Bescheidener Zanetti als Rekordjäger
Montag, 30. Juli 2012
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Javier Zanetti hat beim FC Internazionale Milano so ziemlich jeden Rekord gebrochen, den es gab. Das Magazin Champions schreibt, wie es war, als er 1995 in Mailand anfing.
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Eine Supermarkt-Tasche aus Plastik. Keine diamantenbesetzte Reisetasche. Alles, was er trug, war eine Plastiktasche, in der sich seine Schuhe und sein Ausweis befanden. "Entschuldigt", sagte zu den Fans, Journalisten und Autogrammjägern, die außerhalb des Trainingsgeländer des FC Internazionale Milano auf die neuen Spieler warteten. Niemand registrierte Javier Zanetti, bis es zu spät war. "Als ich auf den Balkon trat, konnten die Fans das gar nicht glauben. Ich ging einfach durch ihnen hindurch und sie hatten keine Idee, wer ich war. Nicht einmal der Wachmann. "
Nun, 17 Jahre und 16 Titel später, kann Zanetti immer noch lachen über seinen ersten Tag bei Inter. Und noch immer hat er die gleiche Einstellung. Wenn es nach ihm ginge, würde er seine Fußballschuhe noch immer in einer Plastiktasche transportieren. Der Argentinier ist zweifellos die bescheidenste Fußballlegende der letzten zwei Jahrzehnte.
"Als ich meinen Vertrag unterschrieb, konnte ich mir ein Auto aussuchen. Ich entschied mich für einen BMW, aber am Tag vor meiner ersten Trainingseinheit fühlte ich mich seltsam. So telefonierte ich mit [Inter-Kapitän] Giuseppe Bergomi und frage ihn, ob es okay sei, wenn ich mich in einem BMW sehen ließe. Ich wollte nicht die falsche Botschaft an meine neuen Mannschaftskollegen aussenden. Aber als ich ankam, merkte ich, dass mein Auto das hässlichste auf dem gesamten Parkplatz war. Und ich fühlte mich viel besser."
Zanetti erinnert sich daran, wie schwierig es war, mit seiner damaligen Freund und jetzigen Frau Paula zu plaudern, als es ihn nach Italien zog. Das öffentliche Telefon – zwei Blocks entfernt von seinem Haus in Como - war praktisch sein zweites Zuhause. "Ich kaufte eine billige Telefonkarte und verbrachte Stunden in dieser Kabine. Im Winter war es kalt und meine Hände haben am Ende gezittert. Aber das war es wert. Das Problem für die anderen Leute war, dass sie warten mussten, bis sie das Telefon benutzen konnten. Dann kaufte ich mir glücklicherweise ein Fax."
Bei ihm hat sich nicht viel verändert. Die gleiche Frisur, das gleiche Babygesicht wie an jenem Tag im Jahre 1995, als er erstmals sein Trikot trug und den Inter-Fans vorgestellt wurde. Wenige hätten damals gedacht, dass er sich zu einer Klublegende und einem regelmäßigen Rekordjäger, der er heute ist, entwickeln würde.
Immer, wenn er spielt, immer, wenn er den Platz betritt, setzt Zanetti einen neuen Meilenstein. Seine Leistungen zu überbieten, das ist beinahe unmöglich. Er hat mehr als tausend Profispiele bestritten. In Argentinien ist er Rekordnationalspieler, und er führt bei Inter jede Wertung an. Darunter die mit den meisten Saisons als Kapitän und den insgesamt meisten Einsätzen.
Die letzte Bestleistung war der einzig noch verbliebene Rekord von Bergomi – erreicht im September gegen den PFC CSKA Moskva. Zanettis Vertrag läuft im nächsten Jahr aus, wenn er fast 40 Jahre alt sein wird. Aber Bergomi, dessen Spitzname “Lo zio” (“Der Onkel”) lautet, zweifelt daran, dass sein Nachfolger bald zurücktreten wird. "Eines Tages scherzte ich mich ihm darüber, dass er in der Lage wäre, bis 50 zu spielen", sagte Bergomi. "Nun glaube ich ernsthaft, dass er spielen kann, bis er 45 ist. Seine Fitness ist intakt. Wie bei Paolo Maldini wird es an ihm liegen zu entscheiden, wann und warum er mit dem Fußball aufhört. Er ist ein Übermensch."
Am Tag, als er Bergomis Rekord an Einsätzen in der Serie A brach, stand auf einem Plakat auf der Tribüne: "Pupi [Zanettis Spitzname], du bist am Onkel vorbeigezogen und schaust noch immer wie sein Neffe aus." Sein ehemaliger Mannschaftskollege Gianluca Pagliuca gratulierte ihm, auch wenn ein wenig Furcht dabei war: "Ich hoffe, du spielst nur noch zwei Saisons, ansonsten wirst du meinen Rekord von 592 Spielen brechen." Bislang hat es Zanetti auf 570 Spiele gebracht. Maldini schaffte in 25Jahren 647 Einsätze.
"All diese Rekorde sind etwas besonderes, aber zwei sind meine Favoriten", sagte Zanetti. "Dass ich Argentiniens Rekordnationalspieler bin, wenn man betrachtet, wie schwierig es ist, in einem Land wie meinem zu spielen, wo es andauernd neue Spieler gibt. Und der andere ist, bei Inter zwölf Jahre Kapitän zu sein und eine Rekordanzahl an Spielen bestritten zu haben, besonders für einen Ausländer, was wirklich herausragt."
Gibt es ein Geheimnis für eine solch andauernde Präsenz? "Ich verstehe keinen Spaß, wenn es um meine Fitness geht. Auch die Harmonie, die man daheim findet bei einer tollen Familie, hilft einem, sich nur auf den Fußball zu konzentrieren. Mein Geheimnis ist es, so intensiv wie möglich zu trainieren, mit dem gleichen Level an Intensität, die man in einem echten Spiel erlebt."
Das geht bei Zanetti sogar soweit, dass er selbst am Morgen seiner Hochzeit an einer Trainingseinheit der argentinischen Nationalmannschaft teilnahm. Es ist nicht ungewöhnlich, ihn auch während seines Urlaubs jeden Tag auf dem Trainingsgelände von Inter zu finden. Er kann einfach nicht einhalten. "Meine Mannschaftskollegen bei Inter machen sich beim Training über mich lustig. 'Heh, hör auf zu laufen, lass uns auch mal gewinnen', scherzen sie. Aber solange mein Körper mitmacht, werde ich weiterspielen."
Das ist eine modifizierte Fassung eines Artikels im Champions #54. Um den kompletten Artikel lesen zu können, melden Sie sich bitte hier an.