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Technischer Bericht der Champions League 3: Taktik in K.-o.-Spielen

Im dritten Teil des neuen Technischen Berichts zur UEFA Champions League erklärt das Expertengremium, wie sich die Taktik in den K.-o.-Spielen im Vergleich zur Gruppenphase veränderte.

Julian Draxler konnte sich gegen Gent als Torschütze auszeichnen
Julian Draxler konnte sich gegen Gent als Torschütze auszeichnen ©Getty Images

"Wenn wir uns schon nach Trends umschauen, sollten wir auch einen Blick auf Coaching-Themen werfen", schlug Peter Rudbæk bei der Zusammenkunft am Tag nach dem Endspiel vor.

"Die Gruppenphase ist das eine – die K.-o.-Runden etwas völlig anderes. Und das Endspiel ist noch einmal eine ganz besondere Geschichte. Ich glaube, diese spezielle Erfahrung, die man in der Champions League macht, ist ein wichtiges Plus für einen Trainer."

Die Punkte, die im Zusammenhang mit den langen Pässen der Torhüter angesprochen wurden, stehen auch im Zusammenhang mit der Frage, ob hohes Pressing gegen die Innenverteidiger sinnvoll ist und inwieweit Energie darauf verwendet werden sollte, den Torhüter unter Druck zu setzen, um den Gegner zu langen Bällen zu zwingen und so ein konstruktives Aufbauspiel von hinten heraus zu unterbinden.

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Je weiter der diesjährige Wettbewerb fortschritt, desto mehr gewann die Risikovermeidung die Oberhand über Elan und Abenteuerlust.

Zu einem K.-o.-Runden-Hinspiel vermerkte einer der technischen Beobachter: "Zu Beginn des Spiels pressten sie hoch und zwangen den Gegner zu vielen Ballverlusten in der eigenen Hälfte, ohne dass der gewonnene Ballbesitz jedoch in klare Chancen umgemünzt werden konnte. Dies lag zum einen an der guten Verteidigungsarbeit des Gegners, und zum anderen daran, dass die Mannschaft nicht gewillt war, mit allzu vielen Männern aufzurücken und anzugreifen. Es ging ihnen vorrangig darum, die Formation und den Abwehrverbund aufrecht zu erhalten und keine Konter zuzulassen. Die einzigen Torchancen des Gegners entstanden aus Eckbällen."

Der Bericht zum Auswärtsspiel einer anderen Mannschaft enthielt die folgende Beobachtung: "Sie zeigten sich solide im Ballhalten, aber ihre Mittelfeldspieler blieben den ganzen Abend über hinter dem Ball. Da zu wenige Spieler zum Angriff mit aufrückten, hatten sie andererseits keine Probleme beim Umschaltspiel nach hinten und konnten Gegenstöße konsequent vermeiden."

Dennoch fanden sich unter den Topteams auch Verfechter des hohen Pressings und der frühen Ballrückeroberung. Barcelona und Bayern hatten sich ganz dieser Doktrin verschrieben, ebenso PSG unter Laurent Blanc.

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Bei einer der Partien gegen Manchester City notierten die technischen Beobachter: "Bei Ballverlust geht PSG sofort über zum Pressing. Matuidi und Rabiot im Mittelfeld sorgten für viel Schwung. Problematisch war hingegen das Umschaltspiel nach hinten, weshalb das Team auf die Defensivstärke von Thiago Silva und David Luiz im Eins-gegen-Eins vertrauen musste."

Wolfsburg profitierte in der Achtelfinalpartie in Gent ebenfalls von dieser Philosophie. Das 2:0 durch Julian Draxler war ein Idealbeispiel für Erfolg durch hohen Ballgewinn. Benfica zeigte sich ebenfalls aggressiv im kollektiven Pressing im Mittelfeld und kam dank abgefangener Bälle und frühem Ballgewinn immer wieder zu Kontermöglichkeiten.

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Wie Gent war auch Zenit bereit, mit mehreren Spielern aufzurücken, was sie allerdings von Zeit zu Zeit verwundbar machte für schnelle Konter oder eine plötzliche Überzahl auf einem der Flügel. Letztlich besteht die Frage darin, ob Teams, die Risiken zu vermeiden suchen, erfolgreicher sind.

Diego Simeone sagte nach dem Finale: "Real Madrid war besser, weil sie gewonnen haben. Die Mannschaft, die gewinnt, ist immer die beste."

Shakhtar-Trainer Mircea Lucescu gab sich indes vorsichtiger: "Wir müssen aufpassen, wie weit wir gehen wollen in unserem Bestreben zu gewinnen, ohne die spielerische Qualität zu stark zu vernachlässigen."

Dieser Artikel ist auch im neuen Technischen Bericht zur UEFA Champions League 2015/16 abrufbar: Hier geht's zum Download.

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