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Niederlande - Türkei 2:1: Welchen Einfluss die Läufe hinter die Linie hatten

Nach Ansicht des technischen Beobachters der UEFA, Rafa Benítez, war das Viertelfinale zwischen den Niederlanden und der Türkei vor allem von den Läufen hinter die gegnerische Linie geprägt.

Am Ende triumphierten die Niederländer über die Türkei
Am Ende triumphierten die Niederländer über die Türkei UEFA via Getty Images

Läufe hinter die gegnerische Linie waren bei der EURO 2024 bisher ein gerne praktiziertes taktisches Mittel, so auch beim Viertelfinalsieg der Niederlande gegen die Türkei.

Unter den Augen des ehemaligen Champions-League-Siegers Rafa Benítez waren die Türken lange die dominierende Mannschaft, ehe der niederländische Coach Ronald Koeman mit einer taktischen Umstellung die Wende einleiten konnte.

Niederlande - Türkei 2:1: so lief das Spiel

Wie die nachstehende Tabelle zeigt, spiegelt die Anzahl der von beiden Teams in der gegnerischen Hälfte durchgeführten Läufe hinter die gegnerische Abwehrkette den Verlauf des Spiels gut wider. In der ersten halben Stunde waren es 21 auf Seiten der Türken und nur acht von den Niederländern - ein Beweis für den aggressiven Beginn der Mannschaft von Vincenzo Montella, die nach 35 Minuten durch Samet Akaydin in Führung ging.

"In der ersten Halbzeit nutzten die Türken diese Taktik bei ihren Kontern sehr gut aus", so Benítez.

Doch in der zweiten Halbzeit drehten die Niederländer den Spieß um, alleine zwischen der 46. und 75. Minuten schafften sie 17 Läufe hinter die gegnerische Abwehr, die Türken nur noch sechs. Verwantwortlich dafür war vor allem die Einwechselung von Wout Weghorst.

Zur Veranschaulichung der türkischen Angriffsbemühungen in der ersten Halbzeit zeigt das obige Bild ein Zwei-gegen-Eins gegen den niederländischen Linksverteidiger Nathan Aké. Außenverteidiger Mert Müldür ist hoch aufgerückt, um mit Flügelspieler Barış Alper Yılmaz eine Überzahl zu schaffen. Yılmaz war an diesem Abend der schnellste türkische Spieler (35 km/h), und in dieser Szene lief er los, um unmittelbar darauf eine gefährliche Flanke zu schlagen.

"Es gab in der ersten Hälfte einige klare Zwei-gegen-Eins-Situationen", so Benítez, der auch die Gefahr bemerkte, die durch den Positionstausch von Arda Güler mit Yılmaz ausging. Auch Kenan Yıldız, der Flügelspieler auf der gegenüberliegenden Seite, stellte die Niederländer immer wieder vor große Probleme. "Yıldız lief in die Tiefe und [Rechtsverteidiger Denzel] Dumfries und Stefan de Vrij kamen damit nicht zurecht."

Diese zweite Grafik unterstreicht den Einfluss von Yılmaz, der in der ersten Hälfte mit 11 Läufen hinter die gegnerische Abwehrkette die meisten Läufe aller Spieler schaffte - fast doppelt so viele wie jeder andere Spieler.

Bei den Niederlanden war Rechtsverteidiger Dumfries derjenige mit den meisten Läufen (fünf), aber es ist bezeichnend, dass vier der sechs aufgelisteten Spieler Türken sind, nämlich Yılmaz, gefolgt von Flügelspieler Yıldız, Stürmer Güler und Außenverteidiger Müldür.

Was das Spiel drehte, war Koemans bereits erwähnte Einwechselung von Weghorst als Zielstürmer, während Memphis Depay nun neben Xavi Simons im 3-2-2-3-Mittelfeld agierte. In der ersten Halbzeit war Depay der zentrale Angreifer, während Rechtsaußen Steven Bergwijn, der durch Weghorst ersetzt wurde, neben Simons spielte.

Dieses Bild von Tijjani Reijnders, der Cody Gapko auf der Außenbahn bediente, während Depay startete, um dann von Gakpo angespielt zu werden, veranschaulicht eine weitere Beobachtung von Benítez über Koemans taktische Umstellung. Diese führte dazu, dass mehr Pässe auf die Flügel gespielt wurden, anstatt in die Mitte.

"Sie hatten jetzt einen Zielstürmer in der Spitze, Xavi Simons und Depay ließen sich etwas fallen, Gakpo wich auf den Flügel aus und die beiden Mittelfeldspieler Reijnders und Jerdy Schouten versuchten, das Spiel zu kontrollieren und den Ball in die Breite zu spielen", erklärte Benítez.

Als Folge davon konnten die Niederlande mehr Bälle hinter die letzte Abwehrlinie spielen. "Sie haben uns nicht viel Platz gelassen, aber manchmal konnten wir die Lücke finden", sagte De Vrij, der den Ausgleichstreffer erzielte. Vor allem Simons und Depay profitierten von dieser Umstellung und bewegten sich nun mehr zwischen den Linien.

Der Unterschied zum Beginn des Spiels wird in dieser Tabelle deutlich, in der drei Niederländer unter den fünf 'Hinterläufern' zu finden sind; Simons führt diese Statistik mit sechs Läufen an.

Die meisten dieser Läufe fanden vor der 76. Minute und dem Müldür-Eigentor statt, das die Partie entschied. Um die Intensität der türkischen Bemühungen um den Ausgleich zu zeigen, muss man nur auf den eingewechselten Cenk Tosun blicken - der erst ab der 82. Minute auf dem Platz stand - , der in dieser kurzen Zeit fünf Läufe hinter die gegnerische Abwehrkette absolvierte. In dieser Phase ab der 76. Minute kam die Türkei auf elf solcher Läufe (die Niederländer nur auf drei) und schlug acht ihrer insgesamt zehn Flanken aus dem Spiel heraus.

Bei nur noch drei verbleibenden Spielen der EURO 2024 ist die Türkei in Ballbesitz die Mannschaft mit den zweitmeisten Läufen hinter die gegnerische Abwehr pro Minute (2,54), was zeigt, dass dies ein wichtiger Faktor für Montellas Männer während ihrer Zeit in Deutschland war.