fußballer funktionieren einfach anders", schloss Vogts.

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