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"Keine Eintagsfliege"

Die UEFA

Vor 60 Jahren nahm der allererste Pokal der europäischen Meistervereine seinen Anfang. Wir schauen, wie sich die UEFA auf den großen Start am 4. September 1955 vorbereitet hat.

Der erste UEFA-Präsident Ebbe Schwartz (Mitte) und das Organisationskomitee bei einem Meeting kurz nach der Geburt des Wettbewerbs
Der erste UEFA-Präsident Ebbe Schwartz (Mitte) und das Organisationskomitee bei einem Meeting kurz nach der Geburt des Wettbewerbs ©UEFA archives

Das Exekutivkomitee der UEFA sorgte für einen wichtigen Moment bei ihrem Treffen am 21. Juni 1955, als es zustimmte, dass die UEFA, die im Jahr zuvor gegründet worden war, einen neuen europäischen Vereinswettbewerb organisieren sollte, der bekannt wurde als Pokal der europäischen Meistervereine.

Die erste Mustervorlage für einen solchen Wettbewerb war im Winter zuvor von der französischen Tageszeitung L’Equipe gekommen, und schon im kommenden Frühjahr unterstützte eine Gruppe europäischer Klubs diesen Plan. Die FIFA und die UEFA wurden in die Beratungen einbezogen, und der Weltverband autorisierte die UEFA im Mai 1955, die Führung zu übernehmen und den neuen Wettbewerb in die Wege zu leiten.

Die ursprünglichen Regularien, die von Jacques Ferran, Journalist der L’Equipe, niedergeschrieben worden waren, wurden – abgesehen von wenigen Änderungen – so angenommen. Die UEFA lud ihre nationalen Verbände ein, mit ihren Landesmeistern teilzunehmen, wobei zunächst jene Klubs den Vorzug erhielten, die von der L'Equipe als erste eingeladen worden waren. Einige von diesen Vereinen waren keine Landesmeister. Ein Organisationskomitee der UEFA ersetzte das ursprüngliche Komitee, das aus Mitgliedern von L’Equipe und den Klubs bestanden hatte.

Die nächste Etappe bei der Einführung des neuen Wettbewerbs wurde angegangen, als sich der UEFA-Dringlichkeitsausschuss, der sich mit Angelegenheiten befasst, die zwischen den Treffen des UEFA-Exekutivkomitees ohne Aufschub erledigt werden sollen, am 17. Juli 1955 traf. Er bestimmte jene Klubs, die ursprünglich in die Pläne für einen europäischen Vereinswettbewerb eingebunden waren und die nun offiziell von ihren nationalen Verbänden auf Einladung der UEFA vorgeschlagen werden sollten. Gleichzeitig wurden andere Vereine bestätigt, während es aus ganz Europa noch späte Teilnahmeanfragen gab.

"Nach einem Meinungsaustausch hat der Ausschuss entschieden, die Teilnahme von Klubs zu akzeptieren, die innerhalb einer Frist von ihren jeweiligen Verbänden vorgeschlagen wurden", hieß es im Versammlungsprotokoll des Ausschusses. "Es wurden jene Verbände eingeladen, die bislang noch nicht definitiv die Teilnahme ihrer Klubs bestätigt hatten, dies innerhalb einer Woche zu tun."

"Im Hinblick auf die Beteiligung anderer Klubs von Verbänden, die dies ursprünglich nicht in Betracht gezogen hatten, entschied der Ausschuss, ihren Wunsch zur Kenntnis zu nehmen, am Pokal der europäischen Meistervereine teilzunehmen." Wenn die UEFA keine oben genannte Bestätigung innerhalb einer Woche von den Verbänden erhalten hätte, hieß es im Protokoll, dass in Betracht gezogen wird, Ersatzklubs zu berufen, für die es erst eine späte Anfrage gab.

Für die erste auszutragende Runde fand keine Auslosung statt. Das ursprüngliche Organisationskomitee hatte Duelle festgelegt, und nachdem der Wettbewerb in die Verantwortlichkeit der UEFA gelegt worden war, wurden diese Paarungen vom Dachverband bestätigt.

Der Ausschuss bat die Klubs, so schnell wie möglich Kontakt miteinander aufzunehmen, um die Daten für die Hin- und Rückspiele festzulegen, die vor dem 1. November 1955 absolviert sein sollten. Sodann sollten die gefundenen Termine bis zum 10. August 1955 der UEFA mitgeteilt werden, um die Erstellung eines definitiven Spielplans zu ermöglichen.

Das Teilnehmerfeld der ersten Runde sollte bei 16 Teams bleiben, wie ursprünglich im Frühling geplant worden war. "Es erscheint dem Ausschuss so", sagt der Dringlichkeitsausschuss am 17. Juli 1955, "dass es angesichts der knapp gehaltenen Deadlines vor dem Start des Turniers leider nicht möglich ist, die Anzahl der teilnehmenden Klubs zu erhöhen."

"Folglich bedauert der Ausschuss, dass für die letzten Anfragen zur Teilnahme keine positive Resonanz gegeben werden kann… Er will sich jedoch bei diesen Nationalverbänden für ihr Bestreben, ein Interesse an diesem Wettbewerb zu zeigen, bedanken und verpflichtet sich, deren Anmeldungen für die folgende Saison zu berücksichtigen."

Am 14. August 1955, als das UEFA-Exekutivkomitee in London zusammenkam, fehlte auf einmal ein Team für die erste Runde. Obwohl der amtierende englische Meister Chelsea FC in den Spielplan integriert worden war und gegen den schwedischen Klub Djurgårdens IF hätte spielen sollen, nahmen die Londoner letztendlich nicht an der allerersten Austragung des Wettbewerbs teil - die englischen Fußballbehörden sollen ihre Besorgnis über eine Spielüberlastung zum Ausdruck gebracht haben.

Das UEFA-Exekutivkomitee entschied sich deshalb dafür, ein Telegramm an Djurgårdens zu schicken und sie zu fragen, ob sie stattdessen in zwei Spielen gegen Gwardia Warsaw antreten würden. Abhängig von der Antwort von Djurgårdens würde man Gwardia dazu einladen, an diesem Wettbewerb teilzunehmen.

Ein Team, das definitiv im Starterfeld vertreten war, war der 1. FC Saarbrücken, der, für ein einziges Mal, das französische Protektorat Saarland, das in den Nachkriegsjahren nicht zu Deutschland gehörte, repräsentierte. Das Saarland hatte von 1950 bis 1956 seinen eigenen Fußballverband und seine eigene Nationalmannschaft – die an der Qualifikation zur FIFA-Weltmeisterschaft 1954 teilnahm. Der Verband nahm am UEFA-Gründungstreffen am 15. Juni 1954 in Basel (Schweiz) teil. Am 1. Januar 1957 wurde das Saarland nach einer Volksbefragung das zehnte Bundesland der Bundesrepublik Deutschland. Der Vertreter der Bundesrepublik Deutschland im Pokal der europäischen Meistervereine 1955/56 war SC Rot-Weiss Essen.

Nachdem zahlreiche Bestätigungen, Absagen und Nachrücker durchgeführt waren, stand das definitive Teilnehmerfeld der ersten Runde fest: AGF Aarhus (Dänemark), RSC Anderlecht (Belgien), Djurgårdens IF (Schweden), PSV Eindhoven (Niederlande), Gwardia Warszawa (Polen), Hibernian FC (Schottland), AC Milan (Italien), MTK Budapest (Ungarn, damals unter dem Namen Vörös Lobogó SE), FK Partizan (Jugoslawien), SK Rapid Wien (Österreich), Real Madrid CF (Spanien), SC Portugal (Portugal), SC Rot-Weiss Essen (BRD), 1. FC Saarbrücken (Saarland), Servette FC (Schweiz) und Stade de Reims (Frankreich). Die UEFA war in der Lage, den Spielplan fertig zu stellen, wobei nur noch kleine Änderungen vorzunehmen waren.

Die UEFA beschloss, dass jeder Verein die Organisationskosten für die eigenen Heimspiele übernehmen sollte sowie die Kosten der Schiedsrichter: Anreise und Unterkunft sowie ein Tagegeld in Höhe von 25 Schweizer Franken. Die Vereine wurden daran erinnert, die Teilnahmegebühr von 100 Schweizer Franken so schnell wie möglich an die UEFA zu bezahlen.

Alles war bereit für das Eröffnungsspiel des ersten Pokals der europäischen Meistervereine am 4. September 1955, einem Sonntag: Sporting Clube de Portugal sollte im Estádio Nacional in Lissabon auf FK Partizan aus Belgrad treffen.

So begann ein Abenteuer des europäischen Fußballs, das nach wie vor unvergessliche Geschichte schreibt. Nur wenige Menschen konnten vor 60 Jahren erahnen, was kommen würde, doch André Vieli, der frühere Leiter für Publikationen der UEFA, schrieb in seinem Buch "UEFA – 60 Jahre für den Fußball": "Dies zeigt, dass die Führungskräfte der UEFA zwar nicht ahnen konnten, zu welcher Erfolgsgeschichte sich der Wettbewerb entwickeln würde, sich aber durchaus bewusst waren, dass es sich hier nicht um eine Eintagsfliege handelte!"