Halbfinalkrimi der EURO 1984: Platini macht den Unterschied
Samstag, 4. Oktober 2003
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Frankreich - Portugal 3:2 n.V.
Frankreichs Kapitän Michel Platini bewahrte sein Team in Marseille mit dem Siegtreffer kurz vor Schluss vor dem Elfmeterschießen.
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Diese Partie war ohne Zweifel eines der dramatischsten Spiele in der Geschichte dieses Wettbewerbs und erinnerte in vielerlei Hinsicht an das berüchtigte WM-Halbfinalspiel der FIFA-Weltmeisterschaft 1970 zwischen Italien und der Bundesrepublik Deutschland. Auch dieses Mal fielen in der Verlängerung einige Tore, ehe Michel Platini kurz vor dem Ende den Siegtreffer erzielte.
Die ersten 20 Minuten waren durch eine Vielzahl kleinerer Fouls geprägt und eines dieser Fouls von Antiónio Frasco an Platini führte dann auch zum ersten Treffer. Der Kapitän der Franzosen täuschte einen Schuss an, überließ den Freistoß dann aber seinem Kollegen Jean-François Domergue, der den Ball wuchtig über den Kopf von João Pinto in die Maschen jagte.
Zwar setzte Portugal, neben Rui Jordão, auch wieder auf einen zweiten Stürmer, doch das Geschehen spielte sich vornehmlich auf der anderen Seite ab. Zu Beginn der zweiten Hälfte musste Manuel Bento dann sowohl gegen Luis Fernandez als auch gegen Platini in höchster Not retten, ehe er dann noch zweimal gegen Alain Giresse parieren musste. Angetrieben vom überragenden Platini lief das Spiel nur in eine Richtung.
Aber die Portugiesen gaben sich nicht auf, schließlich galt es nur ein Tor aufzuholen. Nach einer Flanke von Fernando Chalana erzielte Jordão mit einem Kopfball sein erstes Tor in diesem Turnier. Nachdem Bento zum wiederholten Mal in letzter Sekunde vor Platini geklärt hatte, lenkte er auch den Nachschuss von Didier Six noch an die Latte. Der Keeper, der zwei Tage zuvor seinen 36. Geburtstag gefeiert hatte, war der einzige Portugiese, der sich mit aller Macht gegen die drohende Niederlage stemmte.
Sein Gegenüber Joël Bats stand vor allem in der Verlängerung im Mittelpunkt, als er einige Schüsse von Nené grandios abwehrte. Zu diesem Zeitpunkt lag Frankreich sogar mit einem Tor im Rückstand. Wieder war es Chalana, der auf Jordão flankte, ehe dieser den Ball dann in der oberen Torecke versenkte. Doch die Franzosen gaben nicht auf und warfen alles nach vorne. Sechs Minuten vor dem Ende waren dann zwei Verteidiger am Ausgleichstreffer beteiligt. Domergue fand Yvon Le Roux, dessen Pass Platini erreichte. Dieser spielte den Ball wiederum nach links, wo Domergue nur noch einzuschieben brauchte.
Portugal wollte sich jetzt in ein Elfmeterschießen retten, doch die Équipe Tricolore unternahm einen letzten Versuch, um das Spiel noch in der Verlängerung über die Bühne zu bringen. Jean Tigana erkämpfte sich den Ball nach einem misslungenen Pass und sprintete an einem Verteidiger vorbei bis zur rechten Torauslinie, ehe er das Leder flach in die Mitte brachte. Bento verpasste die Hereingabe und Platini konnte den Ball annehmen und unter dem frenetischen Jubel der Zuschauer ins leere Tor schieben.
Das Bild von Platini, der mit ausgebreiteten Armen vor einem Meer von französischen Fahnen die Seitenlinie entlangsprintete, wurde zum Sinnbild dieses Turniers. Die Portugiesen hatten ehrenvoll verloren, doch verdienter Sieger waren an diesem Tag die Franzosen um Platini und den unermüdlichen Tigana, der an diesem Tag seinen 29. Geburtstag feierte.
Aufstellungen
Frankreich: Bats; Domergue, Bossis, Le Roux, Battiston; Giresse, Platini (K), Tigana, Fernández; Six (104. Bellone), Lacombe (66. Ferreri)
Bank: Michel Hidalgo
Portugal: Manuel Bento (K); Álvaro, Eurico, Lima Pereira, João Pinto; Chalana, Sousa (62. Nené), Jaime Pacheco, Frasco; Diamantino (46. Fernando Gomes), Jordão
Trainer: Fernando Cabrita
Schiedsrichter: Paolo Bergamo (Italien)