21. Juni 1955 - eine bedeutsame Entscheidung
Samstag, 20. Juni 2015
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Vor sechzig Jahren, beim Treffen des UEFA-Exekutivkomitees in Paris am 21. Juni 1955, wurde die Organsiation des ersten europäischen Vereinswettbewerbs durch die UEFA beschlossen.
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21 Juni 1955. Sechzig Jahre ist es her – und es war für den europäischen Fußball ein historischer Tag. Der aktuelle UEFA-Präsident Michel Platini wurde in Nordostfrankreich in Joeuf geboren… gleichzeitig nahm die erstmalige Austragung eines europäischen Vereinswettbewerbes unter der Ägide der UEFA konkrete Züge an.
Der Dachverband des europäischen Fußballs schickte sich an, jenen Wettbewerb zu organisieren, der als Pokal der europäischen Meistervereine und ab Abfang der 1990er unter der neuen Bezeichnung UEFA Champions League zum prestigeträchtigsten Wettbewerb im Klubfußball werden sollte. Eine ganze Reihe legendärer Teams, ausgezeichneter Fußballer und brillanter Trainer haben ihre Spuren im europäischen Fußball hinterlassen. In den Annalen des Wettbewerbs finden sich endlose unvergessliche Spiele, wunderbare Tore und traumhafte Einzelleistungen.
Allerdings war es ursprünglich nicht die Idee der UEFA, einen europäischen Wettbewerb für Klubs zu organisieren. Der anfängliche Anstoß kam von der renommierten französischen Sportzeitung L'Equipe und ihrem Herausgeber Gabriel Hanot, einem ehemaligen Fußballspieler, der zwischen 1908 und 1919 zwölf Länderspiele für Frankreich bestritt, bevor er Journalist und Redakteur von L'Equipe wurde. 1954 hatte der englische Verein Wolverhampton Wanderers FC die ungarische Spitzenmannschaft Budapest Honvéd FC bezwungen, was die englische Presse dazu brachte, die "Wolves" als beste Mannschaft der Welt zu bezeichnen. Hanot stellte diese Aussage in einem Artikel in L'Equipe im Dezember 1954 in Frage – und gab bekannt, dass die Zeitung große Pläne verfolgte…
"Die Idee einer Welt- oder zumindest einer Europameisterschaft für Klubs (…) ist es wert, weiterverfolgt zu werden. Wagen wir es", sagte Hanot. Diese Idee erfuhr die volle Unterstützung von Jacques Goddet, dem Eigentümer und Direktor von L'Equipe. Jacques de Ryswick, Chef des Fußball-Ressorts bei L'Equipe, schrieb schon bald über ein "Projekt einer Europameisterschaft für Klubs". Sein Kollege Jacques Ferran wurde angewiesen, Regularien zu entwerfen… und das Projekt begann entscheidend an Fahrt aufzunehmen.
Der Wettbewerb sah die Teilnahme von 16 Klubs vor, die, anstatt sich als Landesmeister zu qualifizieren. von den Organisatoren ausgewählt werden. Es sollte Heim- und Auswärtsspiele geben. Die Klubs waren begeistert und daher ging L'Equipe mit dieser Idee zum Weltfußballverband FIFA. Auch dort gab es eine positive Antwort, doch die FIFA wies darauf hin, dass die Organisation eines solchen Wettbewerbs nicht in ihren Aufgabenbereich fiel.
Nächste Halt der Zeitung war der frischgeborene europäische Fußballverband UEFA, der im Juni 1954 gegründet worden war. Der erste UEFA-Kongress fand im März 1955 in Wien statt, dort präsentierten Hanot und Ferran ihr Projekt den europäischen Nationalverbänden. Diese wiesen darauf hin, dass es an den Nationalverbänden läge, "ihren Klubs zu gestatten, an solch einer Veranstaltung teilzunehmen". Der nächste Schritt L'Equipes war es, die Klubs am 2. und 3. April 1955 in Paris zu einem Treffen zusammenzubringen. Der Entwurf der Regularien wurde verabschiedet und ein Organisationskomitee ins Leben gerufen.
Da die Idee so an Fahrt aufgenommen hatte, reagierte die UEFA nun schnell. Bei einer Dringlichkeitssitzung des Komitees in London am 6. und 7. Mai 1955 wurde entschieden, dass ein Brief an die FIFA geschickt werden sollte, deren Exekutivkomitee sich ebenfalls am folgenden Tag in London traf. Die UEFA forderte die FIFA dazu auf, "die Bedingungen für die Organisation solch eines Wettbewerbs zu untersuchen, um sicherzustellen, dass dieser den internationalen Regeln entspricht, die die Verantwortungen der Nationalverbände bestimmen."
Die FIFA nahm den Wunsch der UEFA positiv auf und die UEFA wurde dazu eingeladen, diesen Wettbewerb zu organisieren, vorausgesetzt, dass die Nationalverbände ihre Zustimmung geben würden. Das UEFA-Exekutivkomitee traf sich als nächstes am 21. Juni 1955 in Paris. Im Protokoll dieses Treffens steht: "Erstens, es wird anerkannt, dass dieser Pokal[-Wettbewerb] in der Tat durch den europäischen Verband [d.h. die UEFA] selbst organisiert wird."
Die Original-Regularien, die von Jacuqes Ferran entworfen wurden, wurden mit kleinen Änderungen übernommen. Die UEFA lud die Nationalverbände ein, ihre Meister anzumelden und den Vereinen, die von L'Equipe eingeladen worden waren, Priorität einzuräumen. Außerdem sollte ein UEFA-Organisationskomitee gegründet werden, welches das Ursprungs-Organisationskomitee ablösen würde.
Am 4. September startete der Pokal der europäischen Meistervereine auch auf dem Platz – der Sporting Clube de Portugal und der jugoslawische FK Partizan trennten sich im Eröffnungsspiel in Lissabon mit 3:3. AGF Aarhus (Dänemark), RSC Anderlecht (Belgien0), Djurgårdens IF (Schweden), SC Rot-Weiss Essen (Deutschland), Gwardia Warszawa (Polen), Hibernian FC (Schottland), AC Milan (Italien), MTK Budapest (Ungarn), FK Partizan (Jugoslawien), PSV Eindhoven (Niederlande), SK Rapid Wien (Österreich), Real Madrid CF (Spanien), Stade de Reims (Frankreich), 1. FC Saarbrücken (Saarland), Servette FC (Schweiz) und Sporting Clube de Portugal (Portugal) hießen die ersten Teilnehmer dieses Wettbewerbs.
Die Mischung aus der Vision von L'Equipe und dem schnellen Handeln der UEFA führte zu sechs magischen Fußballjahrzehnten. "Ich denke, dass der Pokal der europäischen Meistervereine, neben der Meisterschaft, das wichtigste Ziel für einen Verein ist", sagte Francisco 'Paco' Gento, der einzige Spieler, der den Pokal sechs Mal gewinnen konnte (immer mit Real Madrid). "Es ist der Pokal, der dich groß macht. Ihn zu gewinnen bedeutet, dass du in der ganzen Welt das Stadtgespräch bist."