Kuliš bringt Bosnien und Herzegowina nach vorn
Donnerstag, 29. März 2012
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Lidija Kuliš aus Bosnien und Herzegowina ist eine von drei Spielerinnen, die die Torschützinnenliste der EURO-Qualifikation anführt. Und die Stürmerin des 1. FFC Turbine Potsdam ist hungrig nach weiteren Toren.
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Wenn die Qualifikation zur UEFA Women's EURO 2013 am Wochenende in ihre entscheidende Phase tritt, hätten wohl nur wenige gedacht, dass eine 19-Jährige aus Bosnien und Herzegowina als eine von drei Spielerinnen an der Spitze der Torschützinnenliste liegen würde.
Lidija Kuliš hat in fünf Spielen der Gruppe 1 sieben Tore erzielt, darunter vier beim 6:2-Auswärtssieg im November gegen die Ehemalige Jugoslawische Republik Mazedonien und zwei weitere beim 3:2-Sieg in Griechenland im Februar, so dass sie zusammen mit der Dänin Pernilla Harder und der Spanierin Verónica Boquete die beste Torschützin im Wettbewerb ist. Eine außergewöhnliche Leistung für ein Land, das in der Qualifikation zur FIFA Frauen-WM 2011 noch alle Spiele verloren hatte.
"Es ist wunderbar, mein Land auf der Liste zu sehen mit all den anderen großen Nationen wie Dänemark oder Spanien, Spielerinnen wie Pernilla Harder oder Verónica Boquete", so Kuliš gegenüber UEFA.com. "Das habe ich nicht erwartet und es gibt mir einen Extra-Schub Motivation. Wenn ich eine Chance habe, ein Tor zu erzielen, werde ich es tun."
Bosnien und Herzegowina liegt zwar nur drei Punkte hinter dem zweiten Platz, der zur Teilnahme an den Play-offs berechtigen würde, doch Kuliš weiß, dass am Samstag gegen Italien in Ferrara alles andere als eine leichte Aufgabe wartet, denn die Gastgeberinnen haben bisher alle fünf Spiele gewonnen, bei einem Torverhältnis von 19:0.
"Das wird ein schweres Spiel für uns, denn Italien ist eine wirklich gute Mannschaft", erklärt sie. "Wir haben zuhause gegen sie aber nur durch einen Elfmeter mit 0:1 verloren. Das war ein gutes Spiel für uns und wir wollen versuchen, wieder genauso kompakt in der Defensive zu stehen, auch wenn es wohl schwer wird, ein Tor zu erzielen."
Mehr Hoffnung setzt sie auf die Spiele im Juni, wenn binnen fünf Tagen zwei Konkurrenten um den Play-off-Platz in Bosnien und Herzegowina zu Gast sein werden. "Die Spiele gegen Russland und Polen werden für uns entscheidend sein", so Kuliš. "Vor allem gegen Polen wollen wir gewinnen, weil wir im Hinspiel keine gute Leistung gezeigt haben. Russland könnte für uns noch ein wenig zu stark sein, aber ich denke der dritte Platz in der Gruppe ist ein realistisches Ziel."
Während die meisten ihrer Teamkolleginnen bei ihrem früheren Verein WFC SFK 2000 Sarajewo, in Slowenien oder Serbien spielen, hat Kuliš im Sommer einen Vertrag beim zweimaligen europäischen Titelträger 1. FFC Turbine Potsdam unterschrieben, nachdem sie Trainer Bernd Schröder im Winter zuvor bei einem siebentägigen Probetraining überzeugt hatte. Es war nicht ihr erstes Gastspiel in Deutschland, denn bereits 2008 weilte sie zum Probetraining beim 1. FFC Frankfurt und beim VfL Wolfsburg. "Beide Vereine waren auch interessiert, aber es gab ein Problem mit meinem Alter, weil ich erst 16 war."
In der Zweiten Bundesliga Nord hat Kuliš bei 12 Einsätzen in der Zweiten Mannschaft des 1. FFC Turbine Potsdam 17 Treffer erzielt, im Dezember feierte sie bei einem 7:0-Auswärtssieg gegen den 1. FC Lokomotive Leipzig ihr Debüt im Erstligateam. "Der Trainer möchte, dass ich im ersten Jahr Erfahrung in der Zweiten Mannschaft sammle. Ich spiele also normalerweise in der Zweiten Mannschaft, trainiere aber mit dem Erstligakader", erklärt sie.
"Potsdam hat wirklich gute Spielerinnen, die in ihren Ländern wie Deutschland, Schweden oder Japan allesamt Nationalspielerinnen sind. Ich muss also Geduld haben, weiter hart arbeiten, aber mein Ziel ist es, in der kommenden Saison in der Erstliga-Mannschaft zu spielen."
Kuliš stammt aus einer sportbegeisterten Familie, Schwester Monika spielt in der U17-Auswahl ihres Landes, Bruder Vedran ist ein ehemaliger bosnischer U19-Auswahlspieler. Nicht nur ihre Familie ist mit reichlich sportlichem Talent gesegnet.
"Wir haben jetzt wirklich gute Spielerinnen in Bosnien. Das Problem ist, dass wir unerfahren sind und unserer Liga noch nicht so wettbewerbsfähig ist, wie sie sein sollte. Aber unsere U17 ist richtig stark und ich denke, in fünf Jahren werden wir eine gute Nationalmannschaft haben, wenn diese Spielerinnen den Sprung nach oben gemacht haben werden."