"Die Zeit der Zettel ist vorbei" - Wie der DFB mit Daten umgeht
Donnerstag, 9. Juni 2016
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Bei der UEFA EURO2016 profitiert die deutsche Nationalmannschaft mehr denn je von der Datenanalyse. Die Bandbreite der Auswertung ist riesig.
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"Es wird im Fußball Entwicklungen geben, bei denen wir vorneweg gehen wollen." Oliver Bierhoff hat vor dem Turnierstart erneut bekräftigt, warum das Filtern von Big Data einen immer größeren Stellenwert hat. Man müsse dies zwingend tun, "wenn wir uns verbessern wollen", erklärte der Manager der Nationalmannschaft.
Und so funktioniert's
Mithilfe des Technologiepartners SAP werden teils über Jahre gesammelte Daten gefiltert, ausgewertet und schließlich mit relevanten Personen in komprimierter Weise geteilt. Trainer, Spieler und Betreuer profitieren davon in Frankreich vor Ort, langfristig erhofft man sich von der Analyse innovative Herangehensweisen in jedem erdenklichen Bereich.
Aber wie hilft die Zahlenanalyse dem Bundestrainer konkret? Subjektive Wahrnehmungen werden durch Daten entweder unterstützt oder widerlegt. Wie rasant entwickelt sich das Tempo im Fußball wirklich? Welche gegnerischen Spieler werden im Aufbau bei welchem System vorrangig als Taktgeber eingesetzt? Gibt es bei gewissen Trainingsbelastungen mehr muskuläre Verletzungen als bei anderen?
Aber auch individuelle Analysen wie die Laufintensität einzelner Spieler ergeben Werte, die vielleicht helfen können. Zu 100 Prozent gültige Schlüsse lassen sich nie daraus ziehen, es geht nur darum, Muster zu erkennen. Vor allem im weiteren Turnierverlauf, so Bierhoff, "wird die Analytik der anderen Mannschaften immer bedeutender und in den Vordergrund rücken."
Anwendung finden die Erkenntnisse auch direkt vor einer Partie, etwa wenn sich bei Veröffentlichung der Aufstellung herausstellt, dass der Gegner in einer anderen Formation als erwartet aufläuft. Mithilfe einer App, die ein wenig an Fantasy Football erinnert, können sich Spieler die wichtigsten Informationen holen, um sich auf den Gegenspieler einzustellen.
Apropos Fantasy - schon gespielt?
DFB-Scout Christofer Clemens: "Die Zeit der Zettel ist vorbei. Per Videobild bekommt ein Spieler so einen visuellen Eindruck - und ein Bild sagt mehr als tausend Worte. So erhalten wir einen entscheidenden Mehrwert in der unmittelbaren Situation vor dem Spiel." Die Spieler bekommen die Daten natürlich gefiltert und so aufbereitet, dass sie nicht mit Informationen überladen werden.
Nach einer Partie können die gesammelten Werte den Athletiktrainern helfen, die Trainingsbelastung besser zu steuern. Je größer die Datenbank, desto zuverlässiger die Informationen. In den nächsten Jahren wird das Thema immer mehr an Bedeutung gewinnen, so Bierhoff. "Wir bringen die Daten in die Jugendentwicklung ein. Es steckt unglaublich viel Potenzial dahinter und es wird spannend zu sehen, wo die Reise hingeht. "