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Panenkas Geniestreich entthront den Titelverteidiger

Tschechoslowakei - Bundesrepublik Deutschland 2:2 (Tschechoslowakei gewinnt 5:3 nach Elfmeterschießen)
Ein dramatisches Finale endete nach dem wohl berühmtesten Elfmeter der Fußballgeschichte mit einer Niederlage für die DFB-Elf.

Highlights: Tschechoslowakei schockt Deutschland 1976

Wie schon im Halbfinale gegen Jugoslawien, so konnte auch hier die DFB-Elf einen Zwei-Tore-Rückstand wettmachen und sich in die Verlängerung retten. Dieter Müller und Bernd Hölzenbein, in der Schlusssekunde, hatten die Treffer von Ján Švehlík und Karol Dobiaš ausgeglichen.

Da Franz Beckenbauer und Co. trotz des Rückenwindes durch den späten Ausgleich in der Verlängerung kein Tor mehr schafften, ging dieses Finale als erstes Endspiel der Turniergeschichte ins Elfmeterschießen. Die ersten sieben Strafstöße fanden ihr Ziel, dann jagte Uli Hoeneß den Ball in den Nachthimmel von Belgrad. Das letzte Wort hatte Antonín Panenka mit einem Coup der ganz besonderen Art.

Wissenswertes zur EURO 1976

Der Titelverteidiger startete denkbar schwach, Berti Vogts verlor schon nach acht Minuten unbedrängt den Ball und Koloman Gögh zwang Sepp Maier zu einer Parade. Zdeněk Nehoda schnappte sich dann den abgewehrten Ball auf der rechten Seite, flankte in die Mitte und der heranstürmende Švehlík drückte das Leder aus wenigen Metern ins Netz.

Gerade als die Deutschen stärker wurden, foulte Hans-Georg Schwarzenbeck Gögh. Der folgende Freistoß von Marián Masny wurde nur unzureichend geklärt und Dobiaš schoss das Leder aus spitzem Winkel an Maier vorbei zum 2:0 ins deutsche Tor.

Toptorjäger der EURO 1976: Dieter Müller

Doch drei Minuten später gab der Welt- und Europameister ein erstes Lebenszeichen von sich. Rainer Bonhof flankte auf Dieter Müller, der mit einem akrobatischen Volleyschuss das Tornetz der Tschechoslowaken vor eine ernsthafte Probe stellte. Franz Beckenbauer trieb sein Team nun unermüdlich nach vorne, doch im Tor der Tschechoslowaken stand ein schier unüberwindlicher Ivo Viktor.

Der 34-Jährige verhinderte mit zahlreichen Glanzparaden den längst fälligen Ausgleich, Heinz Flohe scheiterte ebenso am eher klein gewachsenen Schlussmann wie kurz darauf Bonhof mit einem Freistoß. Als alle schon mit dem Schlusspfiff rechneten, gelang es Hölzenbein doch noch per Kopf, den famosen Viktor nach einer Ecke von Bonhof zu bezwingen. In der Verlängerung fiel kein Tor mehr, das Elfmeterschießen musste also entscheiden.

Nachdem Hoeneß mit dem vierten deutschen Strafstoß die Flugzeuge über Belgrad in Gefahr gebracht hatte, konnte Panenka das Finale entscheiden. Und das tat er in unnachahmlichem Stil, der ihn für immer unsterblich machte. Nach ein paar Schritten Anlauf wartete er, bis sich Maier für ein Eck entschieden hatte und chippte den Ball schließlich mit aufreizender Lässigkeit in die leere Tormitte. "Hätte es darauf ein Patent gegeben, hätte ich mir den Elfmeter patentieren lassen", scherzte er später.

Stimmen

Antonín Panenka, Mittelfeldspieler Tschechoslowakei: "Nach dem Training bin ich immer noch eine Weile mit dem Torwart auf dem Platz geblieben und wir haben Elfmeter geübt. Wir haben um einen Schokoriegel oder ein Glas Bier gewettet. Da er ein richtig guter Torwart war, musste ich viel Geld bezahlen. Manchmal habe ich mir vor dem Schlafengehen Gedanken gemacht, wie ich ihn überlisten kann.

Also kam ich auf folgende Idee: Wenn ich den Schuss verzögere und ihn nur leicht chippe, kann ein Torwart, der sich für eine Ecke entscheidet und abtaucht, nicht wieder in die Luft springen. Ich begann langsam, es zu testen und in der Praxis anzuwenden. Als Nebeneffekt begann ich Gewicht zuzunehmen, weil ich die Wetten gewann. Zunächst habe ich es nur in Freundschaftsspielen und unteren Ligen angewendet, aber irgendwann hatte ich es soweit perfektioniert, dass ich es auch in der Meisterschaft einsetzen konnte. Der Höhepunkt war, als ich es bei der Europameisterschaft verwendete. Es war der einfachste Weg, ein Tor zu erzielen."

Aufstellungen

Tschechoslowakei: Viktor; Dobiaš (94. Veselý), Čapkovič, Ondruš (K), Pivarník, Gögh; Panenka, Móder, Švehlík (80. Jurkemík); Masný, Nehoda
Bank: Biros, Gallis, Vencel
Trainer: Václav Ježek

BR Deutschland: Maier; Vogts, Dietz, Schwarzenbeck, Beckenbauer (K); Bonhof, Hoeness, Beer (80. Bongartz); Wimmer (46. Flohe), Müller, Hölzenbein
Bank: Nogly, Kaltz, Kargus
Trainer: Helmut Schön

Schiedsrichter: Sergio Gonella (Italien)