Verletzungsstudie gibt wichtige Aufschlüsse
Dienstag, 9. März 2010
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Die UEFA-Verletzungsstudie läuft mittlerweile seit neun Jahren, das heißt, dass eine solide Datengrundlage vorliegen sollte, um wichtige Informationen zu liefern und Trends zu entdecken.
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Die UEFA-Verletzungsstudie läuft mittlerweile seit neun Jahren, das heißt, dass eine solide Datengrundlage vorliegen sollte, um wichtige Informationen zu liefern und Trends zu entdecken. Seit dem Start dieser Studie hat Professor Jan Ekstrand das Projekt im Namen der Medizinischen Kommission der UEFA koordiniert. Ekstrand ist selber Vizepräsident dieser Kommission und hat in seiner langjährigen Laufbahn als Sportmediziner zum Beispiel über 100 Länderspiele als Mannschaftsarzt der schwedischen Nationalmannschaft hinter sich.
"Die Studie hat sich in den letzten neun Jahren enorm weiterentwickelt", meint er. "Am Anfang war es nicht immer einfach, die Spitzenvereine davon zu überzeugen, an diesem Projekt teilzunehmen. Sie sahen damals keinen Nutzen für sich. Heute hat sich die Situation geändert, und viele Klubs würden gerne zu den 23 stoßen, die derzeit an dem Projekt teilnehmen. Einige Teams, die von Beginn an dabei waren, haben uns seit neun Jahren Monat für Monat detaillierte Informationen zukommen lassen – und zwar nicht, um der UEFA einen Gefallen zu tun. Sie haben gemerkt, dass sie selbst einen großen Nutzen daraus ziehen können."
Ein greifbarer Nutzen der paneuropäischen Studie, die mehr als 11.000 Verletzungen unter die Lupe genommen hat, ist, dass die Klubs ihre sportlichen Leistungen mit dem medizinischen Aufwand in Verhältnis setzen können. Ekstrand erklärt, "die Klubs vertrauen uns und verlassen sich zu hundert Prozent auf unsere Vertraulichkeit. Wir übermitteln ihnen zudem vier Mal im Jahr ein sehr exaktes Feedback. Zunächst erhält ein Klub eine genaue statistische Auswertung seiner Verletzungssituation. Das würden sie normalerweise selbst abhandeln. Was sie aber nicht haben, sind Informationen, wie sie im Verhältnis zu anderen Klubs ihres Landes abschneiden. Unsere Berichte schlüsseln die Statistik in bestimmten Bereichen auf, wie zum Beispiel Muskel- oder Bänderverletzungen, damit die Klubs ihre eigenen Stärken und Schwächen sehen und entscheiden können, auf welchen Gebieten sie noch mehr tun müssen."
Dieses Schema, das sich ursprünglich auf eine Reihe von Topklubs konzentrierte, wurde im Laufe der Jahre auf die Endrunden aller UEFA-Wettbewerbe für Nationalmannschaften ausgedehnt, darunter auch die Futsal-Endrunden und die letzten zwei Endrunden der UEFA-Europameisterschaft für Frauen. "Beim Frauenfußball ist das Verletzungsrisiko fast dasselbe", weiß Ekstrand zu berichten, "aber die Gründe für die Verletzungen können verschieden sein. Wenn wir zum Beispiel einen Zusammenprall bezüglich der aufeinandertreffenden Masse und Schnelligkeit analysieren, fällt auf, dass es bei den Männern viele Brüche gibt, wohingegen es bei den Frauen oft mit Prellungen abgeht."
Die Daten der letzten neun Jahre haben zu Interpretationen geführt, die als Diskussionsgrundlage bei zahlreichen Sitzungen der Medizinischen Kommission und des Medizinischen Symposiums der UEFA dienten. "Meine persönliche Meinung ist", sagte Ekstrand, "dass es auf höchstem Niveau nicht ausreicht, den Spielern ein Trainingsprogramm in die Hand zu drücken, das sie vor Verletzungen schützen soll. Es ist auch wichtig, auf ihre Trainings- und Spielintensität zu achten. Deshalb bin ich zu der Meinung gelangt, dass nicht unbedingt die medizinische Abteilung in vorderster Front für die Verhinderung von Verletzungen zuständig ist. Die Klubs, die in den letzten Jahren am meisten von Verletzungen verschont geblieben sind, haben immer großen Wert auf einen engen Kontakt zwischen dem Trainerstab, dem Manager und sogar dem Vorstand gelegt."
Gefragt nach einem Resümee der letzten neun Jahre und seinem Wunsch für die Zukunft, antwortete Ekstrand, "wir haben viele Ziele erreicht, aber vielleicht können wir künftig noch mehr Klubs dazu bewegen, an unserer Studie teilzunehmen. Und es gibt eine klare Botschaft an alle. Die Leute behaupten oft, das Verletzungsrisiko steige ständig an. Doch die Zahlen der letzten neun Jahre beweisen eindeutig, dass dies nicht stimmt."