Fünfter Benchmarking-Bericht zur Klublizenzierung
Montag, 4. Februar 2013
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Die UEFA hat ihren fünften Benchmarking-Bericht zur Klublizenzierung im europäischen Fußball veröffentlicht. Nach der Einführung des finanziellen Fairplays der UEFA erscheint dieser Bericht zu einem besonders wichtigen Zeitpunkt.
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Die UEFA hat ihren fünften Benchmarking-Bericht zur Klublizenzierung im europäischen Fußball veröffentlicht. Darin werden mehr als 670 Erstligavereine der 53 UEFA-Mitgliedsverbände analysiert.
Der Jahresbericht über die Lage des europäischen Vereinsfußballs umfasst 124 Seiten und ist in vier Sprachen veröffentlicht worden (auf Englisch, Französisch, Deutsch und Russisch). Der Bericht erscheint zu einem ganz wichtigen Zeitpunkt im europäischen Vereinsfußball, da die UEFA Maßnahmen zum finanziellen Fairplay eingeführt hat, um die finanziellen Probleme bei vielen europäischen Klubs zu verbessern.
Der Bericht liefert die breiteste und umfassendste verfügbare Untersuchung zur finanziellen Lage des Klubfußballs, basierend auf über 3 000 detaillierten Jahresabschlüssen aus den letzten fünf Jahren, und bringt die Stärken und Schwächen der Klubfußballfinanzen in ganz Europa ans Licht.
Erstmals umfasst der Benchmarking-Bericht einen ganzen Teil zu den UEFA-Klubwettbewerben und den daran teilnehmenden Vereinen, einschließlich Analysen zur Situation der Klubfinanzen mit Blick auf die Vorschriften zum finanziellen Fairplay. Neben einer Analyse der finanziellen Zuwendungen seitens der UEFA-Vereinswettbewerbe für die Klubfinanzen findet sich hier auch eine spezielle Untersuchung der letzten beiden Jahrzehnte der wichtigsten UEFA-Vereinswettbewerbe; der UEFA Champions League und der UEFA Europa League/UEFA-Pokal und den 578 unterschiedlichen Vereinen, die in diesem Zeitraum daran teilgenommen haben.
Verständlicherweise konzentriert sich der Bericht auf finanzielle Aspekte, aber es gibt auch andere Themen des europäischen Fußballs. So gibt es europaweite Analysen zu verschiedensten Angelegenheiten, inklusive Stadion-Auslastung und Trends, nationale Ligenstrukturen, Länge der Amtszeiten von Trainern und Eigentumsrechte von Stadien.
Der Bericht wird optisch so dargestellt, dass man viele Tabellen und Informationen im Frage-Antwort-Stil vorfindet. Eine Frage bezieht sich zum Beispiel darauf, warum meist die gleichen Klubs in UEFA-Vereinswettbewerben mitwirken. Eine Analyse der letzten vier Dreijahres-Wettbewerbszyklen hat ergeben, dass sich nur zehn Vereine in allen drei Jahren für die Gruppenphase der UEFA Champions League qualifizieren konnten, im Vergleich zu 15 bis 17 Klubs in den vorangegangenen Zyklen. In einer weiteren Frage beschäftigt sich der Bericht mit der These, ob das Rekordniveau der Verluste nur daran liegt, weil die "reichen" Vereine noch größere Verluste machen, oder ob der unerwünschte Trend tiefgreifendere Gründe hat.
In den weiteren Kapiteln des Reports geht es um Details bei den Klubfinanzen, und zwar europaweit, national sowie bei individuellen Vereinen. Dabei wird eine positive Botschaft wiederholt: Der Umsatz im Fußball bleibt lebhaft, insgesamt wurden 2011 in Europas Topligen 13,2 Milliarden Euro umgesetzt, was einen Anstieg von 24 % seit 2007 darstellt. Eine außergewöhnliche Zahl, wenn man bedenkt, wie die Wirtschaft allgemein in diesem Zeitraum zurückgegangen ist.
Auch die Zuschauerzahlen haben sich 2012 verbessert. Während 2011 noch ein Rückgang bei den Ticket-Einnahmen verzeichnet wurde, haben sich die Zuschauerzahlen 2012 wieder leicht erholt. Der Großteil der europäischen Topligen verzeichnete einen Zuwachs mit einem Anstieg von 2,5 % an Zuschauern, insgesamt kamen europaweit über 103 Millionen Menschen in die Stadien.
Allerdings gab es auch Erkenntnisse, die Stoff zum Nachdenken bieten. Insgesamt 55 % der Cheftrainer in den obersten Spielklassen wurden innerhalb der letzten zwölf Monate ausgewechselt. Der Bericht dokumentiert zudem eine Kostenexplosion bei den Vereinen, insbesondere bei Gehältern und den damit verbundenen Kosten, die zwischen 2007 und 2011 um gewaltige 38 % gestiegen sind. Die Umsatzsteigerung von 24 % in diesem Zeitraum wurde damit deutlich übertroffen. Der kombinierte Personalaufwand und die Nettotransferaufwendungen sind von 62 % der Einnahmen auf 71 % gestiegen. Es ist dieser nicht nachlassende Anstieg, der eine deutliche Zunahme bei den Verlusten der Klubs zu Folge hat. Von den Vereinen aus den höchsten Spielklassen Europas wurden zum Ende des Finanzjahres 2011 Verluste in Höhe von 1,7 Milliarden Euro gemeldet.
Der Bericht blickt aber noch tiefer in die Materie hinein. Die Analysen der UEFA haben gezeigt, dass die Ergebnisse auf allen Ebenen schlechter geworden sind, nicht nur bei den stark mediatisierten hohen Verlusten. Während die Verluste der zehn Klubs mit den größten Verlusten zwischen 2007 und 2011 um 260 Millionen Euro gestiegen sind, haben sich die Ergebnisse der auf den Plätzen 11 bis 30 liegenden Klubs, die rote Zahlen schreiben, um 310 Millionen Euro verschlechtert. Kleinere Vereine mit negativer Bilanz vermeldeten 2011 um 340 Millionen Euro schlechtere Ergebnisse als 2007.
Es liegt auf der Hand, dass die finanziellen Herausforderungen tiefgreifender sind als die in den Medien hoch gehandelten Fälle es an der Oberfläche erscheinen lassen. Um die schlechten Nachrichten mit etwas erfreulicheren Meldungen auszugleichen, hat der Bericht einen etwas höheren Anteil an Vereinen ausgemacht, die ihre Bilanzen ausgeglichen halten konnten. Eine Analyse der Bilanzaufstellung der Klubs stellt sich größtenteils neutral dar.
In Anbetracht der UEFA-Regularien, die für die Finanzjahre 2012 und 2013 in Kraft treten, müssen viele Klubs, die an UEFA-Vereinswettbewerben teilnehmen, ihre Bilanzaufstellungen verbessern, um den Anforderungen gerecht zu werden.
Das Streben nach einer nachhaltigen Balance zwischen Einnahmen, Ausgaben und Investitionen ist ein zentraler Punkt bei der UEFA-Klublizenzierung und den Regularien des finanziellen Fairplay. Allerdings wird durch diesen Bericht ohne Einschränkungen klar, dass Maßnahmen von der UEFA, den nationalen Verbänden und ihren Vereinen unerlässlich sind, um das zukünftige Wohlergehen der beliebtesten Sportart Europas und der ganzen Welt zu beschützen.