Wie Aubameyang beim BVB zu Afrikas Fußballer des Jahres reifte
Freitag, 8. Januar 2016
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Wir schauen uns an, wie sich Pierre-Emerick Aubameyang bei Borussia Dortmund trotz schwieriger Zeiten weiterentwickelt hat und sich den Titel als Afrikas Fußballer des Jahres sicherte.
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Als Borussia Dortmund im Sommer 2013 den Gabuner Nationalstürmer Pierre-Emerick Aubameyang von Saint-Étienne verpflichtete, waren sich die Fans nicht ganz sicher, was sie erwarten würde. Der pfeilschnelle Angreifer fuhr einen giftgrünen Sportwagen, trug auch mal mit Kristallen besetzte Fußballschuhe und zog nach Torerfolg gerne mal eine Spiderman-Maske an. Aber war er ein richtiger Stürmer, oder doch eher ein Flügelspieler?
Immerhin hatte er in seinen letzten beiden Spielzeiten in der Ligue 1 vor dem Wechsel nach Deutschland 16 und 19 Ligatore erzielt, doch in Dortmund gab es ja noch einen gewissen Robert Lewandowski und der damalige Coach Jürgen Klopp bevorzugte ein System mit einer Spitze, so dass der Neuzugang erst einmal auf dem rechten Flügel seinen Platz fand, wo er seine Geschwindigkeit ausspielen sollte.
13 Tore in seiner ersten Saison im Westfalenstadion waren aller Ehren wert, doch zu oft sprang ihm der Ball vom Fuß, zu viele Großchancen ließ er liegen, als dass alle Fans restlos von ihm überzeugt gewesen wären. Man befürchtete, dass er außer seiner fast schon absurden Schnelligkeit keine anderen echten Stärken haben könnte.
Lewandowskis Abgang leitete eine schwierige Spielzeit 2014/15 für den BVB ein, der bekanntlich noch im Februar Bundesliga-Schlusslicht war, sich in einem tollen Endspurt aber noch einen Platz in der UEFA Europa League sicherte. Ciro Immobile und Adrián Ramos waren im Sommer 2014 für das Sturmzentrum verpflichtet worden, doch je länger die Saison andauerte, desto öfter bekam Aubameyang auf dieser Position das Vertrauen Klopps.
Er dankte es ihm mit besseren Leistungen, abgeklärteren Abschlüssen und einer stärkeren Ballbehauptung. Und natürlich mit insgesamt 16 Ligatreffern.
"Er hat vielleicht als einziger Spieler auch in der vergangenen Saison stabil seine Leistung gebracht", sagte BVB-Sportdirektor Michael Zorc und betonte die harte Arbeit der Trainer und des Spielers an sich selbst: "Als er 2013 zu uns kam, musste er zunächst einmal seine Position im Spielsystem suchen. Speziell bei Stürmern dauert es häufig länger, bis ihre Entwicklung abgeschlossen ist."
Die laufende Spielzeit war ein Neustart für die Schwarz-Gelben, doch es gab die Befürchtung, dass das Spielsystem des neuen Trainers Thomas Tuchel nicht so ganz zu Aubameyang passen würde. Tuchel setzt mehr auf Ballbesitz, der BVB steht nun höher, so dass der Raum für Aubameyang, um seine Schnelligkeit auszuspielen, geringer geworden ist.
Doch das störte ihn nicht wirklich, in den ersten acht Ligaspielen erzielte er jeweils immer mindestens ein Tor und stelle damit einen Rekord auf, insgesamt kommt er in der Hinrunde auf 27 Pflichtspieltore in ebenso vielen Partien. Mit 18 Treffern gelang ihm in der Hinrunde sogar ein Tor mehr als Gerd Müller in der Spielzeit 1971/72, die der Bayernstürmer mit dem Fabelrekord von 40 Toren abschloss.
Der 26-Jährige ist extravagant, doch hinter dieser Maske verbirgt sich ein absoluter Spitzenathlet, der hart an sich arbeitet, was ihm seine vorherigen Trainer unisono bestätigen. "Ich bin beeindruckt davon, wie intensiv er daran arbeitet, der perfekte und komplette Stürmer zu werden", lobte Tuchel seinen in Frankreich geborenen Spieler kürzlich.
Im Sommer 2014 setzte sich Aubameyang 20 Pflichtspieltore als Ziel und erfüllte dieses. Dieses Mal wollte er 20 Bundesligatore erzielen und wird diese Marke wohl bald nach Rückrundenstart erreicht haben. Und die 40 Tore? "Ich kenne Gerd Müller und seinen Rekord", grinste er. Ein Versprechen wollte er aber lieber nicht abgeben. Aber vielleicht, nur vielleicht, klappt es ja doch.