Jürgen Klopp exklusiv: "Ich mag das Spektakel"
Mittwoch, 27. April 2016
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"Es war ein besonderer Abend – wenn du ein richtiger Glückspilz bist, dann wirst du vielleicht zehn davon erleben", erklärte Jürgen Klopp, als er mit UEFA.com über Liverpools Triumph gegen Dortmund und seine Fußball-Philosophie sprach.
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Jürgen Klopp hat sich bei den Vorbereitungen auf Liverpools Halbfinal-Duell in der UEFA Europa League mit Villarreal eine Auszeit genommen und zusammen mit UEFA.com auf das dramatische Viertelfinal-Comeback gegen Dortmund zurückgeblickt.
Die ruhige Umgebung im Melwood-Trainingsgelände des Klubs bildeten einen starken Kontrast zu den Anfield-Jubelszenen vor zwei Wochen, als Liverpool gegen Dortmund nach einem 1:3-Rückstand noch mit 4:3 gewann und das Halbfinale erreichte.
Über Liverpools unglaubliches Comeback ...
Um ehrlich zu sein, war ich mit dem Remis zufrieden, aber beim Blick auf die Uhr stellte ich fest: 'Oh, 77 Minuten gespielt, da ist ja noch ein bisschen Zeit!' Man kann im Fußball keine Wunder erwarten, aber das war ein Wunder. Als wir erneut getroffen haben, war das Tor für mich im ersten Moment mehr ein Schock als eine Freude. Wenn man am Ende all diese glücklichen Gesichter sieht, erst dann weißt du, was für ein besonderer Abend das war. Du wirst nicht 500 solcher Spiele erleben, das geht nicht. Du wirst vielleicht zwei, drei, vier oder auch fünf davon erleben. Wenn du ein richtiger Glückspilz bist, dann sind es vielleicht auch zehn Stück.
Über den Sieg gegen Ex-Klub Dortmund ...
Der Morgen danach war völlig anders als erwartet. Schließlich wachst du nach so einem Spiel normalerweise auf und denkst dir: 'Oh, großartig, was für eine tolle Geschichte!'. Doch diesmal war ich nicht in meiner besten Verfassung und ich wusste um ehrlich zu sein auch nicht warum. Und dann kam es: 'Oh ja, sie haben verloren.'
Ich hatte sieben wunderbare Jahre in Dortmund und wusste, wie sie sich gefühlt haben. Ich wusste, was sie im Hotel taten, wie es ist, wenn sie aufwachen, wenn sie sich zum Frühstück treffen, wie die Stimmung ist.
Über seine berühmten Gewohnheiten an der Seitenlinie ...
Um ehrlich zu sein, habe ich keine Ahnung [warum ich das tue]! Es läuft komplett anders ab in unterschiedlichen Spielen. Nicht alles, was ich mache, ergibt Sinn, aber manchmal ist es so, dass ich mich besser und involviert fühle, und zumeist ist es für die Spieler.
Über seine Trainer-Philosophie ...
Es ist eigentlich ganz einfach: Ich will, dass mein Team gewinnt. Das Publikum soll unser Spiel genießen. Das Wichtigste im Fußball ist es, das Publikum zu unterhalten. Wenn sie zweimal vorbeischauen und sagen, dass es langweilig ist, dann werden sie darüber nachdenken, ob sie erneut kommen wollen. Wir sind ein Team, das auf Ballbesitz steht, aber keiner realisiert das, weil mein Image Pressing und Gegenpressing ist.
Als ich noch jünger war, habe ich auch von 'Heavy-Metal-Fußball' gesprochen. Ich weiß überhaupt nicht mehr, warum ich das gesagt habe. Aber ich mag das Spektakel. Wenn ich mich in einem Raum mit Leuten aufhalte, versuche ich, sicherzustellen, dass die Atmosphäre nicht schlechter wird, wenn ich dort bin. Wenn ich in einem Spiel involviert bin, dann versuche ich, sicherzustellen, dass es unterhaltsamer ist, als wenn ich nicht beteiligt bin.
Über Villarreal ...
Sie sind ein ziemlich starkes Team und Vierter in der spanischen Liga. Sie spielen eine wunderbare Saison, sind ein toller Klub in einer kleinen Stadt. Es ist klar, dass hinter ihrem Erfolg viele kluge Köpfte stecken. Wir müssen mutigen Fußball spielen. Wir sind jetzt im Halbfinale. Wir haben es hierher geschafft, weil wir es uns verdient haben, und jetzt müssen wir zeigen, dass wir stark genug sind, ins Finale einzuziehen.