Rangnick setzt auf eigene Spielweise

"Ich werde hier sofort gebraucht", lautete die Quintessenz der Aussagen des Mannes, der von September 2004 bis Dezember 2005 schon einmal die Verantwortung auf Schalke trug. Angesichts der biederen Darbietung bei der 0:2-Niederlage beim Tabellenzweiten Bayer 04 Leverkusen am Wochenende ist das eine durchaus nachvollziehbare Sicht der Dinge.

"Es ist ja kein Geheimnis, dass ich eigentlich vorhatte, erst ab 1. Juli mit einer neuen Trainerstation zu beginnen. Als klar war, dass es keine Möglichkeit gibt, dass Felix Magath die Mannschaft bis zum Ende der Saison trainiert, galt es abzuwägen: Sollte ich sofort beginnen oder soll auf einen Interims-Trainer gesetzt werden. Dabei hat sich herauskristallisiert, dass ich sofort gebraucht werde", sagte Rangnick.

Der 52-Jährige stellt seiner neuen Mannschaft, die in der Liga auf Rang zehn steht, kein gutes Zwischenzeugnis aus, trotz Einzugs in das Endspiel des DFB-Pokals und das Viertelfinale der UEFA Champions League, wo man auf Titelverteidiger FC Internazionale Milano treffen wird. "Der Spiegel des Leistungsvermögens ist die Bundesliga-Tabelle. Diese besitzt Aussagekraft im Hinblick auf einen realistischen Leistungsstand. Bei Schalke hat es natürlich auch immer Ausreißer nach oben gegeben, in deren Rahmen das Team Spiele gemacht hat, die man nicht für möglich gehalten hätte. In der Champions League holte die Mannschaft 17 von 24 möglichen Punkten. Aber es hat auch Ausreißer nach unten gegeben. Einer davon war das Spiel bei Bayer Leverkusen."

Das Augenmerk Rangnicks gilt erst einmal dem kommenden Ligaspiel beim FC St. Pauli am 1. April, denn zwei Siege, so die Hochrechnung des Trainers, müssen in der Bundesliga auf jeden Fall noch her, um nicht mehr in den Abstiegstrudel zu geraten. Außerdem sollen Deutschlands Nationaltorwart Manuel Neuer und Mittelfeldspieler Jefferson Farfán unbedingt über diese Saison hinaus gehalten werden, gab der neue Trainer bekannt, der gleichzeitig sagte, dass der Kader für die kommende Saison verkleinert werden wird. "Wir wollen in den nächsten Wochen erfolgreich spielen und darüber hinaus eine Spielweise entwickeln, bei der man erkennen kann, dass ein echtes Team auf dem Platz steht. Wenn die Fans das registrieren, sind sie für uns der zwölfte Mann und eine richtige Waffe", fügte der Schwabe hinzu.

Auch Manager Horst Heldt begrüßte den vorgezogenen Arbeitsbeginn Rangnicks: "Dass er bereits jetzt und nicht erst im Juli sein Amt antritt, ist genau richtig. Man hat zuletzt in Leverkusen gesehen, dass unsere Mannschaft derzeit in keiner einfachen Situation ist. Ralf Rangnick hat seinerzeit beim VfB Stuttgart eine hervorragende Jugendabteilung aufgebaut, aus der viele große Spieler hervorgegangen sind: etwa Sami Khedira, Mario Gomez und Serdar Tasci." Sollte ihm Ähnliches auch in Schalke gelingen, dürfte den Königsblauen eine positive Zukunft bevorstehen.