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Technischer Bericht der EURO 2016 Teil 2: Lange Pässe

Im zweiten Teil des neuen Technischen Berichts zur UEFA EURO 2016 fragt sich das Expertengremium, welches Team auf lange Pässe baute und wann dies von Erfolg gekrönt war.

Die Nordiren wiesen den höchsten prozentualen Anteil an langen Pässen auf
Die Nordiren wiesen den höchsten prozentualen Anteil an langen Pässen auf ©Getty Images

Anteil der langen Pässe nach Nationen
Nordirland 28%
Island 22%
Republik Irland 21%
Tschechische Republik 20%
Wales 18%
Albanien 17%
Türkei 17%
Ungarn 16%
Rumänien 16%
Russland 16%
Slowakei 16%
Schweden 16%
Kroatien 15%
Italien 15%
Polen 15%
Ukraine 15%
Österreich 14%
Belgien 14%
Portugal 13%
England 12%
Deutschland 12%
Schweiz 12%
Frankreich 11%
Spanien 10%

"Es gab die üblichen Ausnahmen", so Peter Rudbæk, "doch in den Spielen, die ich verfolgt habe, wollten die meisten Mannschaften das Spiel von hinten aufbauen."

David Moyes hielt dem entgegen, dass diese Strategie nicht oft aufgegangen sei, während Mixu Paatelainen anmerkte: "Bei vielen Spielen war der Gegner dafür ausschlaggebend, ob man von hinten heraus spielen konnte oder nicht."

Ein gutes Beispiel dafür war das Achtelfinale zwischen Spanien und Italien: In der ersten Halbzeit betrieb die Mannschaft von Antonio Conte ein hohes kollektives Pressing und störte so erfolgreich den Spielaufbau der Spanier.

Torwart David De Gea, der in der gesamten Gruppenphase nur 20 weite Pässe geschlagen hatte, musste gegen Italien 19 Mal lang spielen. Unter den technischen Beobachtern war man sich einig, dass das Pressing gegen den Ballführer bei den meisten Teams aggressiv und physisch genug war, um einen gepflegten Spielaufbau des Gegners zu erschweren bzw. zu verhindern.

David Moyes und Gareth Southgate waren beide der Meinung, dass das Pressing effizient genug war, um den Gegner beim Spielaufbau zu "sicheren Lösungen" – sprich langen Bällen nach vorne – zu verleiten. Gleichzeitig betonten sie, dass weite Pässe nicht mit schlechten Pässen gleichgesetzt werden dürften.

"Es war unglaublich, wie schnell sich Deutschland zum gegnerischen Strafraum durchspielte, und das auf so verschiedenartige Weise – schnelles Passspiel, gute Hereingaben, Kombinationen, Steilpässe. Sie spielten zwar ballbesitzorientiert, durchbrachen die gegnerischen Abwehrreihen aber häufiger als jede andere Mannschaft."

Die Beobachter hatten den Eindruck, dass nach Jahren ballbesitzorientierten Fußballs nach dem Modell Spaniens, des FC Barcelona oder des FC Bayern München unter Pep Guardiola vermehrt versucht wird, die dicht gestaffelten Abwehrreihen mit einem direkteren Angriffsspiel zu überwinden.

Dieser Eindruck lässt sich auch statistisch belegen: Bei der EURO 2012 machten lange Pässe bei fünf der 16 Teams (31 %) weniger als 10 % aller Zuspiele aus. In Frankreich wurde dieser Wert von keiner einzigen Mannschaft unterschritten.

2012 verzeichneten die Republik Irland (19 %) und die Ukraine (18 %) den höchsten Anteil langer Bälle; vier Jahre später lagen vier Teams über diesen Werten. 2012 waren über das gesamte Turnier betrachtet 12,8 % aller Pässe lang, in Frankreich waren es 15,88 %.

Der Anteil weiter Pässe ist folglich um 24 % gestiegen, was unterstreicht, dass das direkte Spiel nach vorne vermehrt als taugliches Mittel angesehen wird, um gegnerische Abwehrreihen zu überraschen, bevor sie sich richtig formiert haben. Eine wichtige Rolle bei der Verteilung langer Bälle spielten natürlich die Torhüter – darauf wird in einem eigens diesem Thema gewidmeten Abschnitt dieses Bericht eingegangen.

Dieser Artikel ist auch im offiziellen Technischen Bericht zur UEFA EURO 2016 abrufbar: Hier geht's zum Download.