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WM-Erfolge auf der Tagesordnung in Madrid

Trainerausbilder

Bert van Marwijk und Joachim Löw haben am zweiten Tag der UEFA-Konferenz für europäische Nationaltrainer Auskunft über ihre Erfolge bei der FIFA-Weltmeisterschaft 2010 gegeben.

Joachim Löw bei der UEFA-Konferenz für europäische Nationaltrainer in Madrid
Joachim Löw bei der UEFA-Konferenz für europäische Nationaltrainer in Madrid ©UEFA.com

Am zweiten Tag der UEFA-Konferenz für europäische Nationaltrainer war Bert van Marwijk, der mit der Niederlande bei der FIFA-Weltmeisterschaft im Sommer bis ins Endspiel vorgestoßen war, der erste Gast auf dem Podium.

Vicente Del Bosque hatte bereits gestern über seine Rolle bei Spaniens historischem ersten Titelgewinn gesprochen und am Dienstag durfte neben Van Marwijk auch Bundestrainer Joachim Löw über die Erfahrungen bei dem Turnier in Südafrika sprechen.

Erstmals seit 1978 konnte die Niederlande wieder das Endspiel erreichen und Van Marwijk ist sich sicher, dass die Psychologie dabei entscheidenden Einfluss hatte. "Ich habe meinen Spielern gesagt, dass wir eine Mission haben. Man muss sich trauen, Ziele zu setzen", verriet der Bondscoach.

"Von einem Tag auf den anderen habe ich gesagt, dass wir nach dem Pokal greifen wollen. Sie haben dann auch angefangen, an das Ziel zu glauben. Man konnte nach jedem Spiel erkennen, dass die Spieler zwar glücklich waren, aber es gab immer das Gefühl, noch nicht am Ende zu sein. Es war noch mehr drin. Die mentale Vorbereitung hat uns dabei geholfen, wirklich an das Ziel zu glauben." Dann erinnert sich Van Marwijk auch noch an die Finalniederlage gegen Spanien: "Man realisiert erst später, wie nah man tatsächlich dran war, Weltmeister zu werden."

Für viel Aufsehen hat bei der WM auch eine deutsche Elf gesorgt, die mit zahlreichen jungen Spielern unterhaltsamen und offensiven Fußball bot. Mit dem Aus im Halbfinale wurde zwar der ganz große Traum nicht realisiert, dennoch hat man vieles richtig gemacht: "Vor der WM 2006 mussten wir eine offensivere Spielweise entwickeln, denn wir haben ja im eigenen Land gespielt", so Bundestrainer Löw.

"Vor 2006 waren wir nicht in der Lage, ein Spiel zu dominieren. Wir haben uns bei Ballbesitz nicht gut angestellt, also haben wir einen Prozess gestartet, um unsere Spielweise zu verändern und haben jüngere Spieler mit eingebunden. Wir wollten den Takt vorgeben, mehr Ballbesitz haben und unsere Gegner zu Fehlern zwingen."

Nach Deutschlands Triumph bei der UEFA-U21-Europameisterschaft war Löw klar, dass er der neuen Generation eine Chance geben musste. "Die jungen Spieler wie Mesut Özil haben eine andere Art von Fußball gespielt. Bei der U21 in Schweden haben wir gesehen, dass diese Spieler nicht nur Talent haben, sondern auch reif und verantwortungsbewusst sind."

Zu den Themen des Tages gehörte auch der Druck, unter dem Nationaltrainer stehen und mit Hinblick auf die Qualifikation zur UEFA EURO 2012 befasste man sich auch mit dem Problem, dass nur wenig Vorbereitungszeit zur Verfügung steht. Englands Trainer Fabio Capello und sein Schweizer Amtskollege Ottmar Hitzfeld hatten aber Ratschläge für neue Nationaltrainer parat. Der Italiener riet zur "Flexibilität", während Hitzfeld sagte: "Man muss mit sich selbst im Reinen sein und authentisch bleiben." Zudem sollte man durchaus reflektieren, aber "sich nicht ständig in Frage stellen."

Als überaus erfolgreicher Vereinstrainer musste sich Hitzfeld extrem umstellen, zudem waren seitens der Fans auch sehr hohe Erwartungen an seine Person geknüpft. Aber es ist ja nicht gesagt, dass kleinere Fußballnationen keine Erfolge feiern können, was Matjaž Kek mit der slowenischen Auswahl bei der Weltmeisterschaft bewiesen hat.

"Für ein kleines Land wie Slowenien war es eine große Ehre, bei der Weltmeisterschaft dabei zu sein. Aber diese Ehre bringt auch Stolz und Herausforderungen mit sich. Wir wollten nicht einfach nur die nette, kleine Mannschaft sein. Ich bin sehr stolz, dass wir mit großen Teams mithalten konnten. Slowenien hat ein Beispiel abgeliefert; mit viel harter Arbeit kann man auch etwas ereichen."

Nachmittags teilten sich die Trainer auf und bildeten Diskussionsgruppen, ehe Jean-Paul Brigger, Leiter der Technischen Studiengruppe der FIFA, über seine neuesten Erkenntnisse sprach. Unter anderem unterstrich er dabei die statistischen Unterschiede zwischen den Weltmeisterschaften von 2006 und 2010. So haben vor allem Verteidiger mittlerweile eine noch wichtigere Rolle inne, denn der Anteil von Torvorlagen von Abwehrspielern stieg von 12% im Jahre 2006 auf 19% im Jahre 2010.

Auffällig sei außerdem, dass das erste Tor meist über den Ausgang der Partie entscheidet. In 46 der 64 WM-Spielen war der Führungstreffer gleichbedeutend mit dem Sieg. "Es gab nur vier Spiele, in denen eine Mannschaft die Partie noch drehen konnte, nachdem sie in Rückstand geraten ist", so Brigger. "Es ist unheimlich wichtig, das erste Tor zu machen."

Abends wurde der Tag dann durch ein Gespräch zwischen UEFAs Technischen Direktor Andy Roxburgh und dem ehemaligen italienischen Nationaltrainer Marcello Lippi abgeschlossen. Lippi, der lange für Juve an der Seitenlinie stand, hat wie Vicente Del Bosque sowohl die WM als auch die UEFA Champions League gewonnen.

Lippi ließ keinen Zweifel daran, dass Nationalmannschaftsfußball auch in Zukunft die Massen begeistern wird: "Ich glaube nicht, dass hier Gefahr besteht. Diese Art von Fußball ist doch großartig. Ich glaube, der internationale Fußball wächst stetig an. In keinem Land kann man den Sieg als Selbstverständlichkeit ansehen. Man muss auf allen Plätzen um den Sieg kämpfen und hart arbeiten."

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