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UEFA Women’s Champions League: Endlich wieder da!

Der wichtigste Klubwettbewerb im Frauenfußball konnte in Spanien seinen Spielbetrieb erfolgreich wieder aufnehmen. Wir beleuchten die Hintergründe und Erfahrungen.

Getty Images

Lange war es nur ein Traum, große Spiele der UEFA Women’s Champions League (UWCL) in wunderschönen Stadien wie dem Estadio Anoeta von Real Sociedad San Sebastián und dem Estadio de San Mamés von Athletic Bilbao auszutragen. Mit dem einzigartigen Abschlussturnier der Saison 2019/20 ist der Traum endlich in Erfüllung gegangen.

Am gleichen Tag, an dem Portugal bzw. Deutschland als Austragungsorte für die Klubwettbewerbe der Männer festgelegt wurden, erhielten Bilbao und San Sebastián den Zuschlag für die Austragung der bedeutendsten Veranstaltung im Frauenfußball. Das war umso erfreulicher, als die UWCL für die meisten Spielerinnen die erste echte Gelegenheit war, seit der Zwangspause wieder Fußball zu spielen. Von den acht teilnehmenden Mannschaften hatten nur der VfL Wolfsburg und Bayern München ihre Meisterschaft beenden können.

UEFA-Präsident Aleksander Čeferin sagte: „Die UEFA Women’s Champions League ist ein Zeichen der Hoffnung.“

Das Estadio Anoeta von Real Sociedad ist am Sonntag Austragungsort des Endspiels der UEFA Women’s Champions League.
Das Estadio Anoeta von Real Sociedad ist am Sonntag Austragungsort des Endspiels der UEFA Women’s Champions League.

Suche nach einer spanischen Lösung

Von der Verschiebung bis zur Neuansetzung war es kein leichter Weg. Glücklicherweise konnte die UEFA eng mit dem Spanischen Fußballverband (RFEF) zusammenarbeiten, für den Großveranstaltungen nichts Neues sind. Gemeinsam identifizierte man zwei Stadien, die nicht allzu weit auseinander lagen und über die entsprechende Ausstattung für die Ausrichtung von Spielen unter diesen besonderen Umständen verfügten. Dass es sich hier um kein normales Turnier handelte, war klar. Dank ihrer großen Erfahrung bei der Ausrichtung unterschiedlichster Wettbewerbe konnte die UEFA aber den sonst üblichen Zeitrahmen von der Standortwahl über die Planung bis zur Umsetzung beschleunigen.

Im Zentrum der Vorkehrungen standen natürlich die Vereine selbst. Die enge Zusammenarbeit der UEFA mit den einzelnen Teams und der Europäischen Klubvereinigung (ECA) gewährleistete, dass das Turnier für die beteiligten Mannschaften funktionieren würde. Logistisch bot man den Mannschaften unter anderem die Möglichkeit, sich vor und während der Endrunde abzuschotten. Angesichts des verspäteten Saisonendes im August half man ihnen zudem, Lösungen für Schlüsselspielerinnen zu finden, deren Verträge im Juni ausgelaufen sind und deren Transfers bereits vereinbart waren. Zusammenarbeit war gefragt, damit der wichtigste Klubwettbewerb im Frauenfußball überhaupt stattfinden konnte.

Die Freude von Amanda Sampedro von Atlético Madrid war groß, als die Spielorte bekanntgegeben wurden. „Ich habe schon immer gesagt, dass der Fußball im Norden Spaniens auf wunderbare Weise gelebt wird“, so Sampedro. „Für mich sind beide Stadien und beide Städte perfekt dazu geeignet, die Champions League auszurichten und dem Frauenfußball in Spanien zu weiterem Wachstum und weiteren Fortschritten zu verhelfen.“

Highlights: So sicherte sich das Team von Olympique Lyon seinen Platz im Finale.

Die Medien im Fokus

Neben den Vereinen, den Ausrichtern und dem Stadionpersonal gehören die Journalisten zu den wenigen Glücklichen, die bei jedem Spiel vor Ort sein dürfen. Das ist zweifelsohne eine ganz neue Erfahrung, denn es fehlt die gewohnte Geräuschkulisse. Deshalb müssen sich die Journalisten mehr Gedanken darüber machen, wie sie über die Spiele berichten wollen. Neu hören sie die Rufe der Spieler und Trainer auf dem Platz, und zusammen mit der freien Sicht auf das Spielfeld von der obersten Reihe der Medientribüne des Estadio Anoeta macht das für sie unter Umständen die Aufgabe etwas einfacher, das lebhafte Geschehen im Stadion auszublenden und ein echtes Gefühl dafür zu bekommen, wie sich das Spiel taktisch und strategisch entwickelt.

Obwohl die Spieler natürlich Abstand zu den Medien halten müssen, werden trotzdem Fragen gestellt und Meinungen eingeholt. Bei den Flash-Interviews, die nach Spielende für das Fernsehen geführt werden, sind Mikrofone auf Teleskopstangen mittlerweile gang und gäbe. Dass es nun im Hintergrund relativ ruhig ist, macht es umso einfacher, jemanden mit Mundschutz aus einigen Metern Entfernung zu interviewen.

Das Drama einer einzigen Partie

Ein weiterer wichtiger Unterschied zum gewohnten Format ist der K.-o.-Charakter der Begegnungen in diesem Turnier, da nur eine einzige Partie gespielt wird. Anstelle von 13 Spielen, verteilt über zwei Monate und fünf Spieltage in ganz Europa, findet das Finalturnier innerhalb von zehn Tagen in einer einzigen Region statt. Unerwartete und überraschende Wendungen sorgen für Dramatik und man spürt, dass viel auf dem Spiel steht.

Highlights: Nach dem Sieg über Barcelona steht der VfL Wolfsburg am Sonntag im Finale.

Stephan Lerch, Cheftrainer des VfL Wolfsburg, meinte vor dem Spiel seines Teams gegen Glasgow City: „Dieses Format macht es sehr spannend. Du musst von der ersten Minute an bereit sein, eine zweite Chance bekommst du nicht. Für die Außenseiter – wenn es in dieser Phase des Wettbewerbs überhaupt welche gibt – kann das eine Chance sein, mit etwas Glück eine Überraschung zu kreieren. Wir sind uns dessen bewusst und wollen das unbedingt verhindern. Für uns ist das eine neue Erfahrung.“

Nach einem beeindruckenden 9:1-Sieg schaffte Lerchs Mannschaft den sicheren Einzug ins Halbfinale. In zwei anderen Viertelfinalspielen siegte Barcelona mit 1:0 gegen Atlético Madrid und Olympique Lyon bezwang Bayern München mit 2:1.

Im ersten Halbfinale traf der VfL Wolfsburg dann auf Barcelona, und dank eines Treffers der schwedischen Stürmerin Fridolina Rolfö gewann Wolfsburg mit 1:0. Im anderen Halbfinale besiegte Olympique Lyon das Team von Paris Saint-Germain mit dem gleichen Ergebnis. Damit stehen sich zum achten Mal eine französische und eine deutsche Mannschaft im Finale gegenüber.

Wer auch immer am Schluss die Trophäe in die Höhe stemmt – die Spielerinnen sind einfach nur froh darüber, dass sie die Gelegenheit haben, den Wettbewerb zu Ende zu spielen, nachdem sie so hart gearbeitet haben, um unter die letzten Acht zu kommen. „Es freut uns, dass wir die Spiele überhaupt bestreiten konnten“, sagte Signe Bruun von Paris Saint-Germain nach dem Viertelfinale. Aus persönlicher Sicht hätte ihr Comeback nach langer Verletzungspause zu keinem besseren Zeitpunkt kommen können. „Die Lösung hier ist wirklich gut. Es sind keine Zuschauer im Stadion, es gibt keinen Lärm, alles ist ruhig. Das ist zwar anders, als wir es gewohnt sind, aber ich finde es gut, dass wir den Wettbewerb so abschließen können.“

Die Vorschau auf das Finale der UEFA Women’s Champions League vom Sonntag finden Sie hier.