Was lief falsch für Lopetegui bei Porto?
Freitag, 8. Januar 2016
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Porto muss sich nach der Trennung von Julen Lopetegui nun nach einem neuen Trainer umschauen. UEFA.com-Reporter Pedro Gonçalves erklärt, warum es für den Spanier in Portugal nicht funktonierte.
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Zum erst achten Mal in 35 Jahren hat sich Porto vor dem Ende einer Saison von einem Trainer getrennt. Zu Joaquim Jesus "Quinito", Tomislav Ivić, Octávio Machado, Luigi Delneri, Victor Fernández, Co Adriaanse und Paulo Fonseca gesellt sich nun Julen Lopetegui hinzu, denn am Donnerstag war auch für den ehemaligen Coach der spanischen U19- und U21-Nationalmannschaft Schluss.
Der 49-jährige Baske hatte versprochen, den Spielstil der Mannschaft zu revolutionieren, doch schon nach eineinhalb Jahren war alles vorbei, denn Porto liegt in der Liga nur auf Platz drei - vier Punkte hinter Tabellenführer Sporting CP. Zudem kam das Aus in der UEFA Champions League. Was sind die Gründe für den plötzlichen Abgang?
Spanisch-portugiesischer Stil
Niemals zuvor wurde eine portugiesische Mannschaft über ein derartiges Kurzpassspiel definiert. Doch die Hauptkritik hängte sich daran auf, dass damit keine Vorteile erzielt werden konnten. Ballbesitz um des Ballbesitzes willens! Seit der letzten Saison hatten sie Probleme, sich gegen dicht gestaffelte Abwehrreihen durchzusetzen. Viele der eher kleineren Mannschaften machten es sich gegen Porto hinten gemütlich, sodass sich die Erkenntnis durchsetzte, dass sich auf diese Weise in der Liga kein Blumentopf gewinnen lässt.
Kaum Chancen in großen Ligaduellen
Lopetegui gewann nur zwei von sieben Duellen gegen Benfica und Sporting, das Porto am 2. Januar in Lissabon mit 2:0 bezwang. Gegen die Mannschaften von Jorge Jesus (in der vergangenen Saison bei Benfica und in dieser Saison bei Sporting) verlor Porto zweimal und erreichte ein Unentschieden, wobei sie in keinem der drei Partien ein Tor schossen.
Personelle Wechsel
Lopetegui kann sich nicht über die Qualität der Spieler beklagen, die ihm zur Verfügen standen. Ja, Casemiro (Real Madrid), Óliver Torres (Atlético Madrid), Danilo (Real Madrid) und Alex Sandro (Juventus) sind alle gegangen, aber Tatsache ist auch, dass Porto mit diesen Spielern in der vergangenen Saison keinen Titel holte, während auch für 2015/16 hochkarätige Neuverpflichtungen unter Dach und Fach gebracht wurden. So kam Giannelli Imbula für die portugiesische Rekordablöse von 20 Millionen Euro aus Marseille, während mit André André, Maxi Pereira, Miguel Layún und Iker Casillas weitere Stars verpflichtet wurden.
Gesamtbilanz
In 78 Spielen kam der ehemalige spanische Torhüter auf 53 Siege, 16 Unentschieden und neun Niederlagen. Eigentlich nicht schlecht, aber Tatsache ist auch, dass etliche dieser Niederlagen in wichtigen Spielen erfolgten, was die Situation ja erst so heikel machte.
Gestörte Beziehung zu den Fans
Das Band zwischen Lopetegui und Teilen der Fans war nicht sonderlich stark. Dass Porto keines seiner drei Spiele seit Weihnachten gewonnen hat, hat diese Situation nicht verbessert. Und übel wird ihm genommen, das Achtelfinale der UEFA Champions League verpasst zu haben, schließlich hatten sie dort im vergangenen Frühjahr noch im Viertelfinale gestanden. Noch ist Porto im portugiesischen Pokal dabei, hat zudem ein attraktives Los in der Runde der letzten 32 der UEFA Europa League erwischt, in der es gegen Borussia Dortmund geht, und der Vierpunkterückstand auf Sporting ist auch nicht unüberwindbar.
Ein neues, altes Gesicht?
Vielleicht ist es jetzt an der Zeit für Porto, sich wieder einem Mann zuzuwenden, der den portugiesischen Fußball und Porto bestens kennt. Es wäre keine Überraschung, sollte ein ehemaliger Porto-Trainer ins Estádio do Dragão zurückkehren, jemand, der mit der portugiesischen Liga bestens vertraut ist. Wir halten Sie auf dem Laufenden.