Türkei mit Hang zu Drama bei der EURO 2008
Sonntag, 15. Juni 2008
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Türkei - Tschechische Republik 3:2
In einem dramatischen Endspiel schoss Nihat Kahveci die Türkei mit zwei späten Treffern ins Viertelfinale.
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In einem außergewöhnlichen Endspiel in der Gruppe A gegen die Tschechische Republik in Genf schoss Nihat Kahveci die Türkei, die am Ende in Unterzahl spielte, mit zwei späten Treffern ins Viertelfinale der UEFA EURO 2008.
Jan Koller brachte die Tschechen in der 34. Minute mit einem strammen Kopfballtreffer in Front, bevor Jaroslav Plašil in der 62. Minute nach einer Flanke von Libor Sionko zum 2:0 einschoss. 15 Minuten vor dem Ende läutete Arda Turan mit einem Flachschuss in die kurze Ecke eine furiose Schlussphase der Türkei ein. Kurz vor dem Ende profitierte Nihat von einem kapitalen Fehler des tschechischen Torhüters Petr Čech.
Als sich alle schon auf eine Entscheidung durch Elfmeterschießen eingestellt hatten, jagte Nihat das Leder wenig später zum zweiten Mal ins gegnerische Gehäuse. In der Nachspielzeit wurde der türkische Torhüter Volkan Demirel vom Platz gestellt, nachdem er Koller umgestoßen hatte. Tuncay Şanlı ging ins Tor, wurde in den letzten Sekunden aber nicht mehr geprüft. Im Viertelfinale kann sich die Türkei jetzt auf das Duell mit Kroatien freuen.
Ins Spiel gingen die beiden Teams punkt- und torgleich, so dass ein Unentschieden für ein Novum gesorgt hätte: Erstmals hätte ein Elfmeterschießen darüber entscheiden müssen, wer nach der Gruppenphase ins Viertelfinale einzieht. Dieses Szenario wollten beide Trainer jedoch vermeiden.
Tschechiens Coach Karel Brückner entschied sich für Koller als Stoßstürmer, und dank seiner Lufthoheit erwischten die Tschechen den besseren Start. Tomáš Ujfaluši versorgte Koller ständig mit hohen Bällen, und der Stürmer legte ab auf Libor Sonko und Plašil. Die erste gute Chance hatte Sionko, der einen Freistoß von Marek Jankulovski am Tor vorbeiköpfte.
Koller sorgte immer für Gefahr, wenn die Tschechen den Vorwärtsgang einlegten. Zunächst köpfte er knapp über das Tor, dann bediente er Marek Matejovský, dessen Schuss von Volkan pariert wurde. Die Türkei hatte zu Beginn große Probleme, ins Spiel zu finden. Die erste Gelegenheit vergab Tuncay, dessen Schuss knapp am Tor vorbei ging. Es waren jedoch die Tschechen, die im ersten Durchgang den besseren Eindruck machten.
Belohnt wurden die Tschechen dann in der 34. Minute, als Zdeněk Grygera von der rechten Seite in den Strafraum flankte und Jan Koller seinen 55. internationalen Treffer köpfen konnte. Volkan war noch am Ball, konnte die verdiente Führung aber nicht verhindern. Man musste sich Sorgen machen um die Türkei, erschwerend kam der Umstand hinzu, dass die Tschechen noch nie ein Pflichtspiel verloren hatten, wenn Jan Koller getroffen hatte.
In der 62. Minute schien die Partie gelaufen zu sein. Nach einer weiteren tollen Flanke, dieses Mal von Sionko, rauschte Plašil heran und bezwang Volkan mit einer fantastischen Direktabnahme. Nach guten Chancen zu Beginn der zweiten Halbzeit auf glitschigem Untergrund durch Nihat und Tuncay schienen die zarten türkischen Hoffnungen auf Besserung zunichte gemacht.
Im vorangegangen Spiel dieser beiden Teams holte die Türkei mit zwei späten Treffern ein Unentschieden gegen Tschechien, aber es sah zunächst nicht so aus, als könnte sich Geschichte wiederholen, da die Tschechen auf ein drittes Tor drängten. Jan Polák traf aber nur den Pfosten.
Etwa eine Viertelstunde vor dem Ende keimte aber wieder Hoffnung auf, als Arda, der Siegtorschütze aus dem Schweiz-Spiel, nach Pass von Hamit Altintop verkürzen konnte. Jetzt rannten die Türken unermüdlich an und wurden belohnt. Ausgerechnet Weltklasse-Torhüter Čech ließ den Ball nach einer Flanke von Altintop aus den Händen gleiten, und Nihat staubte ab. Zwei Minuten später war es wieder Altintop, der Nihat bediente, und der türkische Kapitän jagte das Leder unter die Latte. Die Türkei trifft jetzt am Freitag in Wien auf Kroatien, den Sieger der Gruppe B. Neben Volkan fehlt auch der gesperrte Mehmet Aurélio.
Aufstellungen
Türkei: Volkan; Hakan Balta, Servet, Emre Güngör (63. Emre Aşik), Hamit Altıntop; Tuncay, Arda, Mehmet Aurélio, Mehmet Topal (57. Kazım-Richards); Semih (46. Sabri), Nihat (K)
Bank: Rüştü, Tolga, Gökhan, Emre Belözoğlu, Gökdeniz, Tümer, Uğur, Ayhan, Mevlüt
Trainer: Fatih Terim
Tschechische Republik: Čech; Jankulovski, Rozenhal, Ujfaluši (K), Grygera; Plašíl (80. Kadlec). Polák, Galásek, Matĕjovský (39. Jarolím), Sionko (85. Vlček); Koller
Bank: Blažek, Zítka, Kováč, Fenin, Svĕrkoš, Pospĕch, Baroš, Sivok, Skácel
Trainer: Karel Brückner
Schiedsrichter: Peter Fröjdfeldt (Schweden)
Man of the Match: Nihat Kahveci (Türkei)