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Technischer Bericht der EURO Teil 4: Tore

Im vierten Teil des neuen technischen Berichts der UEFA EURO 2016 werfen die Experten einen Blick auf die wenigen Treffer in der Gruppenphase und wie die Tore erzielt wurden.

Eder schießt das Tor zum Europameistertitel für Portugal
Eder schießt das Tor zum Europameistertitel für Portugal ©Getty Images

Nachdem schon bei der UEFA EURO 2012 die durchschnittliche Torquote nur bei 2,45 Treffern pro Spiel gelegen hatte und auch in den beiden vorherigen Ausgaben mit 2,48 ähnliche Werte erreicht worden waren, kam in der Gruppenphase der ersten Endrunde mit 24 Teams der spektakuläre Tiefststand von 1,92 Treffern im Schnitt zustande, der sich aus nur 69 Erfolgserlebnissen in 36 Partien errechnete.

Bundestrainer Joachim Löw erklärte dies damit, dass es in der Gruppenphase immer "Abnutzungskämpfe" gebe, dass aber in der K.-o.-Phase wahrscheinlich mehr Mannschaften nach vorne spielen würden.

Er sollte recht behalten, kamen doch in 15 K.-o.-Begegnungen 39 Treffer hinzu, was den Turnierschnitt letztendlich auf 2,12 anhob. Trotz allem bleibt jedoch ein Rückgang von 13,5 % gegenüber der letzten EM-Endrunde.

Alle Tore der UEFA EURO 2016

Savo Milošević, technischer Beobachter der UEFA, drückte es so aus: "In der Gruppenphase waren einige hervorragende Coaching-Leistungen zu sehen, insbesondere bei den 'kleineren' Nationen. Diese Mannschaften waren äußerst gut auf die Duelle gegen ihre renommierteren Gegner eingestellt. Als ehemaliger Stürmer finde ich dennoch die geringe Trefferquote bedauerlich."

Sein Kollege Peter Rudbæk fügte hinzu: "Wo es darum ging, nicht als Gruppenletzter zu enden, lag der Fokus häufig auf einer starken, gut organisierten Verteidigung. Für die Angreifer war das nicht leicht."

Bemerkenswert ist, dass 19 der 69 Tore der Gruppenphase nach der 80. Minute erzielt wurden – 15 gar erst nach der 85. Minute und 7 in der Nachspielzeit. Noch nie in der Geschichte des Turniers waren so viele Treffer so spät gefallen.

Die vielen späten Tore führten zu einem weiteren interessanten Wert: 20 % der Tore (14 in absoluten Zahlen) gingen auf das Konto von Ersatzspielern; in der K.-o.-Phase kamen dann noch weitere 5 hinzu, darunter auch der Siegtreffer Portugals im Endspiel.

Die besten Treffer nach Standardsituationen

Nun könnte man den Trainern zu ihren gewieften Einwechslungen gratulieren – oder argumentieren, dass generell ein Trumpf im Ärmel behalten wurde für den Fall, dass eine Schlussoffensive vonnöten war. Letzteres würde gleichzeitig erklären, weshalb im ganzen Turnier nur 42 Treffer in der ersten Halbzeit verzeichnet wurden, gegenüber 66 nach der Pause.

Insgesamt waren 76 verschiedene Schützen erfolgreich. Ihre Einteilung war nicht immer ganz einfach, denn bei einigen der offensiv ausgerichteten Positionen, insbesondere auf den Außenbahnen, verschwamm die Grenze zwischen Mittelfeldspieler und Stürmer. Zieht man die drei Eigentore der Endrunde ab, zeichneten in der Gruppenphase Angreifer für 29 Treffer verantwortlich, 32 waren Mittelfeldspielern zuzuschreiben und 6 Verteidigern. Für das gesamte Turnier beläuft sich die Bilanz auf 47 Stürmertore, 45 Treffer von Mittelfeldleuten und 13 durch Abwehrspieler, wobei von den 20 Toren ab dem Viertelfinale 12 auf das Konto von Angreifern gingen.

21 Treffer wurden von Flügelspielern bzw. äußeren Mittelfeldspielern erzielt. 17 davon entstanden auf der linken Seite, nur 4 hingegen auf rechts. Das 3:0 des Walisers Neil Taylor gegen Russland war der einzige Treffer eines Außenverteidigers. 37 Mal wurde der Ball mit dem linken Fuß in den Kasten befördert (davon allein 13 Mal von Frankreich und Wales), 47 Mal mit rechts.

Die Zahl der Kopfballtreffer fiel hingegen vom Rekordniveau von 29 % bei der EURO 2012 eklatant ab auf 22 %, sodass nur 24 Treffer auf diese Weise entstanden. Fünf davon fielen nach Ecken und vier nach Freistoß; dem Rest gingen Flanken oder nach hinten aufgelegte Bälle voraus.

Flanken waren eines der zentralen Themen dieser EM-Endrunde. 42 % der aus dem Spiel heraus erzielten Treffer gingen Flanken oder nach hinten aufgelegte Bälle voraus – darunter die drei Eigentore, allesamt die Folge einer Hereingabe aus der Nähe der Torauslinie.

Dieser Artikel ist Teil des technischen Berichts zur UEFA EURO 2016: HIER HERUNTERLADEN