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Die späte Genugtuung von Andi Herzog

Ausgerechnet Andi Herzog. Der, der nie Österreichs Nationaltrainer sein durfte, fertigte seine Heimat mit 4:2 ab. Als Nationaltrainer Israels.

Andreas Herzog gelang die große Überraschung
Andreas Herzog gelang die große Überraschung ©Getty Images

Es gibt Geschichten im Fußball, die in der Retrospektive einfach unausweichlich erscheinen. Eine davon ist die Story von Andreas Herzog. Der österreichische Nationalheld, Rekordspieler und langjährige Kapitän schlug mit Israel seine Heimat in einem denkwürdigen Spiel mit 4:2. Ein Resultat, das weit mehr darstellt als zwei bloße Ziffern.

"Wir sind mit einer 2:1-Führung in die Pause gegangen und haben eigentlich nicht gewusst, warum. Da war Österreich schon stärker", gestand der Wiener. "Meine Mannschaft ist jetzt zum dritten oder vierten Mal von einem Rückstand zurückgekommen. Das ist schon eine Mentalität, die sich vielleicht geändert hat. Ein paar wichtige Spieler von uns haben einen absoluten Sahnetag erwischt. Das war auch notwendig", meinte Herzog weiter.

Marko Arnautović war zweimal in Israel erfolgreich
Marko Arnautović war zweimal in Israel erfolgreich©AFP/Getty Images

Die Geschichte ist deswegen so besonders, weil der 103-fache Nationalspieler nie österreichischer Teamchef war. Dabei galt er schon während seiner aktiven Karriere als Kronprinz für die Stelle. Unter Josef Hickersberger sammelte er auch Erfahrung als Co-Trainer, übernahm dann die U21 und agierte als Mentor von Marko Arnautović und David Alaba.

Alles war angerichtet. Doch jedes Mal, wenn der Posten des Nationalcoaches vakant war, wurde Herzog übergangen. So erhielt Karel Brückner den Vorzug. Und Dietmar Constantini. Und Marcel Koller. Und Franco Foda.

Zu wenig Erfahrung habe er, lautete die Begründung stets. "Immer wieder in der Verlosung dabei zu sein, ohne doch ernsthaft eine Chance zu haben, das wird schon ein bisschen fad schön langsam", klagte Herzog, der nie Trainer einer Vereinsmannschaft war. Der Bruch mit dem ÖFB war nicht mehr zu übersehen. "Ich bin ehrlich gesagt auf mich selber ein bisschen angefressen, weil ich schon lernen hätte müssen, das Spiel zu durchschauen", hieß es damals.

Eran Zahavi traf dreimal gegen Österreich
Eran Zahavi traf dreimal gegen Österreich©AFP/Getty Images

Mit dem Ende der Ära Marcel Koller trennt sich Fußball-Österreich auch von Sportdirektor Willi Ruttensteiner, der den Verband maßgeblich modernisierte. Ruttensteiner zog es nach Israel – und gab Herzog endlich eine Chance.

Der Andi Herzog, der die Play-off-Träume von Israel im letzten Qualifkationsspiel für die Weltmeisterschaft 2002 tief in der Nachspielzeit mit seinem direkten Freistoß jäh begrub - und sich so in der Alpenrepublik unsterblich machte.

Jetzt ist Herzog der Nationalheld von zwei Ländern, denn der 4:2-Sieg gegen Österreich ist einer der größten Erfolge der jüngeren Vergangenheit Israels. 

"Wir wären schlecht beraten, wenn wir bei einem Spiel irgendwelche Revanchegedanken hegen", meinte Ruttensteiner noch vor dem Spiel, wohl auch stellvertretend für Herzog. Eine Revanche ist es vielleicht nicht. Eine Genugtuung aber wohl auf alle Fälle.