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Löw und die Frage des Gleichgewichts

Am Samstag liegt die Messlatte für die DFB-Elf so hoch, dass Joachim Löw von einer "wahnsinnigen" Vorfreude spricht. Der Bundestrainer stürzt sich kopfüber in die Detailarbeit.

Joachim Löw: "Italien ist besser als noch 2012"
Joachim Löw: "Italien ist besser als noch 2012" ©AFP/Getty Images

Zwischen dem Abpfiff des Achtelfinalsieges von Italien gegen Spanien und dem Beginn der Pressekonferenz im DFB-Teamquartier lagen knapp 15 Stunden. Dem Bundestrainer merkte man aber genau an, dass er in dieser Zeit schon mehrfach das Duell mit der Squadra Azzura im Kopf durchgespielt hatte.

"Es sind nicht mehr die Italiener, die man [von früher] kennt", meinte Joachim Löw und schob einer Catenaccio-Diskussion gleich einen Riegel vor. "Man hat davon gesprochen, dass die Italiener nur Wert auf die Defensive legen. Die Wahrheit ist eine andere. Es wird ein hoch interessantes und brisantes Spiel, auf das ich mich persönlich wahnsinnig freue."

Warum beim Bundestrainer das Herz höher schlägt, wenn er an den Samstagabend in Bordeaux denkt? Weil es für ihn die größte Herausforderung seit dem WM-Titelgewinn ist.

Wenn Italiens Trainer Antonio Conte davon spricht, dass eine "außergewöhnliche Leistung" gegen Deutschland nicht reichen wird, sondern eine "super-außergewöhnliche" Vorstellung von Nöten ist,  gilt das auch für die deutsche Nationalelf.

Löw zeigte sich beeindruckt von der "Mischung aus Erfahrung und Klasse", denn damit habe Italien "die Grundvoraussetzung, um ein Turnier zu gewinnen." Somit wird sich nach vier Spielen der EURO zeigen, wie gut die deutsche Mannschaft wirklich ist.

"Wir müssen uns nochmals steigern", sagte Löw angesprochen auf die Vorstellungen gegen Nordirland und die Slowakei. "Das war nicht der Maßstab, wenn man dieses Turnier gewinnen will. Aber ich habe ein gutes Gefühl für das Wochenende. Wegen unserem Teamgeist, der Einstellung und unserem Auftreten."

Zwei Systemfragen scheinen jetzt ganz besonders in den Vordergrund zu rücken: Wie wird die DFB-Elf die dynamischen Konter von Italien unterbinden? Und wie effizient schafft man im letzten Drittel Zwischenräume, wo der Gegner laut Löw "manchmal keinen Zentimeter Platz" lässt?

"Es wird jetzt noch schwieriger, das Gleichgewicht zwischen Angriff und Verteidigung zu finden", betont der Bundestrainer. "Da müssen wir schon noch ein wenig tüfteln im Trainerteam."

Ganz konkret sieht Löw die Partie so ablaufen: "Vielleicht wird es so sein, dass sie uns mehr Ballbesitz überlassen. Das machen sie manchmal bewusst. Manchmal werden sie uns vielleicht früh pressen. Wir müssen vermeiden, dass die Italiener so kontern wie gegen Spanien."

Möglicherweise kommt es deshalb zu personellen Wechseln. Man kann sich gut vorstellen, dass bei Löws Abwägung der Risikobereitschaft in den kommenden Tagen viele Espressos draufgehen werden.

Gegen konterstarke Mannschaften wie die Ukraine und Polen hatte Löw auf Benedikt Höwedes als starken Zweikämpfer gesetzt, doch ohne Joshua Kimmich würde auf der rechten Seite offensiver Esprit fehlen.

Weiter vorne könnte Löw (wie beim 4:1-Testspielsieg gegen Italien vor drei Monaten) wieder auf Mario Götze anstelle von Mario Gomez setzen, wenn er nicht daran glaubt, dass über Flanken gegen Italiens kopfballstarke Innenverteidigung viel auszurichten ist.