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Mannschaft des Turniers der EURO 1976

Gleich sechs siegreiche Tschechoslowaken befinden sich in diesem Team, aber auch Franz Beckenbauer, Rainer Bonhof und Dieter Müller wurde diese Ehre zuteil.

Antonín Panenka führte die Tschechoslowakei zum EM-Titel
Antonín Panenka führte die Tschechoslowakei zum EM-Titel ©Getty Images

TORHÜTER

Ivo Viktor (Tschechoslowakei)
Bei der FIFA-WM 1970 hatte der legendäre Pelé versucht, Viktor aus der eigenen Hälfte mit einem Heber zu überraschen, doch der Torhüter hatte Glück, dass der Ball seinen Kasten um Zentimeter verfehlte. 1976 zeigte der inzwischen 34-Jährige bei der UEFA-Europameisterschaft eine fabelhafte Leistung. In seiner Heimat sind seine Auftritte gegen die Niederlande und im Finale gegen die DFB-Elf längst legendär. Bei der Wahl zu Europas Fußballer des Jahres kam er auf den dritten Platz. Der fünffache tschechoslowakische Fußballer des Jahres beendete seine Karriere 1977 nach 63 Länderspielen.

ABWEHR

Ján Pivarník (Tschechoslowakei)
Pivarník hatte kurz vor der Euro 1976 mit Slovan Bratislava schöne Erfolge verzeichnet, sich aber auch eine schwere Knieverletzung zugezogen. 1974 war er in seiner Heimat zum Fußballer des Jahres gewählt worden, und bei der Endrunde in Jugoslawien knüpfte er nahtlos an diese starken Auftritte an. Er war zwar seit seiner Knieoperation nicht mehr Kapitän seiner Elf, doch seine Leidenschaft und sein unermüdlicher Einsatz waren für den späteren Titelgewinn entscheidend. Heute arbeitet Pivarník als Trainer, den Großteil seiner Karriere verbrachte er im Mittleren Osten.

Ján Pivarník
Ján Pivarník

Ruud Krol (Niederlande)
In den 1970er Jahren war er eine der zentralen Figuren des niederländischen "totalen Fußballs". Krol war ein überragender und charismatischer Abwehrchef, der zudem sehr vielseitig einsetzbar war. Seine ersten internationalen Gehversuche unternahm er bei Ajax, wo er zweimal den Pokal der europäischen Meistervereine gewinnen konnte. Den großen Durchbruch schaffte er 1974 bei der WM in Deutschland, wo er zu den besten Spielern des Turniers zählte. Auch 1976 war er, obwohl die Niederlande nur Dritter wurden, der beste Spieler seines Landes. 1978 führte er sein Land als Kapitän zur WM und verlor erneut das Finale. Mit 83 Länderspielen beendete er schließlich seine Laufbahn.

Anton Ondruš (Tschechoslowakei)
Er war 1976 Kapitän der siegreichen Tschechoslowaken. Ondruš war der unumstrittene Abwehrchef seines Teams und der vielleicht beste Kopfballspieler der Endrunde. Gegen die Niederländer gelang ihm das 1:0 per Kopf. im Finale gegen die DFB-Elf verwandelte er den dritten Elfmeter seines Teams. Er war auch noch 1980 bei der Euro in Italien mit dabei, ehe er seine Schuhe nach 58 Länderspielen an den Nagel hängte.

Franz Beckenbauer (Bundesrepublik Deutschland)
Einer der Größten aller Zeiten. Beckenbauer führte sein Team 1972 zum ersten Triumph bei einer Europameisterschaft, 1974 folgte der Sieg bei der WM im eigenen Land. 1976 gelang dem "Kaiser" mit Bayern München der dritte Erfolg im Pokal der europäischen Meistervereine in Folge, zudem wurde er zum zweiten Mal zu Europas Fußballer des Jahres gewählt. Ausgerechnet in seinem 100. Länderspiel unterlag er im Finale der EM 1976 gegen die Tschechoslowakei. 1990 gewann er auch als Trainer mit Deutschland die WM.

MITTELFELD

Rainer Bonhof (Bundesrepublik Deutschland)
Bonhof war der überragende Mann, als die DFB-Elf im Halbfinale gegen Jugoslawien einen 0:2-Rückstand aufholen musste. Der Mittelfeldmotor von Borussia Mönchengladbach bereitete auch im Finale beide deutschen Treffer vor und verwandelte im Elfmeterschießen den ersten Strafstoß souverän. Der jüngste Spieler der WM-Mannschaft von 1974 hätte sicher eine tragende Rolle beim EM-Triumph 1980 spielen können, fiel aber unmittelbar vor dem Turnier verletzt aus. Im folgenden Jahr beendete Bonhof seine Nationalmannschaftskarriere nach nur 53 Länderspielen und neun Toren.

Rainer Bonhof
Rainer Bonhof

Jaroslav Pollák (Tschechoslowakei)
Pollák spielte bei der Endrunde in Jugoslawien nur eine Stunde, ehe er wegen einer misslungenen Grätsche vom Platz gestellt wurde. Bis dahin spielte er stark, musste dann aber von der Tribüne aus mit ansehen, wie sein Land das Endspiel gewann. Pollák, der schon in der Qualifikation überragend gespielt hatte, hatte den Spitznamen "Bobby", da er in seiner Spielweise und Haardichte an Bobby Charlton erinnerte. Nach 49 Länderspielen beendete Pollák seine Karriere.

Antonín Panenka (Tschechoslowakei)
Unsterblich machte sich Panenka am 20. Juni 1976 in Belgrad, als er im Finale gegen Deutschland den entscheidenden Strafstoß im Elfmeterschießen verwandelte. Mit Nerven aus Stahl chippte er den Ball frech einfach in die Mitte des Tores, wo soeben noch Sepp Maier gestanden hatte. Seither ist diese Art des Elfmeterverwandelns untrennbar mit seinem Namen verknüpft. Der Spielmacher von Bohemians Prag spielte auch noch 1980 bei der EM-Endrunde und 1982 bei der WM, wo er zwei weitere Elfmeter verwandelte. 1985 erreichte er mit Rapid Wien das Endspiel des Pokals der Pokalsieger und beendete diesen Wettbewerb als bester Torschütze.

Dragan Džajić (Jugoslawien) 
Džajić war ein Dribbel-König, der seinesgleichen suchte. 2004 wurde er zum besten Spieler seines Landes der letzten 50 Jahre gewählt. Der Mittelfeldspieler von Crvena Zvezda (Roter Stern Belgrad) absolvierte 85 Länderspiele und ist damit Rekordnationalspieler des ehemaligen Jugoslawiens. Bei zwei UEFA-Europameisterschaften wurde er in die Mannschaft des Turniers gewählt, zunächst 1968 und dann acht Jahre später bei der Euro in seiner Heimat. Er traf sowohl gegen die Niederländer als auch gegen die Deutschen, wenn auch jeweils ohne Happyend. Er erzielte 287 Tore in 590 Spielen für Roter Stern - mit seinem schon legendären linken Fuß bereitete er vermutlich noch einmal ebenso viele vor.

ANGRIFF

Zdeněk Nehoda (Tschechoslowakei)
Nehoda war ein unberechenbarer, typischer Mittelstürmer, der es auf 90 Länderspiele und 31 Tore für sein Land brachte. Er war technisch beschlagen und extrem kopfballstark. Bei der Endrunde 1976 köpfte der damals 24-jährige Stürmer von Dukla Prag im Halbfinale gegen die Niederlande das Siegtor, zudem verwandelte er im Finale gegen Deutschland seinen Strafstoß. Nehoda traf bei der Euro-Endrunde 1980 zweimal und absolvierte zwei Jahre später in Spanien seine erste und einzige WM.

Dieter Müller (Bundesrepublik Deutschland)
Müller gelang das wohl sensationellste Debüt in der Geschichte des Weltfußballs. Als er im Halbfinale der Euro 1976 in der 79. Minute ins Spiel kam, lag Deutschland gegen Jugoslawien mit 1:2 in Rückstand. Drei Minuten später gelang dem Stürmer des 1. FC Köln der Ausgleich, in der Verlängerung traf er noch zwei weitere Male. Auch im Finale gelang dem 22-Jährigen ein Tor, er war damit bester Torschütze der Endrunde. Die nächsten zwei Jahre gewann er dann auch jeweils die Torschützenkanone der Bundesliga. Trotz zweier Treffer bei der WM 1978 und neun Länderspieltoren in zwölf Auftritten im DFB-Team wurde er danach nie wieder berufen.