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Saúl Ñíguez: Einmal Hölle und zurück

"Ich sagte zu ihm, 'Vater, ich bin ein Stier. Ich werde das und noch viel mehr überstehen'." Vor dem Viertelfinal-Duell gegen Leicester spricht Saúl Ñíguez von Atlético über die Verletzung, die fast seine Karriere beendet hätte.

Saúl Ñíguez: Einmal Hölle und zurück
Saúl Ñíguez: Einmal Hölle und zurück ©Getty Images

Es passierte vor zwei Jahren, wenige Augenblicke vor der Halbzeitpause im Achtelfinale Atléticos bei Bayer Leverkusen. Kyriakos Papadopoulos und Saúl Ñíguez kämpften um den Ball, als der Spanier plötzlich zusammensackte. Seine Beschwerden waren für alle sichtbar, die Sorge stand allen Spielern beider Mannschaften ins Gesicht geschrieben. Ein Krankenwagen raste anschließlich durch die Straßen von Leverkusen. Schnell kam die Diagnose: Nierentrauma mit Bluterguss.

Ich erinnere mich an alles, was geschehen ist: wo ich gefallen bin, wie ich mich übergeben habe, die Krämpfe, wie man mich auf die Trage gelegt hat, die Teamkollegen, die mich dann [im Krankenhaus] besucht haben, und so weiter. Als wir in dieser Saison wieder in Leverkusen spielten, bin ich exakt an den Ort zurückgekehrt, wo ich fast alles verloren hätte.

Zu dieser Zeit hatte ich das Gefühl, als würde die Welt untergehen, bis ich meinen Vater sah. Als er an meiner Seite war, habe ich mich nicht mehr schlecht gefühlt. Ich jammerte nicht mehr, sondern versuchte lieber, ihm seine Sorgen zu nehmen. Ihn weinen zu sehen, war das Schlimmste für mich. Ich sagte zu ihm, "Vater, ich bin ein Stier. Ich werde das und noch viel mehr überstehen." Er versuchte, sich zu beruhigen, und lachte. Aber ich konnte fühlen, dass er immer noch sehr besorgt war.

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Mein Vater war immer da. Er kam jeden Tag aus Elche zu mir [etwa 850 Kilometer]. Er versucht, so viele Spiele zu sehen wie möglich, wenn immer es sich nicht mit denen meiner Brüder überschneidet. Immer, wenn ein Spiel für mich wichtig ist, ist er da. Er ist immer für mich da und geht für mich durch dick und dünn.

Nach einer unglaublich kurzen Zeit von nur sechs Wochen ist der damals 20-Jährige wieder fit. Es war aber noch lange nicht das Ende der Leidensgeschichte. In den folgenden zwei Jahren spielte er mit extremen Schmerzen.

Zwei Jahre lang spielte ich mit einem Dauerkatheter, in jedem Spiel und bei jedem Training. In meinem Urin war Blut - es war gefährlich, ich hatte stechende Schmerzen. Ich habe meine Gesundheit aufs Spiel gesetzt, um für Atlético zu spielen und meine Träume zu erfüllen. Ich durfte einfach nicht aufhören zu hoffen.

Ich durfte meinen Platz in der Mannschaft nicht verlieren. Deshalb habe ich so lange gespielt, bis ich es nicht mehr aushielt. Mein Vater fragte mich, ob ich verrückt sei. Ich antwortete ihm, dass ich mir diese Gelegenheit, diesen Traum, nicht entgehen lassen dürfe - nur wegen dieses einen Vorfalls. Ich habe alles gegeben. Doch dann kam der Punkt, an dem ich es nicht mehr ertragen konnte.

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Saúl muss immer noch regelmäßig zur Kontrolle, auf und abseits des Platzes aber ist von dieser Beeinträchtigung nichts zu spüren. Zu Beginn dieser Saison feierte er sein Debüt in der spanischen Nationalmannschaft. Im Februar dann der nächste Meilenstein: Die Rückkehr nach Leverkusen, nachdem beide Mannschaften wieder im Achtelfinale einander zugelost wurden.

Diese Rückkehr war wirklich emotional. Ich habe mich an alles erinnert, was ich damals durchgemacht habe. Ich habe mir gesagt, jetzt bin ich wieder da, wo ich alles hätte verlieren können, aber dass ich daraus stärker und besser hervorgegangen bin, als Stammspieler bei den Profis. Das erste Spiel damals war mein Startelf-Debüt in der Champions League. Bei meiner Rückkehr ist mir dann das Unfassbare gelungen.

Als ich das Tor geschossen habe, fühlte ich mich unglaublich erleichtert. Das war so emotional für mich - als würde eine Zentnerlast von meinen Schultern fallen. Das Tor gegen die Bayern in der vergangenen Saison war großartig. Aber es war nicht so emotional wie das gegen Leverkusen, aufgrund der ganzen Vorgeschichte.

©AFP/Getty Images