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Einträchtig zum Rekord

Sechs Spiele, sechs Siege - das hatte bislang noch kein deutsches Team in der Gruppenphase der #UEL geschafft. Bis Eintracht Frankfurt kam und mit 2:1 bei Lazio Rom gewann. Wo liegen die Gründe für diesen Erfolg?

Highlights: Lazio 1-2 Frankfurt

Mit einem 2:1 bei Lazio hat Eintracht Frankfurt für einen Rekord gesorgt, denn noch nie hatte bislang eine deutsche Mannschaft alle sechs Spiele in der Gruppenphase der UEFA Europa League gewonnen. Was für einen tollen Eindruck hat der DFB-Pokalsieger in dieser Saison in Europa hinterlassen? Sie lagen in Rom zurück, legten einen Gang zu und kamen durch ein Tor von Mijat Gaćinović zum Ausgleich, ehe kurz darauf Sébastien Haller das Siegtor schoss.

Gründe für den europäischen Höhenflug zu finden, ist nicht sonderlich schwer, denn es passt bei den Hessen praktisch alles. Das ist eine Mannschaft, die den Namen auch wirklich verdient; ein von vorn bis hinten einträchtiges Team.

Der Trainer
Adi Hütter. Er ist der Architekt des Erfolgs, für den Vorgänger Niko Kovač den Grundstein legte. Natürlich stand er einem personellen Umbau gegenüber, so ging beispielsweise mit Kevin-Prince Boateng ein Pfeiler des Teams.

Und anfangs lief es miserabel. Supercup gegen Bayern hoch verloren, aus dem Pokal geflogen, in den ersten fünf Meisterschaftsspielen nur vier Punkte geholt. Der Österreicher galt als erster Entlassungskandidat der Bundesliga.

Aber ein Fuchs wie Hütter justierte nach, verzichtete auf sein favorisiertes 4-4-2 und stellte wieder auf Dreierabwehrkette um. Und der Verein gab ihm Zeit, die er weidlich nutzte, um eine Erfolgsserie hinzulegen. Nach elf Spielen ohne Niederlage gab es erst am 13. Spieltag daheim gegen Wolfsburg wieder einen Dämpfer.

Gleichzeitig gab es in Europa von Beginn an keine Probleme. Zum Auftakt wurde Marseille besiegt, Finalist der letzten Saison, und anschließend musste in einem begeisternden Spiel auch Lazio dran glauben. Die Römer wurden mit 4:1 abgeschossen. Es folgten die beiden Siege gegen Limassol, ehe OM abermals geschlagen wurde und heute gab es – mit sieben Änderungen in der Mannschaft – den Triumph in der Ewigen Stadt für den ewigen Rekord.

Die Abwehr
All dies würde nicht funktionieren, wenn die Mannschaft nicht funktionieren würde. Großen Erfolg hatte die Abwehr, die in den sechs Spielen in der Gruppenphase nur fünf Tore kassierte. Und dabei wurde Kevin Trapp heute sogar geschont, für den Rückkehrer stand Frederik Rønnow im Kasten. Die anfängliche Achillesferse der Eintracht entwickelte sich zu einem Erfolgsgaranten.

Herausragend hier Makoto Hasebe, das Hirn des Teams. Der 34-jährige Japaner, der zu "Asiens internationalem Fußballer des Jahres" gewählt wurde, gibt den modernen Libero; er verfügt über ein ausgezeichnetes Stellungsspiel, läuft den Ball lieber ab, als dass er sich in unnötige Zweikämpfe verwickeln lässt. Seine häufigen Knieprobleme in den letzten Jahren haben ihn zum Umdenken gebracht. Leider zog er sich heute eine Muskelverletzung zu und musste vorzeitig ausgewechselt werden.

Der Sturm
Hinten die Tore verhindern und vorn hilft ein neues Magisches Dreieck. Haller, auch heute wieder unter den Torschützen, extrem zweikampfstark, gewinnt viele Kopfbälle, Luka Jovic, ein zielsicherer und dynamischer Vollstrecker mit Zug zum Tor und hoher Trefferquote, und FIFA-Vizeweltmeister Ante Rebić, der die beiden Spitzen mit seinen Vorlagen füttert. Dazu kommt noch Branimir Hrgota als vierte, sehr starke Alternative hinzu.

Das Magische Dreieck war in Europa elfmal an Toren beteiligt, wobei es nicht selten vorkam, dass der eine auflegte und der andere einnetzte. Heute wurden Jovic und Rebić geschont, sie saßen auf der Bank, ehe Jovic eingewechselt wurde.

Die Fans
Die sind außergewöhnlich. Sie wissen sehr zu schätzen, was ihre Eintracht in dieser Saison zaubert, sie sind hingerissen von den beeindruckenden Europapokalabenden, und sie machen selbst aus einem eigentlich unwichtigen Kick im Stadio Olimpico ein Heimspiel. Etwa 10.000 sollen heute dagewesen sein. "Ich bin immer wieder aufs Neue von der Unterstützung unserer Fans beeindruckt. Das ist auch ein Grund dafür, warum wir gewinnen wollen", sagt Hütter, der damit ausdrückt, was die ganze Mannschaft denkt und fühlt.

Ausblick und Fazit
Die Eintracht begeistert fast jeden. Dass ein ehemaliger Frankfurter Profi wie Chris Anhänger seines Ex-Vereins ist, ist ja noch nachvollziehbar. Er glaubt sogar, dass wir den momentanen Bundesligafünften im nächsten Jahr noch eine Etage höher sehen werden. "Diese Saison ist alles drin. Wenn sie so weiterspielen, auch die Champions League", sagt der Brasilianer, der acht Jahre den Adler auf der Brust trug.

Und auch der ehemalige Bundestrainer Berti Vogts ist voll des Lobes. Für ihn zählt die Eintracht sogar zu den "Mitfavoriten" in der Europa League. "Sie werden häufig als junge Wilde dargestellt, treten aber sehr reif und zielstrebig auf", schrieb der ehemalige Verteidiger in einer Kolumne.

Jeder im Klub weiß, dass die Gelegenheit, in der UEFA Europa League zu spielen, etwas ganz Außergewöhnliches ist, das es zu genießen gilt. Etwas, wonach man süchtig werden kann. Klar ist, dass es im Frühjahr in der K.-o.-Phase mindestens zwei weitere Spiele geben wird. Nur zwei? Das darf bezweifelt werden, denn der Weg der Frankfurter scheint noch lange nicht zu Ende zu sein.