Hohe Messlatte für Schiedsrichter

Europas Topschiedsrichter wurden angehalten, auch in der kommenden Saison die starken Leistungen abzurufen, die sie in den letzten Spielzeiten gezeigt haben – dabei soll die UEFA EURO 2012 für die Spiel-Offiziellen als Gradmesser für die kommenden Monate gelten.

Die Schiedsrichter kamen diese Woche in der UEFA-Zentrale in Nyon zu ihrem traditionellen Sommer-Treffen zusammen. Auf der Agenda standen dabei ein Rückblick auf die Endrunde in Polen und der Ukraine und ein Auffrischungskurs für die anstehende Saison in der UEFA Champions League der UEFA Europa League und die Qualifikationsspiele der FIFA-WM 2014 . Neben Diskussionen und Videoanalysen steht für die Schiedsrichter auch ein Fitnesstest auf dem Programm, zudem sind sie aufgefordert, der UEFA-Schiedrichterkommission Feedback bezüglich der letzten Monate zu geben.

"Ich möchte den Schiedsrichtern, Schiedsrichter-Assistenten und zusätzlichen Schiedsrichter-Assistenten zu ihren außergewöhnlichen Leistungen bei der EURO 2012 gratulieren", sagte Angel María Villa Llona, der Vorsitzende der UEFA-Schiedsrichterkommission, zu den Teilnehmern des Kurses: 22 Elite-, 14 Elite-Entwicklungs- und 55 Erste-Kategorie-Schiedsrichter. "Dies ist der Beginn einer neuen Saison und ich bitte Sie, Ihre Arbeit mit Enthusiasmus und Freude anzugehen."

"Dieser Kurs ist wichtig, weil jede neue Saison anders ist und es immer Dinge gibt, die wir verbessern können", erklärte der oberste Schiedsrichter-Verantwortliche der UEFA, Pierluigi Collina. "Ich stimme mit [Angel María Villar Llona] überein, was die starken Schiedsrichter-Leistungen bei der EURO 2012 angeht – wir alle waren sehr zufrieden."

Collina erklärte, dass letzte Saison viele Ziele der UEFA-Schiedsrichterkommission erreicht wurden, vor allem hinsichtlich des Schutzes der Spieler und des Images des Fußballs durch das Unterbinden von rücksichtslosen Tacklings und Ellenbogen-Schlägen. In dieser Saison, so sagte er, seien die Schiedsrichter angehalten, ihre Aufmerksamkeit verstärkt auf Handspiel und Abseitsentscheidungen zu richten.

Der ehemalige italienische Schiedsrichter lobte ausdrücklich die exzellente Arbeit der Schiedsrichter-Assistenten bei der UEFA EURO 2012 hinsichtlich von Abseitsentscheidungen. " Wir hatten 435 Abseitsentscheidungen, bei denen die Stürmer knapp im Abseits standen, dabei hatten wir eine Trefferquote von 95,9 Prozent", sagte Collina. "Dies bedeutet, dass es nur sehr wenige Fehlentscheidungen durch die Schiedsrichter-Assistenten gab. Der Grund dafür war die exzellente Vorbereitung auf die EURO, Vorbereitung ist der Schlüssel. Zudem waren die zusätzlichen Schiedsrichter-Assistenten sehr hilfreich, sie haben auf die Zwischenfälle in den Strafräumen geachtet und die Assistenten konnten sich voll und ganz auf ihre Abseitsentscheidungen konzentrieren.“

Mit Blick auf die zusätzlichen Schiedsrichter-Assistenten erläuterte Collina, dass nach über 1 000 Spielen in den letzten vier Jahren mit zusätzlichen Schiedsrichter-Assistenten das International Football Association Board (IFAB) im letzten Juli beschlossen hat, die zusätzlichen zwei Augenpaare zum festen Bestandteil des Regelwerks zu machen. “Sie haben abschreckende Wirkung für Fouls wie Ziehen und Halten im Strafraum, vor allem nach Ecken oder Freistößen”, sagte er.

Collina zeigte sich auch erfreut, dass der Respekt vor den Unparteiischen bei der UEFA EURO 2012 offenbar sehr hoch gewesen ist. Die Anzahl der Vergehen wie das Bedrängen oder Beleidigen von Schiedsrichtern sei signifikant zurückgegangen. "Das müssen wir in die nächste Saison der UEFA Champions League und der UEFA Europa League mitnehmen", sagte Collina, der auch ankündigte, dass gute Leistungen junger Schiedsrichter künftig schneller mit dem Aufstieg in höhere Kategorien belohnt würden – und dass dies auch erfahrenere Schiedsrichter motiviere, ihr Leistungsniveau zu halten.

"Sie haben viele Ziele erreicht", gab Collina den Schiedsrichtern mit auf den Weg. "Das ist wichtig – bitte bleiben Sie auf diesem Weg." Außerdem erinnerte er die Spiel-Offiziellen daran, dass sie bei ihren Auftritten stets Repräsentanten der UEFA und ihres Heimatverbandes seien und dass sie sich voll und ganz auf ihre Aufgaben konzentrieren sollten.